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Unaufhörlich hämmerte mein Herz gegen meinen Brustkorb. Noch nie in meinem Leben hatte ich eine solche Angst verspürt.
Jeder Muskel meines Körpers war verspannt, mir war gleichzeitig heiß und kalt. Meine Haut brannte, obwohl ich innerlich zitterte.

Ich war mir sicher, dass ich nun die Quittung für mein Herumschnüffeln bekommen würde. Bestimmt hatten mich die beiden Männer, die ich bei ihrem Einbruch in das Juweliergeschäft beobachtet hatte, gesehen und wollten mich nun zum Schweigen bringen.

Wurde ich entführt, bedroht, festgehalten oder sogar getötet?

Unzählige wilde Gedanken schossen mir durch den Kopf, obwohl der Moment nur Sekunden dauerte.

Mit weiterhin einer Hand an meine Hüfte gedrückt und der anderen auf meinen Mund gepresst, zog der Angreifer mich von meinem Auto weg - hin zu dem einzigen Baum auf dem Gelände.

Ich wusste nicht wie mir geschah.

Ich konnte aus der Ferne hören, wie die Eingangstür des Krankenhauses geöffnet wurde, dann wieder zu fiel und nahm kurz darauf Schritte wahr, die immer weiter auf mich zu kamen.

Der Fremde drückte seinen Rücken an den Baumstamm und mich vor ihm fest an sich. Ich spürte seine kräftigen Arme nun um meinen Bauch herum, die mich angespannt festhielten, und seinen Atem in meinem Nacken.

Das Blut schoss mir mit rasender Geschwindigkeit durch jede Ader.

Einige Sekunden lang rührten wir uns keinen Millimeter, sondern horchten nur, was um uns herum geschah.
Derjenige, der die Klinik gerade verlassen hatte, stieg in sein Auto ein, schaltete die Scheinwerfer an, den Motor ein und fuhr dann davon.

Totale Stille herrschte. Das Einzige das ich hörte, war den Regen, der immer stärker wurde.
Einen Moment lang verharrte der Angreifer noch in der Position am Baum und ich fühlte an meinem Rücken, wie sich sein Brustkorb schnell hob und wieder senkte.

Panisch wartete ich darauf, was nun passieren würde. Mein Puls raste und mein Mund fühlte sich so trocken an, dass ich wohl kaum in der Lage gewesen wäre zu schreien, selbst wenn ich gekonnt hätte.

Plötzlich spürte ich, dass sich seine Hand lockerte und dann von meinen Lippen löste.
Sofort atmete ich tief ein und rang nach Luft, ohne einen Laut von mir zu geben.
Ein Hauch von Erleichterung kam in mir auf. Erlöst füllte ich meine Lungen mit der kalten Abendluft und schloss meine Augen.

Und auf einmal stieg er mir in die Nase.
Er, der unfassbare Geruch, der, obwohl ich ihn erst vor wenigen Tagen das erste Mal gerochen hatte, so vertraut für mich erschien. Wärme erfasste sowohl meinen Geist als auch meinen Körper und alle Angst fiel von mir ab.
Schlagartig wurde mir bewusst, dass er Derjenige sein musste, der mich gerade fest in seinem Arm hielt, mich an seinen Bauch presste und mir in den Nacken atmete.

„Es tut mir leid. Ich wollte dich nicht erschrecken, Lynn." Hauchend flüsterte er.

Ich hatte Recht. Er war es.

Der Unbekannte, der sich unbemerkt aus dem Krankenhaus geschlichen hatte.
Ich spürte, dass er ernst meinte, was er gesagt hatte.

Nun lockerte er auch seinen Griff um meinen Bauch herum und drehte mich mit einer schnellen Bewegung zu sich um, ehe ich mich von ihm entfernen konnte.
Nun standen wir uns frontal gegenüber und nur wenige Zentimeter trennten unsere Körper voneinander.

Criminal tension - Wie ich einem Straftäter verfielWhere stories live. Discover now