Trente-quatre

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"Also, wieso zum Teufel hast du behauptet du hättest mich betrogen?"

"Ich... ich wusste, dass du mich nicht einfach gehen lassen würdest, wenn ich die Hochzeit absage. Ich wusste, dass du nicht zulassen würdest, dass ich dich verlasse, deshalb musste ich dafür sorgen, dass du mich verlässt."

"Aber wieso? Ich dachte wir lieben uns!", entfuhr es Pierre verzweifelt und ich spürte, wie mir Tränen in die Augen stiegen.

"Das haben wir doch auch. Ich hab dich mehr geliebt als alles andere, mehr als vielleicht gut für mich war."

"Warum wolltest du mich dann nicht heiraten?"

"Ich wollte dich heiraten. Glaub mir, ich hätte nichts lieber getan als dich zu heiraten und den Rest meines Lebens mit dir zu verbringen, Pierre. Aber ich... ich war dir im Weg. Ich war ein Bremsklotz für deine Karriere."

Ungläubig schüttelte mein Gegenüber den Kopf.

"Das ist doch Schwachsinn. Du warst mir so eine große Hilfe, du warst immer für mich da und hast mich unterstützt. Wieso solltest du mich gebremst haben?"

"Ich hab gesehen, wie sehr du mit dir gekämpft hast. Du hattest diesen großen Traum eines Tages in der Formel 1 zu fahren und du hast so hart dafür gearbeitet. Gleichzeitig hast du versucht unsere Beziehung aufrechtzuerhalten und alles für mich zu geben und ich hab dich dafür geliebt. Aber du konntest damals nicht sowohl im Motorsport als auch in unserer Beziehung 100% geben."

Ich sah, dass auch in Pierres Augen jetzt Tränen glitzerten.

"Aber wieso hast du nichts gesagt? Ich hätte all das für dich aufgegeben ohne zu zögern", wisperte er und ich schloss mit schmerzverzerrtem Gesicht die Augen.

"Das war genau das Problem. Ich wollte nicht, dass du deinen großen Traum meinetwegen aufgibst. Ich wollte, dass du es in die Formel 1 schaffst und das tust, was du liebst und die Belohnung für all die harte Arbeit in deiner Kindheit und Jugend bekommst. Als du Ende 2016 erfahren hast, dass du in der nächsten Saison Reservefahrer bei Red Bull werden würdest, war mir klar, dass das deine große Chance ist. Und ich musste dafür sorgen, dass du diese Chance nutzen und 100% geben würdest."

"Aber glaubst du nicht, dass ich deine Gründe verstanden hätte, wenn du mir davon erzählt hättest?"

"Nein. Du hast doch eben gerade selbst gesagt, dass du alles für mich aufgegeben hättest und das war genau das, was ich verhindern wollte. Ich meine, sieh dich an. Du bist ein richtiger Formel-1-Fahrer, du hast sogar schon ein Rennen gewonnen. Ich wollte nur das Beste für dich und genau das ist eingetreten."

"Wie konntest du denken, du wüsstest, was das Beste für mich ist? Du warst doch das Beste für mich, Lou! Ich war niemals in meinem Leben so glücklich wie mit dir und dann hast du entschieden mir das Herz zu brechen, statt mir auch nur die Möglichkeit zu geben, dass wir eine andere Lösung finden."

"Welche andere Lösung denn? Du warst innerlich schon so zerrissen durch all die Jahre und du hast deine ganze Kraft gebraucht, um in der Formel 1 Fuß zu fassen. Es gab keine andere Möglichkeit, damit du deinen Traum verwirklichen konntest."

Entschlossen schüttelte Pierre den Kopf.

"Es gibt immer Möglichkeiten. Uns wäre schon irgendwas eingefallen, aber du hast uns schlichtweg keine Chance gelassen."

"Ich... Ich wollte dir deinen Traum und dein Leben nicht kaputt machen", entfuhr es mir mit tränenerstickter Stimme.

"Mein Leben war besser mit dir darin. Du hast es kaputt gemacht, indem du gegangen bist", antwortete Pierre verletzt und ich spürte, wie mir die erste Träne über die Wange lief.

Something Old, Something New, Something Borrowed, Something Blue.Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt