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Hatte ich das gerade richtig verstanden? Er wollte doch, dass ich neben ihm schlief?

Ich dachte, genau das wäre nicht in seinem Sinne.

Weshalb hatte er gestern Abend sonst so reagieren sollen, als ich ebendas vorschlagen wollte?

Ich war so schnell es ging ins Bad verschwunden, hatte ihn an der Tür nicht ausreden lassen und dann auf dem Sessel geschlafen.

Hatte ich alles falsch interpretiert oder hatte er etwa seine Meinung geändert?

Große Verwirrung machte sich in mir breit.

An diesem Abend dachte ich, er wollte nur einen Film mit mir schauen um uns etwas abzulenken. Mich von meinen Eltern und ihn von dem Überfall. Und dann würden wir uns für die Nacht wieder trennen.

Plötzlich bekam das Gefühl, dass wir einfach zu wenig miteinander sprachen und sich deshalb anscheinend Missverständnisse aufgebaut hatten.

Vielleicht war schon wieder alles ganz anders als ich vermutete.

Obwohl es mir schwer fiel, fasste ich mir ein Herz und wollte es in diesem Moment einfach wissen. Ich musste ihn fragen, um endlich Klarheit zu bekommen. Ich konnte es nicht mehr ertragen, ständig darüber nachzudenken, aber keine Antwort zu finden.

Meine nassgewordenen Hände ließ ich schnell unter der Bettdecke verschwinden, bevor ich mich wieder zu ihm drehte und ihn ansah.

Mit großen Augen blickte er in meine und wartete immernoch auf eine Antwort auf seine Frage. Und irgendwie wirkte er ... angespannt?


„Ich ... ich dachte du ... möchtest das gar nicht", begann ich leise und hatte das Gefühl, mein Herzschlag war lauter als meine Stimme.
„Als ich ... gestern Abend über die Schlafsituation sprechen wollte, wollte ich dir eigentlich sagen, dass es hier bloß ein Bett gibt, in dem wir nur zusammen liegen können.
Doch ich bekam das Gefühl, dass du das aus irgendeinem Grund nicht kannst und daher habe ich dann schnell die Sesselvariante vorgeschlagen.
Obwohl ich... nicht wüsste warum, dachte ich, du möchtest oder könntest mich nachts nicht neben dir haben."

Puh, es war endlich draußen. So weit so ehrlich.
Die Sache mit dem Badezimmer ließ ich dann doch aus, um ihn nicht komplett zu verärgern und meine Gefühle nicht vollständig bloß zu stellen.

Mein Puls pochte heftig, als ich auf seine Reaktion wartete.

Er setzte sich aufrecht hin und musterte mein Gesicht.

„Oh Mann, Lynn! Wenn ich das gewusst hätte..." Kopfschüttelnd fuhr er sich durch seine vom Kissen verwuschelten Wellen.
„Das Gegenteil war der Fall. Ich hatte das Gefühl, dass du nicht neben mir liegen willst, beziehungsweise kannst.
Du hast so rumgedruckst, dass ich dann irgendwann gesagt habe, dass es mir leid tut. Und damit meinte ich nicht ‚tut mir leid, aber ich will das nicht', sondern ‚tut mir leid, dass du mit mir im Bett deiner verstorbenen Eltern schlafen musst, weil es kein anderes gibt'. Ich wusste, dass dich das sicherlich aufwühlen würde.
Als du dann im Bad verschwunden bist, wollte ich nochmal mit dir darüber sprechen und dir erklären was ich damit meinte, denn ich wollte nicht, dass du auf dem Sessel liegen musstest, hatte aber das Gefühl, die Sache wäre für dich durch. Und auch heute Morgen, als ich das Thema wieder aufgreifen wollte, hast du abgeblockt. Da habe ich dann aufgegeben. Deshalb wollte ich es jetzt nochmal auf diese Weise hier versuchen.

Lynn, ich möchte nicht, dass du auf einem Sessel schlafen musst, in einer Hütte in der du so ungern bist, nur um es mir recht zu machen. Und das tust du damit auch gar nicht, denn ich möchte dich hier haben und nicht unten.

Criminal tension - Wie ich einem Straftäter verfielWhere stories live. Discover now