Kapitel 01

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"Dring, dring", höre ich meinen Wecker klingeln.
Genervt schlage ich den Wecker mit meinem Kissen.
Langsam reibe ich mir die Augen und seufze, stehe auf und latsche zum Bad und mache mich frisch.
Ich ziehe mir eine enge dunkelblaue Jeans mit einem schwarzen langärmligen Basic Shirt an, darüber meine schwarze Lederjacke.
Meine schwarzen Haare locke ich, tusche meine Wimpern, sodass meine grauen Augen heraus stechen und trage meinen roten matten Lippenstift auf. Meine goldene Uhr, Perlen-Ohrringe und einen Parfüm.
Ich packe meine Sachen in die Tasche und ziehe mir meine schwarzen hohen Schuhe an. Anschließend frühstücke ich schnell.
Die Tür schlage ich hinter mir zu und laufe zum Aufzug, drücke auf den Knopf. Es dauert mal wieder zu lange.
Fluchend laufe ich die Treppen runter und versuche nicht zu stolpern.
Endlich kam ich am Erdgeschoss an und laufe auf mein Baby zu.
BMW 320i in weiß.
Schnell steige ich ein und gebe Gas, fahre zur Firma. Dort angekommen begrüßt mich der Türsteher.
Eine 7- stöckige noble Gebäude. Fast alles besteht aus Glas. Es sieht einfach atemberaubend aus.
Die Aufzugtüren öffnen sich und schlossen sich wieder, als ich auf den 5. Knopf drücke.
Angekommen in meinem Büro, schließe ich die Glastür und setze mich auf den Stuhl.
Seufzend rufe ich meine Assistentin an und bitte um einen Cappuccino.

Ich schalte meinen PC und meinen Laptop an. Hole mir die Mappen raus und schalte mein Handy auf Flugmodus.
Heute wird ein langer Tag.
Nach fünf Minuten kommt meine Assistentin Büşra. Sie überreicht mir die Cappuccino und ich bedanke mich bei ihr.
„Gibt es heute Meetings?"
Sie schüttelt den Kopf. „Nein, aber morgen und es gibt sehr viele Bewerber."

Sie schaut mich verzweifelt an. Es war anstrengend viele Bewerbungsmappen sorgfältig durchzulesen. Nebenbei bekomme ich immer wieder Zuckungen bei Fettflecken, Rechtschreibfehlern und nach Zigaretten riechenden Blättern.

„Gib es Ümit, er beschäftigt sich damit", ihre Verzweiflung verschwindet und sie lächelt leicht.

Ich nehme einen Schluck und fange mit der Arbeit an. Die Blätter sortiert Büşra und die fertigen Mappen bringt sie zum Chef.
Seit fünf Stunden sitze ich hier, hab meinen siebten Cappuccino-Tasse ausgetrunken und ich spüre meinen Hintern kaum noch.

Paar Runden dürften mir nicht schaden denke ich mir und stehe auf.
Ich laufe auf mein Balkon zu und schaue raus. Nürnberg. Meine Stadt.

Endlich Feierabend.
Ich fahre mit Vollgas nach Hause und springe auf meine Couch.
Das Beste nach einem anstrengendem Tag ist, sich von dem engen Hosen befreien und eine Joggingshose anziehen.
Jetzt sitze ich bequem da und warte auf meine bestellte Pizza.
„Morgen habe ich ein Meeting, die benötigte Mappe habe ich und ich muss pünktlich sein!", gehe ich laut durch.

Pünktlichkeit war meine Schwäche, schon damals als ich noch zur Schule ging, war ich unpünktlich. Dann gab es noch eine Verspätungsliste meiner Lehrerin die am Tür hing. Sie brachte einen um.

|VERGANGENHEIT|

„Du kleine Hure! Du und deine Mutter! Ihr habt keinen einzigen Unterschied!", lallt er und zieht an meinen Haaren.

Er hat getrunken. Mal wieder.
Ich wurde auf den Boden geschubst und gekickt. Sein Gürtel kommt auch ins Spiel. Jeden Tag geht es so ab. Es ist schon Alltag für mich.

Ich hasse mein Leben, ich verabscheue jeden verdammten Tag. Ich hasse mich dafür, dass ich atme.
Mir wurde schon in meiner Kindheit Hass beigebracht. Ich spüre nichts außer Hass.
Hass auf jeden.
Das Wort Liebe kommt mir so fremd vor. Ich wurde gehasst.

|GEGENWART|

Das Klingeln meiner Tür, unterbricht meine Gedanken.
Ich laufe zur Tür und öffne es. Ein junger Mann mit einer Pizza Karton steht vor mir und grinst mich an.

|Wenn Hass regiert|Where stories live. Discover now