Onze

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Der Weg durch die Garage kam mir vor wie ein Traum, als wäre all das nicht real und als würde ich nicht gerade meinem Ex-Verlobten in einem seiner T-Shirts hinterherlaufen, unter dem eine klatschnasse Bluse an mir klebte.

Die überraschten Blicke, die uns verfolgten, gaben mir automatisch ein unwohles Gefühl und ich fragte mich, ob sich nach dem Interview und Pierres Reaktion auf mich im Team herumgesprochen hatte, wer ich war.
Aber lange Zeit, um darüber nachzudenken, hatte ich nicht, denn wir erreichten Pierres Fahrerzimmer, einen kleinen Raum mit einer Sitzecke, einem kleinen Tisch und einem Schrank.

Unsicher blieb ich vor der offenen Tür stehen, weil das Zimmer so klein war, dass Pierre und ich wahnsinnig nah beieinander hätten stehen müssen, und erntete dafür einen beinahe belustigten Blick von ihm.

"Du kannst dich natürlich auch gerne da draußen auf dem Gang umziehen, aber dann hättest du es genauso gut im Paddock tun können", zog er mich auf und ich schluckte hart, bevor ich mich in sein Zimmer wagte und die Tür hinter uns schloss.

Pierres Nähe wirkte sofort auf mich und ich konnte förmlich spüren, wie mein Körper auf ihn reagierte. Mein Herz klopfe wie wild, meine Hände wurden schwitzig und ich war froh, als der Dunkelblonde mir aus seinem Schrank ein T-Shirt raussuchte und in die Hand drückte. Dann deutete er auf eine Tür neben dem Tisch.

"Da ist das Badezimmer, links liegen frische Handtücher, damit du dich abtrocknen kannst, bevor du das neue Shirt anziehst."

"Danke", antwortete ich leise und ein wenig heiser, dann folgte ich schnell seiner Aufforderung und zog mich ins Bad zurück.

Kaum hatte ich die Tür hinter mir geschlossen, stütze ich mich mit beiden Händen auf dem Rand des Waschbeckens ab und starrte mit großen Augen mein Spiegelbild an.
Heilige Scheiße, was passierte hier gerade?

War ich wirklich in Pierres Badezimmer und würde gleich ein T-Shirt von ihm anziehen?
Hatte ich es wirklich geschafft, ihm in den letzten Tagen seit dem Interview erfolgreich aus dem Weg zu gehen, nur um ihm jetzt wegen so einer dämlichen Geschichte deutlich näher zu kommen, als es mir lieb war?

Das alles hier musste ein Albtraum sein, anders konnte ich mir das nicht erklären. Bestimmt würde ich gleich aufwachen und feststellen, dass es erst Sonntagmorgen war und das Rennen noch gar nicht stattgefunden hatte.
In der Hoffnung, dass ich das wirklich nur träumte, ließ ich ein paar Sekunden verstreichen, dann wurde mir klar, dass das hier tatsächlich die Realität war und seufzte tief. Was sollte ich denn jetzt tun?

Ein kalter Schauer, der mir über den Rücken lief, erinnerte mich daran, dass ich dringend aus den nassen Sachen raus musste, also zog ich mir Pierre Shirt und meine Bluse über den Kopf und stellte fest, dass auch mein BH komplett durchnässt war. Na toll, und jetzt?

Genervt befreite ich mich von dem klebrigen Kleidungsstück und versuchte meine Klamotten über dem Waschbecken auszuwringen, aber einen wirklichen Erfolg brachte das nicht mit sich.
Also rubbelte ich mich erstmal mit einem Handtuch trocken und dankte Gott im Stillen, dass wenigstens meine Hose nur an der Seite nass geworden war und ich sie einfach anbehalten konnte, dann starrte ich ratlos auf meinen BH und die Bluse und anschließend auf das frische T-Shirt, das Pierre mir mitgegeben hatte.

Es war zwar in seiner Größe, aber trotzdem würde es wohl nicht so locker bei mir sitzen, dass ich über einen fehlenden BH hinwegtäuschen konnte und das Einzige, was meinen Tag noch mehr hätte ruinieren können, wäre ein Nippelblitzer in einem AlphaTauri-Shirt gewesen, nachdem sämtliche Kameras gefilmt hatten, wie ich mit Pierre verschwunden war.

Ob ich ihn vielleicht nach einem Pullover fragen sollte?
Es war zwar eigentlich zu warm dafür, aber ich konnte ja die Ärmel hochkrempeln und durch den dickeren Stoff würde der fehlende BH hoffentlich nicht auffallen.
Unsicher knetete ich das T-Shirt in meinen Händen, das Pierre mir gegeben hatte, dann schloss ich die Badezimmertür auf und streckte den Kopf hindurch.

Something Old, Something New, Something Borrowed, Something Blue.Where stories live. Discover now