~13 - i n v i t a t i o n~

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| ROSÉ |

Ich sitze vorm Fenster und warte darauf, dass Kilian wie jeden Morgen aus der Dusche kommt und mit mir redet. Das machen wir mittlerweile seit drei Tagen und ich muss sagen, dass er mir immer cooler vorkommt. Ich mag ihn, auch wenn ich tief im Innern weiß, dass das nicht ganz stimmt. Er ist der einzige Jemand auf der Welt, der nicht mit mir über Xander reden will und der mich einfach mit diesem Thema in Ruhe lässt.

Fast sehnsüchtig warte ich auf ihn um mit ihm reden, einfach weil es Spaß macht nicht über Sachen zu reden, die mir unangenehm sind, oder die ich versuche tief im Inneren zu vergraben. Ich tue so, als würde ich auf keinen Fall auf ihn warten oder mit ihm reden wollen. Ich schaue auf mein Handy und beobachte gleichzeitig die Tür von seinem Bad, die ich halb sehen kann. Ich schaue mir seine Bilder auf Insta an und bereue es.

Ich merke, wie oft ich an Bildern hängen blieb, wo er oberkörperfrei ist und lachend in den Spiegel schaut, aber nicht weil ich es anziehend finde, sondern weil ich weiß wie falsch das alles ist. Ich weiß, dass keines dieser Lächeln echt ist und das alles in irgendeiner Weise arrangiert ist, genauso wie bei mir.

Als ich nach unten scrolle und ein Bild entdecke, auf dem die ganze Familie King abgebildet ist, stockt mir der Atem. Das ist anscheinend noch eine Bild, bevor Misses King starb und eines der größten Unternehmen an Kilians Onkel Yole ging. Die ganze Sache ist sehr mysteriös, da das Testament von Celine King einen Tag nach ihrem Tod bei ihrem Bruder Yole aufgetaucht ist und Garett King es nie gesehen hat. Angeblich.

Mittlerweile hat Garett einen ganzen Teil seines Vermögens an Yole verloren, der wahrscheinlich mittlerweile in Geld badet. Das Problem: die Presse hatte sofort die offizielle Version von Celines Tod geschluckt, wobei man weiß, dass das ganze nicht stimmt. Sie ist zu hundert Prozent nicht an einem Herzinfarkt gestorben.

Ich konzentriere mich wieder auf das Bild und lächele. Kilians Lächeln ist strahlend und nur für seine zwei Brüder, seine Mutter und seinen Vater bestimmt. Das Lächeln kann man nicht mit dem normalen Lächeln vergleichen, das er sonst auf Bildern zeigt. Das normale ist aufgesetzt und monoton, genau wie meins. Ich lege das Handy weg, denn ich merke wie sich eine komische Wärme in meinem Körper ausbreitet.

Eine Wärme, die nicht von draußen kommt. Es ist eine Wärme, die Ruhe ausstrahlt und von diesem Bild kommt.

Gruselig und gleichzeitig so vertraut.

Ich atme tief ein. Ich weiß, dass mich Lucy umbringen wird, wenn sie erfährt, dass ich hier vor dem Fenster auf Kilian warte, doch selbst wenn sie auf mich aufpassen will, würde sie das nicht zeitlich schaffen. Seit dem Abend in dem Club versucht sie Paul jede freie Minute runterzumachen und streitet sich bei jeder Gelegenheit mit ihm. Ich muss sie umbedingt fragen was zwischen den beiden läuft.

Das würde mich wirklich interessieren.

Plötzlich geht die Tür zum Bad auf und ich erschrecke. Ich sehe schnell wieder auf mein Handy und tue, als wäre ich beschäftigt, dabei bin ich das definitiv nicht. Als er mich sieht, breitet sich ein selbstgefälliges Lächeln auf seinem Gesicht aus. Es ist weder monoton noch gefühllos. Ich erkenne ein Lächeln, das nur für mich bestimmt ist, auch wenn ich nicht weiß, wo ich bei Kilian stehe.

Und wo auch immer wir gerade stehen, ich werde keinen Schritt weitergehen.

Ich atme tief durch und lächele zurück. Dann stehe ich langsam vom Bett auf und gehe ans Fenster. Ich mache es langsam auf und er tut es mir gleich. »Darf ich fragen, wen du auf deinem Handy gestalkt hast?«, fragt er mit einem Grinsen. Mein Mund öffnet sich leicht und mir läuft ein kalter Schauer über den Rücken.

Woher weiß er das denn jetzt schon wieder?

Ich reiße mich zusammen und lächele falsch zurück. »So offensichtlich?«, frage ich und versuche genauso offensichtlich die Situation zu retten, wobei ich schon vom Anfang an weiß, dass ich das nicht schaffen werde.

