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Connor war sich sehr unsicher, ob Mrs. Jacobs mir weiterhelfen könnte und selbst wenn, ob sie es auch wollen würde, fand meine Idee aber prinzipiell gut.

Ich durfte einfach nichts unversucht lassen um endlich die Wahrheit ans Licht zu bringen und das wurde mir immer klarer.

Es auf diesem Wege zu tun, schien mir endgültig die letzte Möglichkeit zu sein, nachdem ich alle Hoffnungen auf Connor gesetzt hatte, doch dieser rein gar nichts über den Raub und die letzten Wochen vor Kierans Verschwinden wusste.

Auch wenn ich Gefühle für meinen Patienten hatte die ich nicht haben durfte, musste ich sie verdrängen und die Mission zu Ende bringen, damit ich endlich wieder in mein altes Leben zurückkehren und mich voll und ganz auf mein Studium konzentrieren konnte.

Ich war mir sicher, ich würde es nicht nur für ihn und mich tun, sondern auch für Roxanne, der es wahrscheinlich schon seit Wochen sehr schlecht gehen musste, da sie völlig unwissend war.
Kieran - beziehungsweise Will - zu lieben und von ihm zurückgeliebt zu werden, musste das schönste Gefühl überhaupt sein und das konnte und wollte ich ihr nicht wegnehmen. Dafür war ich nicht der Typ.
All das, was ich mit ihrem Mann getan hatte, weil ich ahnungslos war, war schon schlimm genug.
Sobald die beiden sich in Freiheit wiedersehen würden, könnte mein Patient sich bestimmt wieder an Roxanne und seine Empfindungen für sie erinnern und seine verwirrenden Emotionen mir gegenüber vergessen - da war ich mir sicher.

Am Anfang unserer Geschichte wollte ich nur ein guter, unterstützender Kumpel für Kieran sein, und so schwer es mir auch fiel, zu dieser Position musste ich wohl oder übel nun zurückkehren, auch wenn meine Gefühle sich gedreht hatten. Ich musste einfach vernünftig sein und meinen Kopf ein- und mein Herz ausschalten.

Das war das Beste für alle.

-

Nachdem ich Connor noch meine Nummer gegeben und mich von ihm verabschiedet hatte, hoffte ich, von niemandem in seiner Nähe gesehen worden zu sein.

Schnell war ich in Sues Auto gestiegen, losgefahren und hatte sie kurze Zeit später angerufen.

Nach einem erneuten, minutenlangen Gespräch, dessen Inhalt nun auch meine Freundin total aus der Bahn geworfen hatte, legte ich mit einem flauen Gefühl im Magen wieder auf und atmete tief durch.

Sue schien genauso geschockt über Kierans Vergangenheit und auch den Fakt, dass er eine Freundin hatte, zu sein wie ich. Doch auch sie fand es richtig, dass ich zu Ende bringen wollte, was ich angefangen hatte.

-

Eine halbe Stunde nach dem Telefonat erreichte ich den Wohnort von Mrs. Jacobs. Ihre Adresse kannte ich ja aus den Unterlagen, die Kieran und ich in Katherines Haus gefunden hatten.

Ein großes, rotes Backsteingebäude verbarg sich hinter der Hausnummer, die die richtige zu sein schien.

Ich stellte Sues Wagen einige Meter entfernt von Mrs. Jacobs Haus ab und näherte mich ihm die letzten Meter zu Fuß.

Angespannt wartete ich darauf was passieren würde, nachdem ich die Klingel unter dem Namensschild „Jacobs" betätigt hatte.

Als ich kurz darauf Schritte aus dem Inneren des Hauses hörte, wurde mir schlagartig klar, dass ich total planlos war und mir keinerlei Gedanken darüber gemacht hatte, was ich eigentlich zu ihr sagen wollte.
Auch darüber, wie ich mich einer Frau gegenüber verhalten sollte, die erst vor ein paar Wochen ihren Mann verloren hatte weil er erschossen worden war, hatte ich bisher überhaupt nicht nachgedacht.

Ich fing an zu schwitzen und fühlte mich plötzlich extrem unwohl.

Doch es gab kein Zurück mehr, ich musste mich der Situation einfach stellen...


Criminal tension - Wie ich einem Straftäter verfielWo Geschichten leben. Entdecke jetzt