8) Luftküsse, die foltern

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Das helle Licht blendete natürlich, alles andere wäre gelogen. Aber noch nie hätte ich vermutet, dass ich dieses beschissene Licht vermisst hatte. Auch wenn ich mit zusammengekniffenen Augen erstmal nur meine Gegend abscannen konnte.

Oder besser gesagt gleich mal wieder auf der Suche nach dieser platinblonden Schönheit war, die ich gleich fand.

Cassandra lehnte wie vorher an der gegenüberliegenden Wand. Auch sie hatte ihre Augen zu schmalen Schlitzen geformt, das war jedoch nicht das Einzige, dass anders als vor dem Spiel war. An ihrem Hals prangte deutlich ein Knutschfleck.

Ich spannte den Kiefer an.

Jeden Kommentar dazu ersparte ich mir in Gedanken. Ich wusste sowieso, dass ich alleine deshalb von Puls auf Einhunderachtzig zu Zweihundertdreißig gewandert war.

Ace ersparte sich dafür keinen Kommentar, nachdem er einmal im Raum seinen Blick wandern gelassen hatte. "Wie ich sehe, sind alle versorgt worden, hm?"

Überhaupt nicht offentsichtlich, die Antworten waren ja nicht zu übersehen.

Gemurmel entstand und diese Stille, die vorher eingetraten war, war wie weggewischt. Interessiert und weil ich echt nichts anderes zutun hatte, betrachtete ich Cassandra weiter. Ihre Augen blieben immer mal wieder bei verschiedenen Personen stehen. Erst bei Ian, der schon wieder auf sie zugetänzelt kam und wohl jede Menge Spaß gehabt haben musste, so, wie der grinste. Dann visierten sie Leandro und Adam an, die mit ihren Shirts beschäftigt waren. Genauso wie Zachary, der ebenfalls skeptisch, aber ausdruckslos von ihr begutachtet wurde.

Jedoch, als sich ihre Augen auf die versammelten Mädchen in der einen Ecke richteten, die gerade kichernd auf ihre Knutschflecke zeigten, wirkte sie verwundert, belustigt und verständnislos zu gleich.

Tja, Schätzchen. Du hast leider auch so eine nette Verfärbung am Hals.

Es dauerte nicht lange, da wollte sie sich auf die nächsten Leute im Raum wieder fokussieren, als Ian sie endlich erreicht hatte und sich vor ihr aufbaute. Mit seinem Körper verdeckte er sie komplett. Und dieser kräftige, trainierte Körper war wohl auch für Ian selbst zu schwer, denn er stützte sich mit einer Hand neben ihr an der Wand ab.

Uhh, der machte doch jetzt nicht etwa den Fehler und baggerte sie so offentsichtlich vor Adrian an?

Haha, Ian. Der Krankenwagen darf bei dir wohl heute doch kommen.

"Was grinst du so-" Mein Bruder neben mir unterbrach sich selbst und sah wohl anscheinend in die Richtung, in die ich guckte. "Was macht Ian denn da?"

Mein Grinsen wurde noch breiter. Alles nur Show. Eigentlich wurde ich selbst eifersüchtig, dass er so nah an sie heran durfte, aber egal. Ich konnte nicht noch depressiv deswegen werden und jeden zusammenschlagen, der sich ihr nähert. Sie war nicht meine Freundin und wird es auch bestimmt nie werden. Was ich ja auch nicht wollte. Ich wollte nur Spaß. Und weil ich den bestimmt nicht mit ihr haben konnte, musste ich sie jetzt endlich abhaken.

Am besten jetzt.

"Naja", lächelte ich Adrian provokant an. "Was macht Ian da wohl? Nach dem Weg wird er wohl nicht fragen, hmm?"

Adrian ballte seine Hände zu Fäuste und verzog seinen Mund kurz zu einer spitzen Schnute. "Mann, ey. Hat der nicht mitbekommen, dass ich sie haben will? Was ist denn mit dieser... mit dieser... Patricia. Oder Sia-"

"Zia", berichtigte ich ihn belustigt. "Nicht Sia. Ian hat nur seinen Sprachfehler momentan im Alkoholrausch."

Verächtlich schnaubte Adrian. "Ach. Was du nicht sagst."

Dark LoveOù les histoires vivent. Découvrez maintenant