Kapitel 34

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Langsam lege ich meine Hand auf seine Wange, er zuckt zusammen, sofort ziehe ich meine Hand weg.

„Wir müssen fliehen, sonst können wir den Rest unseres Urlaubes im Knast verbringen"

Sogar jetzt versucht er Witze auf zu reißen. Sanft, mit gefüllten Augen, lächele ich. Kayahan nimmt meine Hand in seine und hält sie sehr fest zusammen. Ein letztes Mal schaut er mich lächelnd an.

„Das alles mache ich nur für dich", nuschelt er, „ich würde
Mich für dich umbringen", flüstert er mit gebrochener Stimme.
Wir rennen los.

Mein Herz schlägt auf Hochtouren, meine Beine wollen nicht rennen, doch Kayahan gibt mir die Kraft zum Rennen.

Man hörte vom Weiten die Polizisten herfahren, Kayahan schnellert sein Tempo. Er rennt die Straße herunter, und ich bete innerlich. Plötzlich stolpere ich, doch Kayahan kann mich noch rechtzeitig festhalten und schmeißt mich auf seine Schulter.

Er wurde noch vorhin zusammengeschlagen, spürt er momentan keine Schmerzen? Der Typ ist überhaupt nicht mehr normal.

„Kayahan ich habe ein Kleid an!", zische ich beschämt.

Werde rot wie eine Tomate, will einfach nur im Erdboden versinken, doch er lacht nur.
Ich schaue nach oben, sehe das Polizeiauto.

„Sie sind hinter uns!", kreische ich hysterisch.
Kayahan biegt ab, Sackgasse.
„Scheiße!", flucht er.

Wir werden definitiv im Knast verrecken. Definitiv. Ein großer halb zerstörter Zaun steht vor uns und versperrt somit unseren Fluchtweg. Kayahan lässt mich runter.

„Da ist ein kleines Loch, du musst dadurch, Nefes!"
Ich schüttele meinen Kopf, meine Augen füllen sich schon wieder.

„Nicht ohne dich!"
Er seufzt, gibt mir ein Kuss auf die Stirn.
„Du gehst als erstes durch, dann ich. Wenn es zu spät wird, wirst du ohne mich weiter gehen!"

„Aber, Kayahan-"
„Nein!", unterbricht er mich wütend und schubst er mich zum Zaun. Ich versuche durch zu laufen, außenstehende kleine Nadeln zerkratzen dadurch meine Beine. Ich zische vor Schmerzen. Schaue kurz hinter mir, das Polizeiauto fährt in die Sackgasse. Kayahan.

Ich will umdrehen, zu ihm hingehen. Doch er schubst mich zu stark, ich fliege in das zu hohe Gras.

Ich will kreischen, doch kein einziger Laut verlässt meinen Mund.

„Stehen bleiben! Sonst schieße ich!", 'brüllt der Polizist. Kayahan bleibt stehen, schaut zu mir. Mein Herz bricht in tausende Stücke.

Trotz dessen fängt Kayahan das Rennen an. Ein Knall, noch einer. Sehe Kayahan auf den Boden fallen. Ich sterbe.

„Kayahan!", brülle ich.
Ich will zu ihm, doch höre wieder einen lauten Knall. Mein Körper vibriert.

Ein Knall, eine Menschenseele weniger, ein Toter mehr.

Eine lange Stille umhüllt unsere Seelen. Ich zittere wie verrückt am Leib, kann meinen Kopf nicht heben. Alles fühlt sich so schwer an. Meinen Kopf lege ich auf meine Hand, höre meinen lauten Atemzügen zu. Ich will es nicht sehen, will seinen leblosen Körper nicht sehen. Ein leises Schluchzen entwich, noch einer. Ich wimmere vor mich hin.
Kayahan.

Ich habe verdammte Angst.
Langsam stehe ich auf, wegen dem zu hohen Gras konnte man mich nicht richtig sehen.

Mit schnellen Schritten laufe ich durch das winzige Loch, mein schnell schlagendes Herz begleitet mich auf diesem schmerzvollen Weg.

|Wenn Hass regiert|Where stories live. Discover now