Kapitel 09

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„Was ist passiert?", fragt er. Ich schlucke und schaue weg.
„Ich musste fliehen. War wohl am falschen Ort."
Skeptisch hebt er die Augenbrauen hoch und schüttelt den Kopf.

Er setzt sich aufrichtig hin und verschränkt die Hände ineinander. „Wo sind wir eigentlich?", frage ich und die Frage kam auch mir selbst komisch vor.
„In Köln", spricht er langsam aus als würde ich gleich vor ihm zusammenklappen.
Ich reiße die Augen auf. Köln.
Von Nürnberg bis nach Köln.
Es ist definitiv eine weite Strecke.

Wie komme ich jetzt zurück?
Sofort stehe ich auf und taste nach meinem Handy ab. Werde jedoch nicht fündig.
Ümit dieser verdammter-

„Brauchst du?", er streckt mir sein Handy entgegen. Ich halte das Handy in der Hand, welches bereit war die Nummer anzurufen, doch das Problem war, ich wusste nicht einmal meine Nummer auswendig.
Ich pruste genervt und strecke ihm sein Handy.
„Ich kenne keine Nummer auswendig", „Das ist dann scheiße", nuschelt er.

„Du rollst deine ‚r' kommst du aus Bayern?", fragt er neugierig. Ich nicke, „komme aus Nürnberg", nuschele ich. Diesmal reißt er die Augen auf. „Oh, okey"
Verlegen kratzt er sich am Hinterkopf und reicht mir dann die Hand.
„Habe mich gar nicht vorgestellt. Ich bin Kayahan", spricht er aufrichtig.
„Nefes", erwidere ich seinen Handschlag.
„Atem also."
„Was?", frage ich verwirrt. So nennt mich Elmas immer.

„Dein Name ist schön. Außerdem hat es eine schöne Bedeutung"
Misstrauisch schaue ich ihm überprüfend ins Gesicht. Sowas höre ich zum ersten Mal.

„Ohne zu atmen kann man nicht leben, Nefes", fährt er fort. Meinen Namen in seinem Mund zu hören, fühlt sich gut an. Sehr gut sogar.

Er schaut mich an und man merkt, dass er in seine Gedanken war.
„Hast du Hunger?", fragt mich der Typ plötzlich.
Ich nicke einfach nur und er steht auf und geht in die Küche.

Erst jetzt bemerke ich seinen athletischen breiten Körperbau.
„Ich habe noch Lasagne von gestern übrig, passt es, wenn ich es aufwärme oder willst du was Frisches essen?"

Ich bewege mich in die Küche und schaue mich kurz um bevor ich ihm sage, dass er die Lasagne ruhig aufwärmen kann.

„Wohnst du alleine?", frage ich ihn um die Stille zu brechen.
„Ja, ab und zu kommt mein Bruder zu Besuch aber ansonsten bin ich allein auf mich gestellt"
Ich nicke nur und setze mich zum Esstisch als er die Teller aus der Mikrowelle nimmt und sie auf den Tisch abstellt.
„Cola?"
Ich nicke und bedanke mich als er das Glas vor mich hinstellt.
Er setzt sich gegenüber von mir und gabelt seine Lasagne.

Ich beobachte ihn dabei und mir fällt ein, wie interessant und eigenartig doch Menschen sein können.
Ein kleines Lächeln huscht mir auf die Lippen, doch mir fällt wie Schuppen vor die Augen warum ich hier mit einem Typen sitze.
Gänsehaut macht sich an meinem Körper breit.
Ich fange das Zittern an, wenn er mich findet, dann-

„Geht es dir gut?", ich spüre seine warme Hand auf meiner. Sofort ziehe ich meine Hand weg.
Eilig nicke ich und wende meinen Blick von ihm ab.
Nach einer langen Stille steht er auf und stellt die Teller und Gläser in die Spüle. Ich bedanke mich höflich und schaue beschämend auf meine ineinander verschränkten Hände.

„Danke, Kayahan. Für alles, ich- ich sollte ein Hotel auffinden für die Tage bis ich zurück nach Nürnberg fahren kann"
Ich stecke eine Strähne hinters Ohr und schaue weg.
„Gern geschehen. Du kannst auch eine Weile hier bleiben bevor du zurückreist. Es wäre mir eine Ehre"
Ich lächle und nicke dann, auch er lächelt und bereitet mir sein Gästezimmer vor.

Müde lasse ich mich aufs Bett plumpsen.
Ich bin müde. Ich bin körperlich sowie seelisch müde.

Meinen Kopf lehne ich nach hinten und schließe meine Augen. Spüre eine weiche Decke auf mir und falle in den Schlaf.

|Wenn Hass regiert|Where stories live. Discover now