103 - Letztes Kapitel, Epilog und Q&A

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Mit großen Augen und aufeinandergepressten Lippen starrte ich ihn an.

Ich freute mich so sehr darüber ihn wiederzusehen, dass ich am liebsten sofort auf ihn zugestürmt wäre und ihn umarmt hätte, doch ich tat es nicht, da es noch eine letzte Hürde zwischen meinem Opa und mir gab.

Und die war Kieran.

Ich musste meinem Großvater beichten, dass ich ihn angelogen, ihm mehrere Wochen lang feinstes Schmierentheater vorgespielt und mich in große Gefahr für meine Seele und meinen Körper gegeben hatte, dafür alles aufs Spiel setzte und mich mit der gefährlichsten Gang weit und breit angelegt hatte.
Und das nur, um einem Kriminellen zu helfen, in den ich mich verliebt hatte.

Wie würde er das bloß aufnehmen?

Bei dem Gedanken daran, wurden meine Knie ganz weich.

Ich nahm einen tiefen Atemzug, drückte Kierans Hand dabei fest, schloss für einige Sekunden meine Augen, öffnete sie wieder, setzte ein Lächeln auf und sah meinen Opa direkt an.

„Hallo Opa, ich bin wieder da. Aber ich bin nicht allein gekommen, sondern habe jemanden mitgebracht, von dem ich dir schon vor einigen Wochen erzählt habe.
Und ja, er ist der Mann vom Phantombild aus den Nachrichten, doch es ist ganz anders als du denkst.
Wir würden es dir gerne in Ruhe erklären.
Können wir reinkommen?"

Mein Puls hämmerte mir weit oben im Hals.

Mein Opa liebte mich, aber gerade deshalb war er so beschützerisch.
Doch er vertraute mir auch. Die Frage war nur, wie weit.
Ich hoffte sehr, dass ich mit meinen Lügen unser Verhältnis nicht komplett zerstört hatte.


Nervös sah ich ihn an und spürte, dass
auch der Mann, dessen Hand ich drückte, sehr angespannt war, obwohl er sein freundlichstes Lächeln aufgesetzt hatte.

Mein Opa lies seine Augen hin- und herspringen.

Von mir zu Kieran, von Kieran zu mir.

Er musterte uns abwechselnd von oben bis unten - verzog dabei aber keine Miene.

„Na schön", ertönte es dann irgendwann erlösend und mein Opa verschwand im Haus, was einer Aufforderung zum Folgen gleichkam.

Sofort stellte sich ein breites Grinsen auf meinem Gesicht ein, das ich direkt Kieran präsentierte, bevor ich ihn hinter mir herzog.


Wir saßen in Opas kleinem Wohnzimmer.

Die Sonne schien durch die Fenster und der Wind dahinter ließ das Laub der Bäume rascheln.
Das beruhigte mich ein wenig.

So schnell wie möglich wollte ich die Sache hinter mich bringen. Daher setzte ich ohne großes Zögern an.

„Opa, alles was ich dir jetzt erzähle ist nicht ohne, doch es ist alles wahr. Ich hoffe sehr, dass du verstehen kannst, weshalb ich so gehandelt habe und Dinge tat, die ich vorher selbst nicht für möglich gehalten hätte und ich verspreche dir hiermit, dass ich dich ab sofort nie wieder anlügen werde. Doch zu deiner eigenen Sicherheit, habe ich dir in den letzten Wochen eine unwahre Geschichte aufgetischt.
Ich war nämlich nie bei dem Univorbereitungskurs, von dem ich dir erzählt habe.

Du weißt ja, dass wir in der Klinik Patienten behandelt haben, die in den Raubüberfall auf den Juwelier verwickelt waren und dass es einen jungen Mann gab, der dabei mehrfach angeschossen wurde und sein Gedächtnis verloren hat.

Und dieser Mann... der sitzt hier neben mir. Er... er heißt Will.

Er ist nach der OP aufgewacht und seine Erinnerungen an seine Vergangenheit waren vollständig ausgelöscht, doch er hat zufälligerweise bei einem Blick aus dem Fenster gesehen, dass zwei zwielichtige Personen das Krankenhaus betreten wollten, die er zwar nicht erkannte, doch deren Präsenz ein furchtbares Bauchgefühl in ihm auslöste.
Obwohl er körperlich eigentlich noch nicht dazu in der Lage gewesen wäre, ist er überstürzt aus der Klinik geflüchtet und... mir in die Arme gelaufen.

Criminal tension - Wie ich einem Straftäter verfielOpowieści tętniące życiem. Odkryj je teraz