7) Dark Room

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Ich war sauer.

Warum war ich nur sauer? Weil ich mal nicht das machen konnte, was ich wollte oder woran lag das?

Seufzend vergrub ich meine Hände in den Taschen meiner Hose und atmete erstmal leise tief durch, um mich wieder etwas abzureagieren. Mein Zustand ging mir allmählich sehr gegen den Strich und wenn mir etwas gegen den Strich ging, war ich für Mitmenschen nicht auszuhalten.

Mein Gott, ich musste doch nur nicht an sie und diese fucking weich aussehenden Lippen denken, sondern mich wie immer auf etwas Spaß fokussieren. Das war ja wohl nicht so schwer.

Ich straffte meinen Rücken.

Scheisse, das war doch schwer.

Aber ich war ja nicht ich, wenn ich in etwas aufgab. Und ich werde jetzt Spaß haben. Ohne fucking weich aussehende Lippen.

Konzentriert tastete ich neben mir, gleich darauf fühlte ich wie sich Finger um mein Handgelenk schlungen. Meine Mundwinkel zuckten nach oben. Na also, ging doch. Mir war es völlig egal, welches Mädchen sich gerade hier an mich schmiegte und mich sanft zu küssen anfing. Victoria war es nicht, das hätte ich schon längst erkannt, also brauchte ich mich um nichts zu sorgen. Auch nicht darum, ob mein Bruder gerade vielleicht Cassie abschlabberte.

Das unbekannte Mädchen vor mir war nicht herausragend im Küssen, jedoch auch nicht unterirdisch schlecht. In Stimmung bringen war anders, was soll's. Zum minimal Spaß haben völlig ausreichend.

Da ich nicht so nach ihr lechzte, ließ ich sie mich an die Wand hinter mir etwas drücken und die Kontrolle über den Kusss übernehmen. Sonst war das nicht so meine Art. Nur wenn ich nicht ganz bei der Sache war oder keine Lust hatte.

In dem Fall beides.

Ich sehnte mich dem Ende immer mehr entgegen. Aus Erfahrungswerten wusste ich aber, dass die ungefähr fünf Minuten garantiert noch nicht zu Ende waren und meine Schultern sackten gefühlt noch ein Stück weiter nach unten.

Okay, nein, ich hatte keinen Spaß.

Ich hatte sowas von keinen Spaß und würde am liebsten aus Lust gerade den Lichtschalter anknipsen und Cassandra mit mir mitziehen. Dabei wäre ich wahrscheinlich auch noch voll unfreundlich zu ihr, weil ich sie eigentlich nicht mochte und auf was anderes aus war. Gegen ihren Willen würde ich sie nicht mitziehen, ich war ja schließlich kein Vergewaltiger.

Nur wenn sie es wollen würde.

Und ich wusste insgeheim, dass sie es wollen  würde.

Ich bekam gar nicht mehr mit, dass ich das Mädchen vor mir nicht mehr küsste. Erst, als ich ihre warmen Finger an meinem Kinn spürte und sie es wieder dichter zu sich heranzog.

Ach, verdammt.

Diese Cassandra konnte doch nicht mein Sexleben bestimmen. So weit kam es noch, ich glaubte es ja wohl.

Diesmal tauschte ich die Positionen mit ihr um und drückte sie nun gegen die Wand. Meine Hände stützte ich links und rechts neben ihr ab, um mich vorzubeugen und sie hungrig zu küssen. Nicht wirklich ehrlich aufrichtig hungrig küssen, sondern eher dieses hungrige Küssen, wenn man Sachen leid war und Ablenkung brauchte.

Bestimmt war es ihr gegenüber nicht fair, aber sie hatte sich angeboten. Und mitgehangen heißt nunmal mitgefangen, da kam sie nicht darum herum.

Wie auch immer, ich ließ sie an mich heran und wirklich ungerne meine Haare durchwuscheln. Ey, nee, ich hasste das wie die Pest. Jedesmal musste man sich nach dem Rummachen die Haare neu machen. Wurschtelte ich etwa in deren Haaren herum? Nein. Genervt brummend benutzte ich eine Hand, um ihre Finger aus den Strähnen herauszubekommen und sie einfach zu meinem Oberkörper zu dirigieren.

Im Hinterkopf meldete sich mein angewöhnter Alarm, dass die fünf Minuten gleich um waren und dass ich nicht diesem Mädchen wissen lassen wollte, mit wem sie herumgemacht hatte.

Deshalb wich ich von ihr zurück, auch wenn sie sich wohl nur schwer von mir trennen konnte, denn ihre Finger griffen tiefer in den Stoff meines Shirts.

Pff, aber nicht mit mir.

Bestimmend und vielleicht auch etwas unsanft befreite ich mich aus ihrer Umklammerung und suchte wortwörtlich das Weite. Ich streckte meine Hand aus, spürte wieder die Wand und ging langsam wieder in die Richtung, aus der ich kam. Das Mädchen würde denken, ich wäre dann einer von Jungs aus einer anderen Ecke sein. Sie würde nicht auf die Idee kommen, dass derjenige sogar wieder neben ihr stand.

Das gefiel mir an dem Spiel persönlich sehr. Man konnte tun und lassen, was man wollte und brauchte sich hinterher nicht mehr zu rechtfertigen.

Perfekt.

Nun ja. Wenn man die Richtige vor sich hatte. Diesmal hatte ich es nicht gehabt und das wurmte mich natürlich ziemlich.

Es dauerte nicht lange und keine zwei Sekunden später ging das Licht wieder an.

Zurück im wahren Leben, ohne Schutz und verlassen von der Dunkelheit.


Ich weiß, das Kapitel war etwas kurz, aber Adrael fühlte ja nicht so viel wie Cassie. Das nächste wird wieder länger werden.

Dark LoveWhere stories live. Discover now