~38 - r e v e n g e~

5.7K 233 85
                                    

| ROSÉ |

»Bist du bereit?«, fragt mich Kilian. Ich sehe ihn an und atme tief durch, um meine Panik zu unterdrücken, denn ich will mir nicht anmerken lassen, wie es mir geht und wie sehr meine Gefühle gerade verrücktspielen. »Ja, ich bin bereit.«

Nein! Ich bin definitiv nicht bereit.

Kilian lacht und nimmt mich in den Arm, während ich immer noch versuche meine Gefühle in den Griff zu bekommen. » Ich kann dir genau ansehen, was dein „Ja, ich bin bereit" wirklich bedeutet.« Er umschlingt mich und drückt mich an sich. Ich lasse meine Arme an der Seite herunterbaumeln und bin ehrlich kurz vorm heulen. Ich lege meinen Kopf an seine Brust und schließe die Augen.

Es sind jetzt drei Wochen vergangen, seit ich Xander angeklagt habe. Und heute ist Gerichtstermin. Ich bin völlig am Ende. Vielleicht vor Freude, vielleicht aber auch aus Angst.

Ich kann es nicht erklären!

»Es macht mich fertig, wenn ich weiß, das Xander gerade in diesem Gebäude sitzt und dass ich ihn jetzt sehen und gegen ihn aussagen muss« Ich zeige auf das Gerichtsgebäude und sofort schlägt mein Herz schneller und ich atme tief durch.
»Ich habe ihn angezeigt. Endlich. Endlich wird alles vorbei sein, aber ich weiß nicht, ob ich deshalb  lachen oder weinen soll. Mein Gott, ich bin total am Ende!«

Kilian lächelt mich aufmunternd an. » Da drinnen sitzt ein Wichser und du musst keine Angst haben und dich in meinen Armen verkriechen. Du bist besser, du bist im Recht und du bist Rosé Silver. Es gibt keinen Grund durchzudrehen! Du machst das schon, du kannst das.«, sagt er und drückt mir einen Kuss auf die Stirn. Und mal wieder weiß ich nicht was ich sagen soll. Ich bin überwältig von seinen Worten. Sie machen mich stärker, als ich eigentlich bin.

Ja, sie pushen mich richtig.

»Was denkst du wird meine Mum sagen, wenn sie erfährt, dass ich Xander angezeigt habe?«, frage ich aufeinmal völlig panisch. »Ich habe keine Ahnung, aber ich würde es ihr heute Abend sagen«, sagt er beruhigend und nicke langsam. Ich schaue wieder zu ihm hoch und starre in seine blauen Kristallaugen. Er streicht mir eine Strähne hinters Ohr und mein Herz rast wieder wie verrückt, »Das mache ich.« »Und jetzt geh da rein und rock das Ding. Dann sind wir Xander los«, meint Kilian und streicht mit seinem Finger über meine Lippen.

Ich nicke. Er hat recht. Ich mache mir mal wieder zu viele Gedanken und Sorgen. Wird schon schief gehen.

Ich mache mich von ihm los und laufe auf die andere Seite des Gebäudes, um zum Eingang zu kommen und drehe mich nicht mehr zu Kilian um, was vielleicht besser gewesen wäre, einfach um mich ein letztes Mal zu beruhigen. Und auf der andern Seite des Gebäudes steht wie erwartet schon die Presse und als mich die Reporter zu sehen bekommen, sehe ich gefühlt nur noch weiß. »Miss Silver, stimmt es, dass Sie Xander Smith angezeigt haben?! Was ist vorgefallen?« Diese Frage höre ich überall. Aber ich habe gelernt mit dem Blitzlicht-Gewitter umzugehen. Ich ziehe also eine Sonnenbrille auf und ziehe meine Hand vors Gesicht, damit ich wenigstens etwas sehen kann und laufe verfolgt von der Presse die Treppe hoch.

»Wegen was zeigen Sie Smith an?«, fragt jemand. Ich bleibe stehen und alle bleiben stehen und schauen mich erwartend an. Auf diese Frage antworte ich. Und das nur, weil ich die ›Gerüchteküche‹ richtig anheizen will, um es etwas interessanter zu machen. »Weil ich es nicht zulasse, dass mich jemand verletzt und ungestraft davon kommt«, erkläre ich kühl, so wie man es von Rosé Silver gewöhnt ist. Und mein Gesichtsausdruck ist das Ebenbild von meiner Stimme. Meine Maske ist wieder da. Das ich geantwortet habe nimmt der Reporter als Erlaubnis dafür, mir eine weitere Frage zu stellen.

Destiny Love ✓Where stories live. Discover now