Kapitel 52

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Müde lasse ich mich auf das Bett fallen. Der Tag war wie immer sehr anstrengend und ich war in der Moschee um die alte Dame besuchen zu können. Die Dame, die Kayahan und mich in der Moschee erwischt hatte, leicht lächle ich.

Außerdem musste ich gründlich nachdenken, nachdenken ob es die Wahrheit ist. Seit dem Vorfall mit Kayahan sind ist ein Monat vergangen und ich komme immer noch nicht klar darauf.
Meine Mutter war in Wirklichkeit gestorben. Ich konnte es nicht glauben-ich wollte es nicht glauben. 23 Jahre lang habe ich ernsthaft nachgedacht, weshalb meine Mutter so zu mir war. Aber sie war nicht meine Mutter. Sie ist eine Fremde.

Mir wird schlecht, wenn ich daran denke. Ich will einfach nur mal glücklich sein, mehr nicht. Ich verlange nicht viel, sogar das sticht einem wie ein Dorn ins Auge. Menschen können es nicht einsehen, nicht akzeptieren, wenn man glücklich ist.

Ich schlucke, die Tränen verlassen meine Augen. Schnappe das Tagebuch in meine Hand und setze mich aufrichtig hin. Der Kugelschreiber zwischen meinen Fingern findet den inneren Frieden.
Das Schreiben erleichtert ein bisschen mein Leben.
Meine Gedanken lasse ich frei umherschwirren.

All meine Gefühle, all meine Taten stehen in diesem Buch. All die Worte, die ich nicht aussprechen konnte.

In vier Wochen wird Kayahan dies in den Händen halten.
Mit tränenüberströmtem Gesicht sich die einzelnen Zeilen einprägen. Er wird mich zurück haben wollen, jedoch wird es sehr zu spät sein, denn ich werde nicht mehr in der Realität leben sondern nur noch in Erinnerungen existieren.

Ich blicke auf mein Handgelenk, das Tattoo. Leicht lächle unter Tränen und schlage die Seite auf, um mir das Erlebnis mit Kayahans Mutter noch einmal durch zu lesen.
Wie widerlich doch ein Mensch sein kann.

Atsız läuft in dem Zimmer und springt zu mir auf das Bett, lachend drücke ich den süßen Hund an mich.

>>Nefes!<<, höre ich seine laute durch die Wohnung schallen.
Schnell wische ich mir die Tränen weg und lasse Atsız auf den Boden ab und stehe auf um das Buch zu verstecken.
Er darf das Buch nicht finden.
Auf keinen Fall.

>>Im Zimmer.<<, ächze ich und räuspere kurz. Er läuft mit schnellen großen Schritten zu mir und bleibt außer Atem vor mir stehen.

>>Pack deine Sachen, wir ziehen um.<<
>>Wie, wohin?<<, meine Stimme hört sich schrill an, ich versuche mich unter Kontrolle zu kriegen und verlangsame meinen Atem.

Er wischt sich den Schweiß von seiner Stirn weg und schaut mich undefinierbar an.
>>Nach Deutschland.<<

Ich ziehe meine Augenbrauen nach oben und verschränke die Arme ineinander.

>>Ja, ich habe schon alles vorgeplant, Nefes.<<, unterbricht er meine Gedanken.
Leicht lächele ich und verscheuche ihn aus dem Zimmer um meine Sachen einpacken zu können. Mein Koffer unter dem Bett ziehe ich heraus und stopfe all meine Sachen hin. Als ich eine Schublade meines Schrankes öffne, sehe ich auf dem ersten Blick ein Bild von Kayahan und mir.
Meine Augen füllen sich als ich nach dem Bild greife und es festhalte.
>>Kayahan.<<, flüstere ich und streiche langsam über sein Gesicht. Eine Träne fällt auf ihn, die ich sofort mit meinem Daumen weg wische.

>>Was ist nur aus uns geworden?<<, flüstere ich weiterhin und lasse mich von meinen Tränen ersticken.

Stunden später stehen wir mit beiden vollen Händen am Flughafen und lassen uns als Erstes kontrollieren.

Unsere Koffern geben wir ab und lassen uns auf eine Bank fallen, wir mussten nämlich zwei Stunden lang auf das Flugzeug warten.

Atsız springt auf meinen Schoß und legt den Kopf auf meine Beine, leicht lächelnd streichle ich seinen Kopf, was ihn brummen lässt.
Wie Kayahan damals als ich es bei ihm tat.

|Wenn Hass regiert|Where stories live. Discover now