Destiny Love ✓

~32 - o n e y e a r a g o~

| ROSÉ |

Gedanken über Gedanken.
In meinem Kopf versuche ich alles klar zu ordnen. Ich weiß nicht, wo vorne und hinten ist. Ich erinnere mich nicht mehr an den Anfang von Xander und mir, oder das wirkliche Ende. Es ist an einem bestimmten Punkt nur noch Chaos gewesen.

Wo soll ich anfangen?

Ich weiß, dass es vielen Leuten bestimmt schlimmer ergangen ist in ihren Beziehungen, als mir. Ich kann mir denken, wie diese Leute sich fühlen müssen, die es schlimmer getroffen hat.
Ich will mit niemandem darüber reden, weil ich Angst habe, dass die Gefühle mich überrollen.
Fühlen die anderen ähnlich wie ich?

Ich weiß, dass sich Kilian Sorgen um mich macht, aber vielleicht wünsche ich mir das auch nur. Was würde passieren, wenn ich mit Kilian darüber spreche? Würde ich endlich über diese Sache mit Xander hinweg kommen?

Wenn wirklich alles rauskommt was war, würde sich die Presse draufstürzen und Xanders Ruf wäre am Ende. Jeder, absolut jeder würde ihn wahrscheinlich hassen und er muss dann wahrscheinlich auch noch die Stadt verlassen. Xander braucht bestimmte Informationen über mich, dass er mich erpressen kann. Damit ich nichts sage, die Klappe halte und dass ich seinen Ruf nicht zerstöre.

Ich atme tief durch. Meine Sicht vernebelt sich und will mich in einen Flashback schleudern, doch ich wehre mich dagegen. Alpträume davon waren schlimm genug und die heimlichen Therapiestunden waren genauso schlimm. »Ich habe keine Ahnung, was du über meine ehemalige Beziehung mit Xander weisst. Vielleicht fangen wir einfach bei dem an was du bereits weißt!«, sage ich leise und versuche meine aufkommende Panik zu unterdrücken. Er dreht seinen Kopf zu mir und seine blauen Augen suchen meine. »Ihr wart ein Dreiviertel Jahr zusammen und dann gab es wohl öfter Stress. Dann habt ihr euch in ›Freundschaft‹ getrennt«, sagt er und zuckt mit den Schultern.

Mir ist klar, dass er nicht mehr weiß, weil die Presse auch nie mehr erfahren hatte.

Ich lache trotzdem kurz bei dem Wort ›Freundschaft‹ auf.

»Es war wohl eher ein Krieg, aber den habe nicht ich geführt, sondern Lucy, denn sie hat mich daraus gerettet«, erkläre ich. Als er nicht auf meine Aussage reagiert, rede ich einfach weiter. »Juli letzten Jahres, es war unglaublich heiss und schwül an diesem Tag. Ich war gerade auf der Hochzeit der Whites, den Eltern von Lucy und Lili. Die beiden haben nur geheiratet, weil Lucy und Lili das wollten, sonst hätten ihre Eltern das nie getan. Die beiden halten nicht viel von der Ehe. Lili und Lucy hatten die Feier geplant«, erkläre ich und versuche meine in mir tobenden Gefühle zu ignorieren.

Weil ich diese Gefühle nicht zulassen darf.
Ich schaue wieder geradeaus.

Kilian stellt keine Fragen, was für mich ein Signal ist, weiterzureden. Ein Gefühl von Angst macht sich wieder in mir breit, weil ich nicht das fühlen will was ich damals fühlte. Ich hatte mich damals bei Xander genauso verloren gefühlt, wie bei Kilian. Nur war ich bei Xander wirklich verloren. Und das ist die Wahrheit, die ich vor mir selbst verberge. Ich fühle mich verloren, weil ich Angst habe, dass Kilian mir genauso weh tun könnte wie Xander damals. Ich kann nicht leugnen, dass ich etwas für Kilian empfinde und das hatte ich bei Xander auch getan. Und es ist alles böse nach hinten losgegangen.

»Lucy hatte ein bisschen Alkohol mitgebracht und wir haben getrunken. Naja, wir waren zu diesem Zeitpunkt schon total dicht. Lili war damals ganz eng mit Xander. Naja, und dann haben ich und Xander rumgemacht. Es war nichts ernstes. Wir waren eben betrunken und haben beide nicht viel mitbekommen. Ich zumindest nicht. Und dann haben wir Nummern ausgetauscht und später gemerkt das wir auf dieselbe Schule gehen. Und so hat eins zum anderen geführt und wir kamen... zusammen, nach drei Monaten drumherumreden. Es war ein geplantes Spiel, nur dass ich das erst zu spät gemerkt habe und ich zu diesem Zeitpunkt schon nicht mehr dieselbe Rosé war«, murmele ich leise und schlucke die aufkommende Galle herunter. Mein Herz hämmert und meine Hände zittern.