Destiny Love ✓

~29 - t r e a s o n~

| KILIAN |

Der Wecker klingelt und fast hätte ich ihn gegen die Wand geworfen, weil mich das Ding so unfassbar nervt. Ich schnappe mein Kissen, drehe mich auf den Bauch und vergrabe meinen Kopf darunter, dass ich den verdammten Wecker nicht mehr höre. Der Wecker erinnert mich an Rosé, wenn sie jemanden die Meinung geigt. Es nervt, ist laut und nimmt kein Ende.
Der Wecker ist nervig, laut und hört nicht auf.

Definitiv wie Rosé.

Ich greife nach meinem Handy auf dem Nachttisch und schaue auf die Uhr, nachdem ich den Rosé-Wecker ausgemacht habe. Es ist echt schon halb sieben?!

Warum gehe ich nochmal in die Schule? Ach stimmt, weil Rosé irgendwas in mir auslöst, dass ich ernsthaft und freiwillig in die Schule gehe. Ich bin ein echter Volltrottel.

Was denkt Rosé wohl gerade? Wahrscheinlich, dass ich noch im Bett liege und nicht mal daran denke, in die Schule zu gehen.
Sehr interessante Vorstellung, dass sie morgens an mich denken könnte.

Ja, ich denke ernsthaft darüber nach, wirklich nicht in die Schule zu gehen, aber ich hatte Paul versprochen ihn abzuholen und mit zur Schule zu nehmen und wenn ich nicht komme, dann erwürgt er mich noch. Ich gehe ins Bad und fahre mir frustriert in durch die Haare. Ich muss meinen Vater echt überreden, mich die Schule wechseln zu lassen.

Nein, ich frage ihn nicht. Ich wechsele einfach. Auch wenn mir die Meinung von meinem Vater echt wichtig ist, weiß ich, dass ich das auch ohne seine Einverständnis durchziehen würde.

Die Tatsache, dass Rosé und ich in verschieden Schulen sind, ist irgendwie blöde, denn wenn wir auf derselben Schule wären, dann könnten wir uns jeden Tag dort sehen. Kann es sein, dass ich sie vermisse?

Ich hatte noch nie ein Mädchen vermisst. Frustrierend, es ist einfach nur noch frustrierend. Ich mache mich schnell fertig, damit ich sogar noch früher bei Paul sein kann. Plötzlich kommt jemand ins Bad und ich schrecke zusammen. »Kilian, ich brauche deine Hilfe«, höre ich Logans verteufelte Stimme hinter mir. Ich drehe mich zu meinem zwei Jahre jüngeren Bruder um und warte darauf, was er mir sagen will.

Seine Augen gucken mich verzweifelt an und er weiß offensichtlich nicht was er tun soll. Und schon weiß ich was los ist.

»Du hast ja so viele Erfahrungen mit Mädchen und deswegen wollte ich dich fragen... also... ich weiß echt nicht wo ich anfangen soll... also da gibt es so eins, was mache ich?«, fragt er und ich habe Mühe mit der Schnelligkeit seiner Worte mitzukommen.

Eigentlich sollte ich der Letzte sein, den Logan nach Mädchen-Tipps fragt. Irgendwie finde ich das lustig.

»Logan King ist verknallt?«, stelle ich grinsend die Gegenfrage und zwinkere ihm zweideutig zu, so dass er weiß, wie witzig ich das hier gerade finde. »Verschossen trifft es besser«, sagt er verlegen und läuft rot an, so dass ich mir ein weiteres Lachen verkneifen muss. Ich hebe eine Braue und habe immer noch ›dieses‹ Lächeln im Gesicht. »Ist es Isa?« Isa ist die ›Klassenqueen‹ der zehnten Klasse. Er schüttelte den Kopf. »Lili White.«

Ich reisse ungläubig die Augen auf und glaube, dass ich meine Verwunderung nicht mehr verstecken kann, weil sie zu offensichtlich ist.

»Die Schwester von Lucy White? Die beste Freundin von Rosé? Das Mädchen, dass das Video veröffentlicht hat?«, frage  ich ungläubig und merke, wie mir die Kinnlade herunterklappt, als er nickt. Ich halte die Luft an und weiß nicht was ich hätte sagen können. »Ist das ein Problem für dich?«, fragt er leise und es kommt mir vor als würde nicht der Logan King vor mir stehen, den ich kenne.

Logan ist keinen Deut besser oder anders als ich. Er war sozusagen mein jüngeres Ich. Logan ist lediglich ›nicht so schlimm‹ wie ich. Trotzdem küsst er auch auf jeder Party ein neues Mädchen und trinkt heimlich Alkohol, doch er war jetzt auch seit Monaten nicht mehr auf einer Party. »Ich kann dir nicht sagen, dass es ein Problem ist, aber was meinst du mit ›Problem‹?«, frage ich und ziehe die Stirn kraus. Er kratzt sich verlegen am Hinterkopf.