32) Elendiges Drama

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"Tickt er noch ganz richtig?", regte ich mich auf, als wir uns noch mit anderen Nachzüglern in der Umkleide weiterhin befanden, während ein kleiner Teil den Raum bereits verließ.

Adam fasste sich kurz an die Nasenwurzel. "Ich hab doch keine Ahnung. Ich weiß nur, dass ich darauf keinen Bock habe. Bedeutet doch nur wieder Drama."

"Du und dein elendiges Drama", entgegnete ich zutiefst genervt.

"Was denn?", keiner Schuld bewusst blickte er mich an. "Im Grunde ist es doch so."

Ich wedelte mit der Hand, tat so, als könnte ich dieses Thema wegwedeln. Schön wäre es. "Egal, lass uns jetzt erstmal in die Halle gehen."

Schon von weitem erkannte ich, dass die Mädchen vor ihrer Umkleide in einer riesigen Traube angesammelt warteten und kichernd tief in Gespräche vertieft waren.

Und ganz vorn, neben diesem großen Haufen an der Wand standen niemand anderes als Cassie und ihre nerdige beste Freundin, die sich genau in dem Moment umdrehte, als Ian an ihnen vorbeilief.

Natürlich winkte er ohne Scheu den beiden zu und verursachte bei beiden ein fettes Grinsen.

Das Gesicht ihrer Freundin ist bereits feuerrot angelaufen.

Leandro und Ace waren die nächsten, die an beiden vorbeiliefen und ihre Köpfe in die Richtung der Mädchen drehten.

Scheisse, ich musste mich wohl echt mit dem Gedanken anfreunden, dass ich demnächst mit ihr schwimmen gehen musste.

"Oh schau, wer dich da entdeckt hat", raunte mir Adam belustigt zu. Dieses Schmunzeln, das sein Gesicht schmückte, drückte deutlich aus, was für ein Gefallen er an der Situation hatte.

Diese Dramaqueen.

"Schön", war alles, was mir dazu einfiel. Allerdings musste ich darüber milde lächeln.

"Nur schön?", stichelte er weiter. "Ist das alles, was dir dazu einfällt?"

Ich rammte ihm unsanft meinen Ellbogen in die Seite. "Ja, das trifft sich ganz gut. Adrian ist Richtung Toiletten gegangen, das heißt, er kommt noch und muss auf alle Fälle hier lang. So können wir ihm wenigstens schon eine Gelegenheit vermiesen, sie nach diesem Ausflug zu fragen", setzte ich mit einem listigen Lächeln hinzu.

Adam zwinkerte mir verschwörerisch zu. "Alles klar, Kumpane."

Als wir fast auf der gleiche Höhe mit Liv und Cassie waren, uns trennten nur noch wenige Meter, blieben Adam und ich stehen.

Kurz davor hatte ich noch einen flüchtigen Blick zu ihr herübergewagt - was ich lieber hätte nicht tun sollen, denn das Rauschen in meinen Ohren setzte ein, als ich sie dabei ertappte wie sie mich anstarrte.

Es dauerte nicht lange, da kam auch mein Bruder endlich aus der Umkleide. Kaum herausgetreten, fixierte er die beiden Mädchen, besonders eines von ihnen, zielsicher an.

Doch bevor er bei ihnen überhaupt ankommen konnte, schnappte ich mit meiner Hand nach ihm und hielt ihn eisern fest. "Adrian", begann ich mit einer drohenden Tonlage. "Wehe, du fragst sie jetzt. Selbst wenn die anderen damit einverstanden sind, wir sind es nicht."

Besonders bin ich es nicht.

Das war fast ein Todesurteil, sollte er es machen und sie stimmte zu.

Adam und ich konnten nicht wie zwei bockige Kinder nicht mitgehen. Nachträglich ist mir auch eingefallen, dass ich erst Ian letztens versprochen hatte, wieder öfter bei ihren Gruppenaktivitäten dabei zu sein. Und ich wollte ihn wirklich nicht enttäuschen, geschweige, ihn in die Sache hereinziehen und abzusagen.

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