Quatorze

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Wenn ich gewusst hätte, wie falsch ich lag, wäre ich montagabends wohl nicht so entspannt ins Bett gegangen und hätte ruhig geschlafen.

Aber die katastrophalen Entwicklungen überraschten mich erst am nächsten Morgen, als ich in der U-Bahn zur Arbeit saß und gelangweilt durch Instagram scrollte.
Eigentlich hatte ich gar nicht nach den aktuellen Beiträgen zu Pierre suchen wollen, aber irgendwie hatten sich meine Finger selbstständig gemacht und im nächsten Moment musste ich mir einen entsetzten Aufschrei verkneifen.

Mein größtes Problem waren jetzt offensichtlich nicht mehr die Fotos von Sonntagnachmittag, sondern die Fotos von vor über fünf Jahren, die überall neben den aktuellen Bildern auftauchten.
Sie wussten es also.
Irgendjemand hatte die Verbindung zwischen Pierre und mir tiefer erforscht und herausgefunden, dass ich seine Exfreundin war und jetzt glaubte das Internet, dass wir wieder ein Paar waren.

Ich klickte einen der Beiträge an und drückte auf das Profilsymbol, um herauszufinden, ob diese Person noch mehr über mich gepostet hatte und dem war tatsächlich so. Da waren unzählige alte Fotos von uns, teilweise sogar Bilder aus unserer Jugend, als wir noch nichtmal ein Paar gewesen waren.

Aber auch die aktuellen Aufnahmen beschränkten sich nicht nur auf Sonntagnachmittag, sondern auf meinen gesamten Aufenthalt im Paddock.
Da waren Fotos von Esteban und mir, mal mit Elena, mal ohne Elena, mal nur Elena und ich, dann Charles, Charlotte und ich, Max, Carlos und ich, Kelly und ich. Es fühlte sich beinahe so an, als ob irgendjemand mich wirklich bei jedem einzelnen Aufeinandertreffen mit meiner Vergangenheit fotografiert hätte und ich spürte, wie sich eine Gänsehaut auf meinem ganzen Körper ausbreitete.

Aber ich konnte absolut nichts unternehmen, die Fotos waren im Umlauf und das Internet vergaß nichts. Jetzt konnte ich nur noch hoffen, dass das niemand im Büro mitbekommen hatte und dass das auch so bleiben würde.

Als ich bei der Arbeit ankam, versuchte ich mich so unauffällig wie möglich zu verhalten und verkroch mich schnell in meinem Büro, wo ich am liebsten einfach den ganzen Tag geblieben wäre. Aber leider klopfte es irgendwann an meiner Tür und Jolie kam rein.

"Louanne, ich glaube du wolltest mir gestern noch was erzählen und hast vergessen es zu erwähnen", sagte sie mit großen Augen und schloss die Tür hinter sich.

"Ich weiß nicht, wovon du sprichst", antwortete ich so überzeugend wie möglich und starrte angespannt auf meinen Computerbildschirm.

"Oh komm schon, du weißt ganz genau, was ich meine. Dein Foto ist überall im Netz und wenn sogar ich es gesehen habe, obwohl ich keinerlei Berührungspunkte mit der Formel 1 habe, dann ist es nur noch eine Frage der Zeit bis es hier alle wissen."

Seufzend wandte ich meinen Blick vom Computer ab und schaute Jolie flehend an. "Bitte versprich mir, dass du es niemandem erzählst oder zeigst oder weiterschickst oder sonstwas. Diese Aufmerksamkeit kann ich auf keinen Fall gebrauchen und außerdem sind diese ganzen Gerüchte totaler Blödsinn."

"Wirklich? Die alten Fotos wirken ziemlich echt", entgegnete Jolie mit hochgezogener Augenbraue und ich rieb mir erschöpft die Schläfen.

"Ja, die sind ja auch echt. Ich meinte die Gerüchte, dass ich wieder mit Pierre zusammen bin. Das ist Schwachsinn."

"Also wart ihr wirklich mal ein Paar?", versicherte meine Kollegin sich mit großen Augen und einem breiten Grinsen und ich nickte schwach.

"Ja, waren wir. Aber das ist lange her und nichts, worüber ich gerne rede."

"Wer hat Schluss gemacht?"

"Was?"

"Wer hat damals Schluss gemacht?", wiederholte Jolie ihre Frage und überschritt damit eine Grenze.

Something Old, Something New, Something Borrowed, Something Blue.Where stories live. Discover now