Trente-et-un

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Die Information, dass Pierre ab nächstem Jahr wohl mit Esteban bei Alpine fahren würde, hatte mich komplett unvorbereitet getroffen. Klar, ein paar Gerüchte hatte ich gehört, aber irgendwie hatte ich nicht daran geglaubt, weil doch jeder wusste, dass die beiden nicht so gut miteinander auskamen.

Nachdem Esteban mir davon erzählt hatte, hatten wir unser Gespräch vor dem Restaurant beendet und waren zu den anderen zurückgegangen, um weiter zu feiern, aber mir war die Leichtigkeit abhanden gekommen. Ich wollte meine wiedergewonnene Freundschaft mit Esteban nicht aufgeben, aber ich konnte auch nicht riskieren, ständig mit meinem Exverlobten konfrontiert zu werden.

Irgendwie hatte ich den restlichen Partyabend überstanden, dann war ich ins Hotel gefahren, hatte eine unruhige Nacht mit vielen wirren Träumen hinter mich gebracht und war am Sonntagmorgen wie geplant zu meinen Eltern gefahren. Schon als ich die Einfahrt unseres Hauses gesehen hatte, hatte sich ein Lächeln auf meine Lippen geschlichen und spätestens als Maman mich in ihre Arme gezogen hatte, war meine Laune endgültig wieder weit oben auf der Skala angekommen.

Ich musste mein Elternhaus nur betreten und einmal tief einatmen, schon war ich wieder acht Jahre jünger und hatte beinahe die mahnende Stimme meiner Mutter im Ohr, endlich meine Schuhe ordentlich ins Regal zu räumen. Der Gedanke daran, entlockte mir ein nostalgisches Schmunzeln, dann kehrte ich in die Realität zurück.

"Kann ich dir noch irgendwas fürs Mittagessen helfen?", erkundigte ich mich bei Maman, die jedoch den Kopf schüttelte.

"Nein, ich muss den Auflauf nur noch in den Ofen stellen, du kannst ruhig mit deinem Vater schon ins Wohnzimmer gehen."

"Alles klar."

Lächelnd folgte ich ihrem Vorschlag und folgte Papa ins Zentrum des Hauses, wo er es sich bereits auf seinem Stammplatz im Sessel gemütlich gemacht hatte. Ich ließ einige Sekunden lang meinen Blick durch den Raum schweifen und stellte fest, dass sich nichts verändert hatte, dann setzte ich mich im Schneidersitz aufs Sofa und wandte meine Aufmerksamkeit meinem Vater zu.

"Also, wie geht's euch? Wie läuft die Arbeit?", erkundigte ich mich und erntete ein amüsiertes Lachen als Antwort.

"Du klingst schon wie deine Mutter, wenn sie mit einer von euch telefoniert", stellte Papa schmunzelnd fest und ich musste ihm insgeheim zustimmen, "Uns geht's gut, danke der Nachfrage. Auf der Arbeit ist es gerade auch ziemlich ruhig, aber das wird sich in den nächsten Wochen ändern, wenn das Jahresende näher rückt."

Dass wir gerade erst Anfang September hatte und es bis zum Jahresende immerhin noch gut zwei Monate waren, verkniff ich mir zu sagen und nickte stattdessen bloß, um zu zeigen, dass ich zugehört hatte. In diesem Moment kam meine Mutter ins Wohnzimmer, setzte sich zu uns und schaute mich fragend an.

"Wie geht's dir mein Schatz? Wie läuft es bei der Arbeit?"

Papa brach sofort in schallendes Gelächter aus und auch ich musste breit grinsen, dann mussten wir Maman erstmal erklären, dass wir sie nicht auslachten, sondern uns darüber amüsierten, wie ähnlich ich ihr mittlerweile geworden war, woraufhin sie in unser Lachen miteinstieg und wir brauchten alle einen Moment, bis wir unser wieder beruhigt hatten und meine Mutter mich ernst ansah.

"Du hast die Frage aber noch nicht beantwortet."

Sofort wurde auch ich ernst und biss mir nachdenklich auf die Lippe.

"Zu sagen, dass es mir gut geht, wäre gelogen, aber ich bin okay. Nach dem ganzen Drama im Internet, dem unfreiwilligen Homeoffice und all den Konsequenzen, hat mir der Auftrag in Italien wirklich gut getan, aber es war sehr anstrengend. Und natürlich hat schon ein Haufen Arbeit auf mich gewartet, als ich am Montag wieder ins Büro gekommen bin und davon hab ich bei weitem noch nicht alles abgearbeitet."

Something Old, Something New, Something Borrowed, Something Blue.जहाँ कहानियाँ रहती हैं। अभी खोजें