54) Die richtige Richtung

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Fassungslos und tierisch gereizt lenkte ich meine Aufmerksamkeit auf den Idioten vor mir. "Hast du keine Augen im Kopf oder was? Ich stinke wegen dir die ganze Nacht nun nach Bier, was soll denn der Scheiss?" Aus den Augenwinkeln bemerkte ich, wie sich Adam das Shirt seufzend auszog.

Meine Güte, nur weil mein Bruder irgendwelche Leute hier einladen musste. Das war doch nicht zum Aushalten. Der Spargeltarzan vor mir war doch auch erst locker in der achten oder neunten Klasse, was machte der hier auf unserer Party?

Weil er unter meinem durchdringenden Blick eh schon gefühlt immer mehr schrumpfte und ich schon Angst hatte, er würde gleich in Ohnmacht fallen, um sich später wie ein eingerollter Igel in eine Ecke zu kugeln, schüttelte ich nur verständnislos den Kopf und ging ohne ein weiteres Wort an ihm vorbei.

Wenn ich den von mir weggeschubst hätte, wäre er über der Sockenhalterung abgebrochen und die Sauerei will ich später niemanden erklären.

Der nasse Stoff wurde mir auch zunehmend unangenehmer auf meiner Haut, weshalb ich Adam  nachmachte und mich auch von meinem Shirt befreite.

Oberkörperfrei betraten wir beide die Küche. Während er sich gleich nach dem nächsten Bier umschaute, steuerte ich auf die Spüle zu und versuchte mit Wasser und Handseife diesen lästigen Biergeruch von meinem Oberkörper abzubekommen. Dabei fiel mein Blick auf Adam, auf dessen Gesicht ein unheimliches Grinsen festgetackert war.

Was war denn mit ihm los?

Normalerweise würde er jetzt noch mindestens zwanzig Minuten über diesen Unfall mit dem Trottel herziehen, stattdessen blieb er stumm und trank strahlend sein Bier.

Verstört wandte ich mich ab, drehte den Wasserhahn zu und trocknete mich mit Küchentücher ab, bevor ich mich neben ihm stellte. Gerade, als ich ihn nach dem Auslöser seiner plötzlich so guten Laune fragen wollte, stolperte Cassie in die Küche - beziehungsweise lehnte sich mit dem Rücken zu uns gegen den Türrahmen.

Prompt zuckten meine Augenbrauen nach oben.

Warum war sie allein? Und vor wem war sie bitte geflüchtet, dass sie so außer Atem war? Es hatte sie doch hoffentlich niemand gegen ihren Willen betatscht?

Mein Blick fiel auf ihren Hintern, der durch das Kleid so gut betont wurde.

Oh nee, stopp mal hier Adrael, ganz falsche Richtung-

Schwungvoll stieß sie sich aufeinmal vom Holz ab, um zu uns herumzuwirbeln. Überrascht blinzelte sie mehrmals, als sie uns sah.

War das so abwegig gewesen uns hier zu treffen oder wie?

Adam regte sich neben mir, schwang sich sein Shirt über die linke Schulter und betrachtete sie weiterhin mit diesem komischen Grinsen. Mir fiel auf, dass auch seine Haare schon im Eimer waren und nicht mehr ganz so perfekt saßen, sonst würde sie ihm nicht so auf die Stirn fallen.

"Strippt ihr gleich oder warum seid ihr halb nackt?"

Moment, was?

Perplex zuckten meine Augen zu ihr zurück, begegneten ihrem scheinbar sehr neugierigen Blick, der fest auf uns gerichtet war.

Ach, stimmt.

Ich stand mal wieder halb nackt vor ihr. Nur diesmal mal nicht alleine.

Ein Schmunzeln bahnte sich auf meine Lippen an.

"Uns ist warm und außerdem hat uns ein Idiot die Shirts mit Bier vollgeschüttet. Ich will nach dem Zeug nicht unbedingt stinken", übernahm Adam das Wort. "Aber egal. Und, Cassie? Wie fandest du Dark Room so?"

Dark LoveWhere stories live. Discover now