Cinquante-huit

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Als ich am nächsten Morgen aufwachte, dauerte es ein wenig bis ich mich orientiert hatte. Ich lag in Pierres Bett, doch seine Seite der Matratze war leer. Dafür konnte ich durch die Tür, die einen kleinen Spalt offen stand, Musik hören, die aus dem Erdgeschoss kam. Scheinbar war Pierre bereits dabei Frühstück zu machen, also zog ich die Bettdecke nochmal fester an mich und schaute aus dem Fenster, vor dem der Vorhang ein wenig auseinandergezogen worden war und den Blick auf einen strahlend blauen Himmel freilegte.

Lächelnd atmete ich durch, dann drehte ich mich um und griff nach meinem Handy, das neben mir auf dem Nachttisch lag. Coco hatte mir bereits eine Nachricht geschickt, um mir einen guten Morgen zu wünschen und gefragt, wie ich meinen freien Tag verbringen wollte und ich antwortete ihr mit knappen Worten, ob sie in den nächsten Stunden irgendwann mal Zeit hatte, um zu telefonieren.

Ich hatte das Handy gerade wieder weggelegt, als auf der Treppe Schritte zu hören waren und wenige Augenblicke später stand Pierre mit einem Tablett in der Tür und strahlte mich an.

"Guten Morgen mon cœur, hast du gut geschlafen?"

"Wie ein Stein", antwortete ich lächelnd und streckte mich Pierre ein wenig entgegen, um ihm einen kurzen Kuss zu geben.

"Sehr gut, ich hab Frühstück gemacht", erwiderte er sobald wir uns voneinander gelöst hatten und ich setzte mich schmunzelnd im Bett auf, damit er das Tablett vor mir abstellen konnte. Es hatte kleine Füße, sodass es nicht direkt auf meinem Schoß lag, was für die Bettwäsche definitiv sicherer war.

Bevor Pierre sich zu mir gesellte, zog er die Vorhänge vollständig auf und ich begann beim Anblick des blauen Himmels und der Sonne automatisch zu lächeln. Das hier war wirklich kein Vergleich zu Paris im Winter.

"Und, hast du Coco schon geschrieben, dass wir wieder zusammen sind?", erkundigte Pierre sich grinsend, während er sich neben mich setzte und sich seine Bettdecke über die Beine zog.

"Nein, aber ich hab sie gefragt, ob wir später telefonieren können? Ich möchte ihr das sagen und nicht schreiben", antwortete ich und griff dann nach einer der beiden Gabeln, um etwas Rührei aufzuspießen, "Guten Appetit und danke fürs Frühstückmachen."

"Gleichfalls."

Schweigend vertilgten wir das Frühstück und genossen die stille Zweisamkeit, anschließend sprang ich unter die Dusche, zog mir kuschelige Klamotten an und lief nach unten ins Wohnzimmer, wo Pierre auf dem Sofa saß und auf seinem Handy herumtippte. Als ich den Raum betrat, schaute er hoch und lächelte.

"Hallo schöne Frau."

"Hallo schöner Mann", entgegnete ich mit einem schelmischen Grinsen.

"Hast du Lust mit mir zusammen die Innenstadt von Mailand zu erkunden? Das Wetter soll bis zum frühen Nachmittag so gut bleiben und dann schlechter werden, also könnten wir uns dann später aufs Sofa kuscheln und einen Film schauen oder sowas."

"Klingt perfekt", antwortete ich lächelnd und wenige Minuten später saßen wir im Auto und fuhren nach Mailand.

Dort zeigte Pierre mir innerhalb weniger Stunden so viele Sehenswürdigkeiten, dass sich mir irgendwann der Kopf drehte und ich mir nichts mehr merken konnte. Zuletzt besichtigten wir den Mailänder Dom und fuhren mit dem Aufzug hoch zu den Dachterrassen. Außer uns waren kaum Leute hier, sodass wir nirgendwo groß warten mussten und dann standen wir auch schon hoch über Mailand und ich riss staunend die Augen auf.

Alles, was unter uns lag, schien plötzlich wahnsinnig klein und ganz weit weg zu sein und man konnte unfassbar weit in die Ferne schauen. Pierre stellte sich hinter mich und hielt mich an der Taille fest, als ob er Angst hätte, dass ich über die Brüstung fallen könnte, was ich schmunzelnd zur Kenntnis nahm.

Something Old, Something New, Something Borrowed, Something Blue.Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt