~21 - n e w s~

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| ROSÉ |

Bis wir nach Hause kamen und durch die Tür gingen, sagten wir kein Wort. Es lag wohl an mir, wegen meiner im Keller lebenden Laune und meinem starren Gesichtsausdruck. Meine Mutter, Abigail, kommt mir entgegen und merkt nicht mal, dass was los ist oder dass es mir beschissen geht. »Na mein Schatz? Wie war's?«, fragt sie und rauscht an uns vorbei in die Küche und beachtet mich kaum.

»Super!«, antwortet Lucy für mich, zwar auch nicht ganz überzeugend, aber für meine nichts ahnende Mutter war das genug.

Gott, sie wird mich umbringen, wenn sie das rausfindet.

»Grace hat mich angerufen, Lucy soll heute bei dir übernachten! Es war ja geplant, dass ihr Vater heute aus England zurückkommt, aber das kann er noch nicht, weil es Komplikationen in einem unserer Hotels gab. Grace muss hinterher fliegen«, ruft sie noch. Anscheinend kommt Lucys ›Super‹ ziemlich echt rüber. Grace ist Lucys Mutter und eine unserer engsten Freunde. Was auch immer in England abgeht, wenn  Grace fliegen muss, dann gibt es da echt Probleme.

Aber ich bin nicht in der Stimmung, mich damit zu beschäftigen.

Eigentlich wäre ich am liebsten alleine, aber in der Gegenwart von Lucy würde ich mich vielleicht ein wenig schneller abregen. Lucy nickt, dabei kann es meine Mutter nicht sehen. Ich weiß, dass sie sich den Kopf darüber zerbricht, was in England abgeht, aber solange wir nicht in die Fußstapfen unserer Eltern treten, müssen wir uns auch nicht unnötig den Kopf darüber zerbrechen.

Wir gehen die große Treppe hoch und uns kommt Layla zu allem Überfluss auch noch entgegen.

»Hey Schwesterherz, hast du kurz...«, will sie anfangen, bis sie mein Gesicht sieht. Erschrocken sieht sie mich an und dann Lucy. Laylas  Augenlider flattern und ich winke einfach ab, eine Geste die ihr zeigt, dass fast alles okay ist. Dann versuche ich etwas Sanftheit in mein Gesicht zu bekommen, damit sie nicht mehr so erschreckt aussieht.

»Können wir später reden?« frage ich gruselig ruhig und sanft. Wieder flattern die Augenlieder von Layla und dann nickt sie wie in Trance. »Lili ist nur bei mir, wollte ich sagen«, murmelt sie, aber wir wissen beide, dass das nicht alles ist, was sie mir sagen will.

Lili ist Lucys Schwester und eine sehr gute Freundin von Layla. Die beiden hacken für ihr Leben gern, was Lucy und mich dazu veranlasst unsere Handys zu bewachen und niemals aus den Augen zu lassen, wenn die beiden in der Nähe sind.

Ich lasse es auf dem beruhen, was wir gerade gesagt haben und gehe an Layla vorbei in mein Zimmer und setze mich aufs Bett.

Wie konnte mir nur jemals ein solcher Fehler passieren?

Lucy verschwindet in meinem Kleiderschrank und sucht nach  ihren Sachen. Es liegen auch Sachen von mir bei ihr und jede hat bei der anderen Sachen liegen, für Notfälle. Fünf Minuten später kommt sie frisch wieder zum Vorschein. Ich habe mich immer noch nicht bewegt und starre geradeaus. Lucy setzt sich langsam neben mich. Sie streicht mir vorsichtig über meinen Handrücken, was mich offensichtlich beruhigen soll.

»Warum hat er mein Geheimnis verraten für Kokain?«, frage ich leise, kaum hörbar. »Ich glaube nicht, dass das seine Absicht war. Er muss verzweifelt gewesen sein. Er hätte ihr sicher auch Geld dafür gegeben, wenn er nicht von vornherein gewusst hätte, was sie will und ich glaube auch nicht, dass das Kokain für ihn war, sondern für jemanden anderen, jemanden der ihm viel bedeutet.« Ich lege meinen Kopf an ihre Schulter.

Sie weiß genau wie ich, dass alles im Urlaub von Kilian geplant und gespielt war, nur will sie es so wenig laut aussprechen, wie ich.

»Jetzt ist es nur noch eine Frage der Zeit, bis es an die Presse kommt«, sage ich und seufze laut. »Sie wird das nicht vor einer Woche bekanntgeben, sie muss erst checken ob es stimmt, sonst wird das ganze nach kurzer Zeit kein Gesprächsthema sein oder im schlimmsten Fall geht es für sie nach hinten los«, meint sie und sieht mich ehrlich an. Ich rolle mit meinen Augen.

Destiny Love ✓Unde poveștirile trăiesc. Descoperă acum