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Der Bereich um das Geschäft war immer noch mit rot-weißen Bändern abgesperrt.

Nachdem ich mein Auto am Straßenrand geparkt und abgeschlossen hatte, näherte ich mich dem Juwelier zu Fuß.

Oh Gott! Ich war unfassbar angespannt.
Mein Herz schlug wild und meine Handflächen hatten so sehr begonnen zu schwitzen, dass ich sie an meiner Hose abreiben musste.

Diese körperlichen Reaktion, die ich in den letzten Tagen immer wieder durchmachen musste, waren sicherlich so langsam nicht mehr gesund.

Ich sah mich um.

Hier war es also passiert: das heftigste Ereignis in dieser Stadt, an das ich mich erinnern konnte.

Nervös lief ich Richtung Eingang.

Als ich mit meinem Bauch das Absperrband berührte, blieb ich stehen und schirmte das Sonnenlicht mit den Händen über meinen Augenbrauen ab.

Mit zusammengekniffenen Lidern versuchte ich den Innenraum durch das Schaufenster zu begutachten, doch der Großteil der Fenster war von der Polizei durch Folien angehängt worden. Durch einen kleinen Schlitz erhaschte ich jedoch einen Blick hindurch.

Zwei umgekippte Stühle, eine geöffnete Kasse und eine zerschlagene Vitrine, deren Inhalt ausgeräumt war, konnte ich dort erkennen.
Unzählige Glasscherben und Splitter lagen auf dem Boden verteilt und bedeckten das komplette Linoleum.
Dass hier definitiv kein „gewöhnlicher" Raub stattgefunden hatte, war deutlich zu sehen.

Gleichermaßen aufgeregt und neugierig ging ich ein paar Schritte zur Seite und suchte nach einer Art Küchen- oder Toilettenfenster. Von hier aus musste doch auch noch eine Möglichkeit bestehen, einen besseren Einblick in das Innere zu bekommen.

Vorsichtig tastete ich mich am weißen Klinker entlang und setzte langsam einen Fuß vor den anderen.
Ich hoffte, niemand würde mitbekommen, dass ich um den Tatort herum schlich.
Anderenfalls würde das sicherlich Ärger geben.

Am seitlichen Teil des Gebäudes befand sich tatsächlich ein kleines Fenster. Es war jedoch sehr hoch angebracht und bestand aus Milchglas.
Somit war es für mich unmöglich, einen weiteren Blick in das Geschäft zu erhaschen.

Doch wie war es mit der Hinterseite? Hier hatte ich vielleicht noch eine Chance.
Mit kleinen Schritten lief ich weiter an der Hauswand entlang.

In der Innenstadt waren die Gebäude sehr eng aneinander gesetzt worden, sodass ich mich jetzt in einer Gasse befand und vom benachbarten Haus abgeschirmt wurde.

Plötzlich blieb ich wie angewurzelt stehen, denn auf einmal hörte ich ein aufgebrachtes Genuschel. Zwei Personen schienen sich zu streiten, ohne dabei die Aufmerksamkeit Anderer auf sich ziehen zu wollen.

Einige Sekunden lang bewegte ich mich nicht und atmete sehr flach. Ich konnte niemanden sehen und nur Wortfetzen verstehen.
Ich zog meine Augenbrauen zusammen und lauschte.

„ ... verschwunden ... niemand gesehen ... abgehauen ... Fingerabdrücke ... Schmuck und Uhren ... ... ... nein! ... versteckt ... Flucht ... Der Boss ..." waren die Wörter die ich aufschnappen konnte.

Eiskalt lief es mir den Rücken herunter.
Hatte ich womöglich gerade die Täter belauscht, die zum Tatort zurückgekehrt waren um dort noch etwas „zu erledigen"?
In Opas Krimis sagten sie ja oft so schön: „ Der Täter kehrt immer zum Tatort zurück".

Nach dieser Erkenntnis wollte ich mich panisch umdrehen und verschwinden, doch meine Beine bewegten sich nicht.

Sollte ich um die Ecke schauen und versuchen einen Blick auf die Personen zu werfen, deren Gespräch ich mitbekommen hatte?

Criminal tension - Wie ich einem Straftäter verfielWhere stories live. Discover now