44) Wenn du nur wüsstest

11.3K 873 219
                                    

Und ob man es mir glaubte oder eher nicht, mir war es verdammt unangenehm nur mit einem Badehandtuch bekleidet vor beiden zu stehen, besonders vor Cassie. Eigentlich war ich fast nackt. Wenn sich das Handtuch selbstständig machte und wegrutschte, hatte ich ganz andere Probleme, das saß nicht so sicher wie eine Badehose.

Deswegen versuchte ich mein Unbehagen mit meiner üblichen Arroganz abzudecken. "Wohl eher lautet die Frage, was ihr hier beide macht."

Weil, ohne Mist, was suchten sie denn bitte hier? Konnten die ihr Date nicht woanders veranstalten? Ich brauchte Ruhe, verdammt.

Adrian verdrehte die Augen. "Ich bin mit Cassie hier, weil wir einen Vortrag machen müssen und-"

Oh stimmt ja. Der Vortrag.

"So so, einen Vortrag also", unterbrach ich ihn, ich wollte ihn einfach nicht ausreden lassen. "Das ist aber eine tolle Ausrede. Aber wenn ihr schon so nett seid und nicht gleich offentsichtlich sagt, was ihr hier wirklich macht, dann schließt bitte die Tür. Ich will keinen Audioporno haben."

Sonst gehe ich hier noch wirklich weg, das konnte ich nun echt nicht vertragen.

Cassie gefiel die Vorstellung wohl nicht so ganz, dass ich ihrer Tätigkeit keinen Glauben schenkte, denn ihre blitzenden Augen funkelten mich wieder mal gereizt an. "Wir machen wirklich einen Vortrag und wenn du uns nicht glaubst, dann frag doch unseren Geschichtslehrer."

Nö, so weit kommt das noch.

"Ach, Honey", schnalzte ich kurz mit der Zunge. "Macht doch was ihr wollt. Ich will nur, dass die Tür zu ist."

Hauptsache, ich musste das nicht hören... sonst nahm ich noch die ganzen im Haus sitzenden Buddhas auseinander.

Sie holte schon wieder zur nächsten Erklärung aus, als mein Bruder ihr einen Arm um die Schulter legte und sie zur Treppe schob, an der ich mittlerweile lehnte.

Da hatte es jemand ja ganz eilig.

"Wenn du so viel Wert darauf legst, dass wir die Tür zu machen, werde ich deine Bedingung natürlich erfüllen", zwitscherte Adrian im bittersüßen Tonfall.

Ich grinste ihn nur an. "Wie großzügig und sozial von dir."

Leider war sein Arm ein verdammter Eyecatcher für mich. Bisher durfte nur ich sie so richtig berühren... wie weit würde es bei den beiden heute kommen?

Hoffentlich nicht einen Millimeter weit.

"Wo wir doch schon bei Großzügigkeit und Sozialverhalten sind. Warum warst du nicht in der Schule?", fragte Adrian mich aufeinmal.

Ich zuckte mit den Schultern. "Hatte Wichtigeres zu tun."

Meinen Kater auszuschlafen, zum Beispiel, weil ich um vier Uhr morgens noch gefeiert habe. Und eine Katze habe ich gerettet. Und er so?

Mein Bruder reichte das als Antwort. "Wie dem auch sei. Räumst du die ganzen Reifen noch weg, bevor Dad einen Anfall bekommt? Der kommt ausnahmsweise mal zum Abendbrot pünktlich."

Ausrede. Der wollte mich doch nur aus dem Haus rausbekommen.

Ich schenkte ihm ein eiskaltes Lächeln. "Immer mit der Ruhe."

Aus den Augenwinkeln registrierte ich, wie Cassie langsam zwischen unseren Fronten unwohl wurde, dabei versuchte sie verbissen, alles anzusehen, außer mich.

Niedlich.

Was mich ja interessieren würde... war sie wirklich so scharf auf meinen Bruder wie er auf sie? Oder eher nicht?

Dark LoveWhere stories live. Discover now