Ich weiß nicht was mit mir los ist. Ich schüttele mich leicht. »Alles okay?«, fragt er vorsichtig. Ich atme nochmal tief durch und nicke dann knapp. Er fährt sich durch die Haare und ich verfolge seine Handbewegung und merke wie ich jede seiner Bewegungen in mir aufsauge.

Ich merke, wie in mir die Alarmglocken läuten. Ich habe das plötzliche Gefühl der Panik.

Und ich weiß, dass ich gerade auf einem zu dünnen Seil balanciere, und ich weiß auch, dass ich nicht mehr lange das Gleichgewicht halten kann.

Ich muss weg von diesem Fenster.
Von dem ganzen hier darf niemals jemand was erfahren.
Das habe ich in den letzten Tagen vernachlässigt und gar vergessen.

»Ich muss...«, fange ich an, doch er kommt mir zuvor. »Wir feiern heute Abend eine Party im Garten. Kommt ihr drei?«, fragt er und diesmal ist es einfach nur eine nette Einladung und ich weiß ehrlich nicht, was ich davon halten soll. Jetzt sitzt ein verdammter Klos in meinem Hals.

Es fühlt sich an, als würde ich innerlich in Staub zerfallen. Ich fühle mich verloren. Und das Gefühl kann ich nicht aushalten, weil mir erst jetzt wieder klar wird, wie falsch das ist was ich hier mache.

»Es wird eine Überraschung, aber nehmt die Bekinis mit!«, sagt er und zwinkert mir zu. Ich bekomme kaum mehr was mit und nicke nur stumm und selbst das ist schwer.

Er bekomme  nichts von der plötzlichen Situation in meinem Körper mit. Ich schließe mit einem gezwungen Lächeln das Fenster und lege mich auf das Bett. Mein Mund ist staubtrocken und ich trinke was aus dem Glas, das auf meinem Nachttisch steht. Das ist dieses Gefühl, das ich das letzte mal bei Xander empfunden habe.

Und es macht mir Angst.

Es machte mir sogar mehr Angst, als Liebe zu fühlen.

Ich blinzele das Brennen in meinen Augen weg und setze mich hin. Schnell renne ich nach unten, bevor ich wieder an die alten Zeiten mit Xander denke. Am Küchentisch sitzt  meine Schwester und wirft über Skype Simon, ihrem Freund, einen Kuss zu. Ich bleibe stehen und mein Herz setzt fast aus. »Hey Rosé! Alles okay?«, fragt Simon und sieht mich über den Monitor besorgt an. Jede Farbe ist auch meinem Gesicht verschwunden. Schnell winke ich ab und lächele wieder mein falsches Lächeln.

Wo zum Teufel ist Lucy?

Ich gehe nach draußen und höre die Diskussion bis zur Haustür. »Weißt du, dass Mrs Silver das zahlen muss, wenn dein verschissener Müllsack aus Kondomen und Pizza bei uns landet?«, fragte Lucy aufgebracht und vermutlich hochrot vor Wut. Jetzt kann ich sie sehen. Sie steht vor Paul und hat streng die Hände in die Hüften gestemmt. Ich muss mir das Lachen verkneifen und wenigstens eine Sekunde bin ich etwas abgelenkt.

Paul weiß wohl nicht, was er darauf antworten soll. Ich hätte es auch nicht gewusst. Er sieht Lucy einfach fassungslos an. »Da sind nicht nur...«, weiter kommt er nicht, denn ich habe mir Lucy schon geschnappt und ziehe sie mit mir mit. »Ich fühle es wieder!« Erst sieht Lucy verärgert aus, weil ich sie aus einer Diskussion geholt haben, sie offensichtlich gewinnen würde, dann sieht sie mich voller Mitgefühl an. »Und was bedeutet das?«

Ohne zu zögern antwortet ich: »Ich weiß nicht warum, aber ich fühle mich plötzlich verloren.«

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Hey Leute,
Ich habe so unglaublich lange an diesem Kapitel gesessen. Mir ist einfach aufgefallen wie ich mich verändert habe. Ich denke bei Fake Loving habe ich noch so unglaublich Kindlich geschrieben und jetzt gehe ich allein fünfhundert Wörter auf Gefühle und Gedanken ein. Ich liebe das schreiben und bin froh mich daran entwickeln zu dürfen.
Könnt ihr mir bitte bitte ein Feedback geben und sagen wie ihr das hier findet?
Und an alle die schon Fake Loving gelesen haben: erkennt ihr einen so großen Unterschied, wie ich?♥️🧐

Überarbeitungs-Ich:
Ich fand den Stimmungswechsel hochinteressant!😂
Ich weiß ehrlich nicht was ich davon halten soll... ⬆️😂
Satz des Kapitels:
»Weißt du das Mrs Silver das zahlen muss, wenn dein verschissener Müllsack aus Kondomen und Pizza bei uns landet?«
Ich liebe diesen Satz einfach!😂❤️

Destiny Love ✓Where stories live. Discover now