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Roxy leistete uns noch ungefähr eine Stunde Gesellschaft, bevor sie sich auf den Heimweg machte.

Sie hatte uns erzählt, dass sie direkt nach ihrer Befragung freigelassen wurde, da sie aus Nothilfe gehandelt hatte, als sie sah, wie Kieran und ich von ihrem Vater bedroht worden waren.
Zwar entsprach das nicht zu hundert Prozent der Wahrheit, doch die Beamten glaubten ihr zum Glück und ließen sie gehen.

Sie hatten ihr gesagt, dass Ben die Schussverletzungen wohl überleben würde, aber den Rest seines Lebens im Gefängnis und dort im Rollstuhl sitzend verbringen musste.

All das zu hören war eine große Erleichterung, denn nun konnten wir uns wirklich sicher sein, dass die Gang uns nicht mehr gefährlich werden konnte.

Jedes der überlebenden Mitglieder saß nun hinter Gittern, die korrupten Beamten waren aus dem Verkehr gezogen worden und Ben konnte nicht mehr laufen, was seine Handlungsfähigkeit noch zusätzlich um ein Vielfaches einschränkte.

-

Nachdem Roxanne gegangen war, hatten Kieran und ich uns in mein Bett gelegt und uns stundenlang in den Armen gehalten.

Wir waren so vertraut mit einander, als würden wir uns schon seit Jahren kennen und wären nie getrennt gewesen.

Wir redeten über alles und nichts und die Minuten verstrichen im Sekundentakt.

Ich war unendlich glücklich, frei, sicher und... und verliebt.

So, wie Kieran auch.

-

Am nächsten Morgen, nach einer unfassbar erholsamen Nacht mit den süßesten Träumen, fuhren Kieran und ich zu Connor und hatten auch Cassie zu ihm bestellt.

Ich freute mich sehr darüber, die beiden wieder zu sehen, war aber gleichzeitig auch nervös.

Ich fragte mich, wie sie unsere Erzählung aufnehmen würden und ob auch Cassie und Connor langsam mit der Aufarbeitung der Geschehnisse beginnen konnten.

Nachdem wir das geliehene Auto von Connor geparkt hatten und die Hofeinfahrt zu seinem Haus betraten, sah ich Kieran mit einem mulmigen Seitenblick an.

Sofort spürte er, wie ich mich fühlte.

„Alles wird gut Lynn. Jetzt kann uns nichts mehr passieren..."

Dann nahm er meine Hand.

„Mein Bruder und ich haben uns ausgesprochen. Es ist sehr viel geschehen in der Vergangenheit, doch er weiß nun, weshalb ich all diese Dinge getan habe und konnte sie sogar ein Stück weit nachvollziehen. Er wird froh darüber sein, dass alles nun ein Ende hat und wir wieder ein normales Geschwisterverhältnis zueinander aufbauen können.
Und dich... dich mochte er doch von Anfang an. Sicherlich ist er erleichtert darüber, dass er nun nicht mehr alleine auf mich aufpassen muss, weil ich jemand Tolles an meiner Seite habe..."

Er grinste schief und mein Herz begann bei diesem Anblick zu hüpfen.

Beschämt lächelte ich.

„Ich hoffe du hast Recht..."

-

Knapp eine Stunde später hatten mein Patient und ich Cassie und Connor einfach alles aus den letzten Tagen erzählt und dabei kein Detail ausgelassen.

Gespannt hatten sie zugehört, genickt, die Köpfe geschüttelt und ungläubig, schockiert, verängstigt, aber auch freudestrahlend reagiert.

Sie hatten uns auf dieser unfassbaren Reise begleitet und uns mit vollster Kraft unterstützt, obwohl beide ebenfalls schwere eigene Schicksale hatten.

Doch am Ende, hatte sich alles ausgezahlt.

Cassie legte sich ihre Hand auf ihr Herz.

