Vingt-quatre

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"Wow", entfuhr es mir beeindruckt und ich drehte mich einmal um die eigene Achse. Wir standen auf dem gut besuchten Petersplatz während die pralle Septembersonne auf uns herab schien und ich schloss einen Moment lang genießerisch die Augen, bevor mich ein amüsiertes Lachen zusammenzucken ließ. Sofort drehte ich mich um und schaute zu Thierry, der mich grinsend beobachtete.

"Was?", fragte ich verwirrt, doch er schüttelte bloß den Kopf.

"Gar nichts. Es ist einfach nur lustig, wie sehr du dich über die Sonne freust. Als ob es in Paris immer nur kalt wäre und regnen würde."

"Paris ist nicht Rom. Selbst wenn in Paris mal richtig die Sonne scheint, fühlt es sich nicht so an wie das hier", antwortete ich entschlossen und schaute meinen Kollegen dann fragend an, "Hast du schon rausgefunden, in welche Richtung es zum Hotel geht?"

"Ja, hab ich. Na komm, es ist gar nicht weit und vielleicht haben wir ja noch ein kleines bisschen Zeit vor unserem ersten Termin."

Lächelnd nickte ich, griff nach meinem Koffer und folgte Thierry. Wir brauchten tatsächlich nicht lange bis wir unser Ziel erreichten und das Hotelzimmer war für die eine Nacht absolut ausreichend.

Sobald wir unser Zeug abgelegt und uns frisch gemacht hatten, ging es schon zum ersten Termin mit einem hiesigen Politiker und diesem folgte ein weiterer und noch einer und noch einer bis ich irgendwann ein bisschen den Überblick verlor und mich nach einem ruhigen Feierabend sehnte.
Als wir endlich den letzten Punkt auf unserer Liste für heute abgehakt hatten, grinste ich Thierry schwach an.

"Wow, das war heftig. Ich dachte, ich könnte ganz gut einschätzen, was in den nächsten zwei Wochen auf uns zukommt, aber ich hab mich vielleicht geirrt", stellte ich nachdenklich fest und stand von meinem Stuhl auf.

"Ja, das wird alles andere als ein Spaziergang. Aber ich finde der heutige Tag hat gezeigt, dass wir ein gutes Team sind und gemeinsam kriegen wir das schon hin. Was hältst du davon, wenn wir uns jetzt ein kleines Restaurant zum Abendessen suchen bevor wir ins Hotel gehen?"

"Das klingt perfekt", antwortete ich sofort und als im nächsten Moment mein Magen vernehmlich grummelte, entlockte uns das ein amüsiertes Lachen.

"Ich merke schon, es ist wohl dringend. Dann los", sagte Thierry während er sich seine Lederjacke überzog, dann verließen wir das Gebäude und beschlossen, einfach die Richtung zum Hotel einzuschlagen und darauf zu vertrauen, dass wir auf dem Weg dorthin ein Restaurant finden würden.
Das Glück war auf unserer Seite, denn wir fanden tatsächlich ein hübsches kleines Lokal, in dem wir unseren Hunger und Durst stillen konnten, dann kehrten wir ins Hotel zurück, machten uns bettfertig und fielen anschließend beide hundemüde in einen tiefen Schlaf.

~~~

Als am nächsten Morgen der Wecker klingelte, stöhnte ich genervt auf und hätte mich am liebsten einfach nochmal umgedreht und in die Decke gekuschelt, aber die Arbeit rief.

Nach einem kurzen Frühstück packten wir unser Zeug zusammen, verließen das Hotel und machten uns auf den Weg zum Mietwagenverleih, wo wir unser Auto für die kommenden zwei Wochen abholten. Mit diesem fuhren wir dann direkt zum ersten Termin des Tages und genau wie gestern, verlor ich irgendwann den Überblick darüber, wie viel Uhr es war und wie viele Leute wir heute noch zu treffen hatten.
Der Ablaufplan war meine einzige Orientierung und irgendwie verlor ich neben dem Zeit- auch das Hungergefühl, weshalb ich Thierry überrascht ansah, als er verkündete, dass der Tag schon fast vorbei war und wir seit dem Frühstück nichts mehr zu uns genommen hatten. Aber wirklich Zeit, um daran etwas zu ändern, hatten wir auch nicht, denn es stand noch ein weiteres Gespräch mit einer politischen Gruppierung an, bevor wir uns ins Auto setzten und in die nächste Region wechselten.

Something Old, Something New, Something Borrowed, Something Blue.Where stories live. Discover now