Douze

537 29 8
                                    

Verdammt, was hatte ich getan?

Hastig sammelte ich meine Klamotten ein und zog mich an, dann schaute ich zu Pierre, der gerade seelenruhig in seine Hose schlüpfte und sich über das, was gerade passiert war, keinerlei Gedanken zu machen schien.
Ich dagegen fühlte mich wie ein Nervenwrack und griff zitternd nach meiner Handtasche, dann nickte ich Pierre zu, brachte eine Abschiedsfloskel heraus und verließ schnellen Schrittes die Garage.

Kurz vor dem Ausgang fiel mir ein, dass ich vielleicht nicht komplett aufgewühlt in den Paddock zurückkehren sollte, wo die Kameras von Fotographen, Fernsehteams und Fans lauerten und mich sofort als gefundenes Fressen enttarnen würden. In der sich spiegelnden Wand neben mir überprüfte ich mein Aussehen, dann schob ich das wild tobende Chaos in meinem Kopf beseite und verließ so unbeteiligt aussehend wie möglich die Garage.

Obwohl mein Herz mir bis zum Hals klopfte, bemühte ich mich um gemächliche Schritte, um niemandem aufzufallen, dann erreichte ich endlich das Ende des Paddocks und konnte das Gelände verlassen, dass sich in den letzten Minuten wie ein Gefängnis angefühlt hatte.
Der Weg zum Hotel fiel mir dagegen schon deutlich leichter und als ich endlich angekommen war, stieg ich zuallererst unter die Dusche, um die Geschehnisse der letzten Stunde abzuwaschen.

Während das eiskalte Wasser auf meinen Körper prasselte, nahm das Karussell in meinem Kopf wieder Fahrt auf und ich spürte, wie mir Tränen in die Augen stiegen.
Tränen der Reue, weil ich vor Jahren etwas zerstört hatte, was mir die Welt bedeutet hatte.
Tränen des Schmerzes, weil ich an Pierres unbeteiligtem Verhalten beim Abschied gemerkt hatte, dass ihm der Sex nichts bedeutet hatte.
Tränen der Wut, weil ich genau wusste, dass ich einen dummen Fehler gemacht hatte, für den ich selbst verantwortlich war.
Aber all diese Tränen konnten nicht darüber hinwegtäuschen, dass es mir gefallen hatte.

Sowohl Pierre als auch ich waren mittlerweile deutlich erfahrener als noch vor fünf Jahren und das hatte man deutlich gemerkt.
Nachdenklich wusch ich mir das Duschgel vom Körper und je mehr ich darüber nachdachte, was geschehen war, umso weniger bereute ich es. Die Erinnerungen an Pierres Hände auf meinem Körper prickelten noch immer und bescherten mir eine sanfte Gänsehaut, meine Lippen brannten wie Feuer und als ich meinen Finger darauf legte, hatte ich beinahe das Gefühl, Pierres Lippen wieder auf meinen zu spüren.

Instinktiv schloss ich die Augen und führte ihn mir wieder vor Augen, dachte an seinen vereinnahmenden Blick und die Vertrautheit, die von ihm ausgegangen war. Davon abgesehen, dass ich noch nie in meinem Leben so guten Sex gehabt hatte, hatte ich das seltsame Gefühl, Pierre hätte mit jeder seiner Berührungen die Scherben meines Herzens genommen, für die ich selbst verantwortlich war, und es wieder zusammengesetzt.

Entsetzt riss ich die Augen auf.
Oh mein Gott, ich klang wie eine liebeskranke Irre! Nein, nein, nein, das sollte ich so schnell wie möglich wieder von mir weg schieben.
Ich liebte Pierre nicht mehr, das mit uns war lange vorbei. Wenn überhaupt, dann liebte ich die Erinnerungen an die guten alten Zeiten, aber mehr sicher nicht.

Entschlossen schaltete ich das Wasser aus, stieg aus der Dusche, trocknete mich ab und zog mir dann frische Klamotten an. Meine nassen Sachen von vorhin holte ich aus der Handtasche und hängte sie mangels guter Alternativen aus dem Fenster, dann fiel mein Blick auf den Hoodie, den Pierre mir geborgt hatte. Automatisch führte ich ihn zu meinem Gesicht und roch daran, aber leider roch er mehr nach Waschmittel als nach Pierre und ich seufzte leise.

Oh man, in was für eine verworrene Situation hatte ich mich da bloß hineinkatapultiert?

Nachdenklich faltete ich den Hoodie zusammen und räumte ihn zu meinen anderen Sachen in den Schrank, dann entdeckte ich mein Handy, das ich vorhin auf dem Bett abgelegt hatte und mir wurde klar, dass es nur einen Menschen gab, der mir jetzt helfen konnte.

Something Old, Something New, Something Borrowed, Something Blue.Where stories live. Discover now