„Ich bin so froh, dass ihr all das durchgestanden und nicht aufgegeben habt, bis das Gute gesiegt hat.
Ich bin sehr stolz auf euch und mir so sicher, dass Steven es auch ist.
Wo auch immer er sich gerade befindet und von wo auch immer er uns zuhört... er feiert euch für eure Heldentaten und weiß, dass er alles richtig gemacht und genau dem richtigen jungen Mann vertraut hat."

Bevor wir etwas dazu sagen konnten, schaltete sich Connor ein.

„Das sehe ich ganz genauso.
Bruderherz, ich war in den letzten Jahren wirklich verzweifelt und hatte dich aufgegeben, weil ich so oft von dir enttäuscht wurde.
Doch du hast die Kurve gekriegt und etwas Unfassbares geleistet.
Ich kann dir kaum sagen, wie glücklich mich das macht und wie stolz ich auf dich bin. Sicher ist, dass Oma das genauso gesehen hätte. Ich hoffe, auch sie hat dich von oben aus beobachtet und dir die Stärke und das Durchhaltevermögen gegeben, um das alles durchzustehen."

Dann stand er auf und breitete seine Arme weit aus.

„Komm her kleiner Bruder..."

Mit einem Lächeln bis über beide Ohren lief Kieran Connor entgegen und nahm seine Umarmung dankend an.

Mir wurde ganz warm als ich sah, wie die Brüder sich in den Armen hielten und jegliche Negativität verschwunden war.

Irgendwann blickte Kieran auf, strahle und winkte mich, und danach Cassie, zu sich.

In einer Gruppenumarmung verschwand das letzte Bisschen meiner Anspannung und ich fühlte mich vollkommen gelöst.

-

Am Tag darauf hatten mein Freund (jep, richtig gelesen...) und ich noch eine letzte Mission zu erfüllen.

Eine, die mich noch ein letztes Mal sehr nervös machen würde.

Unsicher kaute ich auf meiner Unterlippe herum, als ich meine Autotür zuschlug.

Kieran wartete bereits auf dem Bürgersteig auf mich.

„Heute bin ich auch sehr angespannt", gab er von sich.

„Na dann sind wir schon zwei...", sagte ich mit verkniffenen Lippen. „... aber das werden wir nun auch noch schaffen..."

„Wenn du das sagst, Lynn, wird es so sein. Ich vertraue dir."

Dann streckte er seine Hand nach mir aus und streichelte mir behutsam über meine Wange, nachdem er mir mit seinen warmen Fingern eine Haarsträhne hinter mein Ohr gekämmt hatte.

Leise seufzend schloss ich meine Augen. Ich genoss einfach jede Berührung von ihm bis zum Äußersten.

Als ich sie wieder öffnete sah ich ich seine wunderschönen, strahlenden Augen und spürte, dass nichts mehr schiefgehen konnte. Ich wusste es einfach.

„Okay, gehen wir", sagte ich fest entschlossen und war nun diejenige, die ihn an die Hand nahm.

Kurz vor der Haustür angekommen, machte ich noch einmal einen tiefen Atemzug, bevor ich bereit war, die Klingel zu drücken.

Mein Puls erhöhte sich schlagartig, als ich kurz darauf Schritte im Inneren des Hauses hörte.

Langsam öffnete sich die Tür und ich hielt den Atem an.

Ein sehr vertrautes Augenpaar funkelte mir entgegen.

„Lynn, meine Kleine und..."

und dann traf sein Blick auf Kieran zu meiner Linken

„.. und der Junge vom PHANTOMBILD?!"

****

Na, was meint ihr, wer öffnet den beiden da die Tür und wie wird die Person reagieren?
Glaubt ihr, Lynn wird die ganze Geschichte offenbaren? 🤔

Unglaublich aber wahr: Das nächste Kapitel wird übrigens das letzte sein...
Ich hoffe ihr freut euch drauf ☺️.

Votet gerne, wenn euch dieses Kapitel gefallen hat.
Bis zum nächsten Mal und ein tolles, sonniges Wochenende für euch alle ☀️

F. 💕

Criminal tension - Wie ich einem Straftäter verfielWo Geschichten leben. Entdecke jetzt