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Stumm saßen wir in meinem Wagen, starrten auf die Straße und beobachteten die vorbeifahrenden Autos in der Dunkelheit.

Ich begann zu spüren, dass die unfassbare Anspannung in mir immer mehr abzunehmen schien.

Wir hatten es geschafft die Kerle im schwarzen Bulli abzuhängen, indem ich mit 85 km/h über eine rote Ampel gefahren war und dabei um Haaresbreite mit einem LKW zusammengestoßen wäre.
Und das alles mit voller Absicht.

Gedankenversunken schüttelte ich den Kopf und fuhr mir mit der Hand durch die Haare.

„Wie ... geht's jetzt ... weiter?", kam es dann zögerlich und verunsichert vom Beifahrersitz.

Als ich meinen Kopf drehte und ihm in die Augen blickte, konnte ich erkennen, dass sie voller Verzweiflung steckten.

Er hatte nicht nur Angst vor seiner Vergangenheit, sondern auch vor seiner Zukunft. Alles schien für ihn ungewiss.

Die einzige Konstante in seinem Leben war ich.

Und daher war ich mir bewusst, dass ich eine Lösung finden musste.

Wir brauchten einen Ort, an dem wir uns verstecken und an der Aufklärung des Überfalls arbeiten konnten.

Es musste ein Platz sein, der niemandem sonst bekannt war. Bisher hatte ich keine Zeit gehabt darüber nachzudenken, wo wir unterkommen sollten.

Wenn die Polizei in der ganzen Sache mit drin stecken würde, hätte sie in Windeseile meine Wohnung, die meines Opas und die meiner Freundinnen durchsuchen lassen, denn die Gangster hatten mein Kennzeichen gesehen.

Sich dort zu verstecken wäre also alles andere als schlau; mal abgesehen davon, dass ich weder Millie, noch Sue und schon gar nicht meinen alten Herren mit der Situation belasten wollte.
Vor ein paar Tagen nicht und heute, wo mein Patient auch noch gesucht und verfolgt wurde, schon mal gar nicht. Bei keinem von ihnen hätten wir also unterkommen können.

Nervös biss ich auf meiner Lippe herum und zerbrach mir den Kopf. Ich musste schnell eine Antwort finden. In diesem Parkhaus konnten wir ja schließlich nicht bleiben...


Und dann fiel es mir plötzlich wie Schuppen von den Augen.

Natürlich! Dieser Ort war perfekt dafür, obwohl er unschöne Erinnerungen in mir weckte. Ein Wunder, dass ich noch nicht früher darauf gekommen war.

„Ich weiß, wo wir bleiben können!
Aber bevor wir dort hinfahren, müssen wir noch etwas erledigen."
Überzeugt von meinem Vorhaben sah ich ihn an.

„Echt?
Okay ... das ... das klingt ja super. Egal was oder wo es ist, ich ... bin dir sehr dankbar", gab er aufgeregt von sich und ich konnte wieder etwas Hoffnung in seinen schönen Augen erkennen.

-

Nachdem wir zurück auf der Straße waren, fingen mein Gast und ich an, uns pausenlos nach allen Seiten umzusehen und Ausschau nach verdächtigen Fahrzeugen zu halten. In der Dunkelheit gestaltete sich das natürlich noch um einiges schwieriger.

Minuten später hielt ich in einer mir gut bekannten Seitenstraße, schaltete den Motor aus und schnallte mich ab.

Langsam stieg die Nervosität in mir und ich fragte mich, ob mein Plan aufgehen würde.

„So, da wären wir.
Hier werden wir nicht bleiben, aber ich muss mich jetzt jemandem anvertrauen, damit alles aufgeht.
Ich brauche jemanden, der uns hilft und sich auch um Charly kümmert, solange ich weg bin."

Aufmerksam hörte er zu und nickte dabei immer wieder angespannt.
„Ich verstehe das ... und ich vertraue dir, wenn du jemanden hast, dem du vertraust."

Criminal tension - Wie ich einem Straftäter verfielOù les histoires vivent. Découvrez maintenant