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Nachdem ich ihm erzählt hatte, was mir in den Sinn gekommen war, beschlossen wir unsere Sachen zusammenpacken, aufzuräumen und dann die Hütte mit dem Nötigsten zu verlassen.

Mein Patient hatte meinem Vorschlag zugestimmt, alle vier Adressen, die zu den Koordinaten gehörten, nacheinander anzufahren und an jedem Ort nach Informationen zu suchen.
Dies schien die logische Konsequenz aus den Ergebnissen der letzten Nacht zu sein. Und egal was wir herausfinden würden, dieser Schritt war der einzig sinnvolle. Da waren wir uns einig.

Während er mit dem Packen seiner Klamotten beschäftigt war, hatte ich in der Zwischenzeit zu erst mit meinem Opa telefoniert, ihm mal wieder vom anstrengenden Univorbereitungskurs vorgelogen und dann hastig die Nummer von Millie gewählt.

Um sie mir möglichst ungestört vorknöpfen zu können, hatte ich die Hütte verlassen und war ein paar Schritte in den Wald hinein gegangen.
Das Laub raschelte unter meinen Schuhen, während ich darauf wartete, dass sie abnahm.

„Lynn, hey! Alles klar? Wie geht es dir? Oder besser gefragt... EUCH!" Aufgeregt kicherte sie in den Hörer. Anscheinend war sie sich dessen bewusst, dass ich mich melden würde, sobald ich die „Entdeckung" gemacht hätte.

In schnippischem Ton antwortete ich ihr.
„Ja... alles WUNDERBAR, Millie, danke der Nachfrage.
Ich erzähle dir jetzt die Kurzfassung der Geschichte, wie ich herausgefunden habe was in dem Etui war, von dem ich dachte, es wäre Make-up darin.
Und zwar ist es offen vom Waschbeckenrand gefallen und alle Tütchen haben sich auf dem Boden verteilt, während er alles gesehen hat. Ich habe mich zu Tode geschämt. Er hat mit Sicherheit gedacht, dass ich sofort mit jedem Dahergelaufenen in die Kiste steige und deshalb immer auf alles vorbereitet bin - bei der Auswahl an Gummis!"

Ich hatte mich wirklich in Rage geredet und wollte, dass meine Freundin spürte, wie schlecht ich mich gefühlt und welche Gedanken ich in der Situation gehabt hatte.
Was ich bewusst erstmal für mich behielt, war, dass mein Gast und ich uns tatsächlich näher gekommen waren. Ich wollte es ihr und auch Sue sagen, jedoch nicht in diesem Moment, dafür war einfach noch nicht der richtige Zeitpunkt.

„Oha...", entwich es ihr auf meine Ansage hin dann doch recht kleinlaut. „So war das Ganze natürlich nicht geplant. Sue und ich dachten, weil wir irgendwie gespürt haben, dass da etwas zwischen euch sein könnte, dass wir dir was da lassen, damit nichts und niemand euch davon abhalten kann..."
Ich unterbrach sie.
„Jaja, das war wirklich extrem nett von euch. Nur noch etwas netter wäre es gewesen, wenn ihr es mir einfach gesagt und mir damit einen der Top 3 peinlichsten Momente meines Lebens erspart hättet."
Meine Freundin seufzte in der Leitung.
„Okay, ja, das stimmt. Es tut mir echt leid Süße. Wir haben es eigentlich nur gut gemeint. Aber wir hätten es dir sagen sollen. Dann wärst du sicher anders mit dem Etui umgegangen."

Absolut.

Nachdem ich Millie dann allerdings erzählte, dass mein Patient mit viel Verständnis darauf reagiert hatte, schienen sich die Wogen zu glätten. Sie entschuldigte sich noch einige Male dafür, mir nichts gesagt zu haben und ich konnte mich wieder beruhigen.

Dann fuhr ich - ohne den Grund, wie es dazu kam, zu nennen - damit fort, dass ich die Koordinaten auf seiner Haut entdeckt hatte und erzählte ihr von unserem Plan.
Gespannt hörte sie zu und bestätigte immer wieder, dass er uns sicherlich zum Ziel führen würde.

Und dann schweifte sie irgendwann vom Thema ab.

„Was mich noch interessiert... seid ihr euch denn jetzt näher gekommen? Ich hab doch gefühlt, dass da irgendwie Spannung zwischen euch war. Diese Blicke..."

Auf einmal hörte ich, dass mein Gast die schwere Hüttentür öffnete und hinausschaute. Anscheinend war er fertig mit Packen und hatte nach mir gesucht.
Perfektes Timing.

Criminal tension - Wie ich einem Straftäter verfielTempat cerita menjadi hidup. Temukan sekarang