40) Gar nicht

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Wir unterhielten uns noch kurz, dann ging es schon ab zu den Duschen und der Umkleide. Allerdings war für Adam das Thema noch immer nicht vorüber, mit wem ich denn vorhin so viel Spaß hatte.

Natürlich lachte ich immer nur und wich ihm aus, versuchte das Thema zu wechseln, aber welcher Kumpel würde nicht misstrauisch weiter nachhaken, wenn einem die leichte Röte über das Gesicht kriecht?

In der Lobby vom Schwimmbad trafen wir auf die anderen Jungs, weil wir uns natürlich wieder mal etwas länger Zeit gelassen hatten und wenig später stießen auch die Mädchen dazu.

"Okay", redete Ace beim Aufstehen und zum Ausgang gehend los. "Soll ich euch wieder mitnehmen, Liv und Cassie?"

Vor Erleichterung, dass er und nicht mein Bruder sie nach Hause fuhr, hätte ich ihn am liebsten wie ein Klammeraffe umarmt, nur würde das jetzt definitiv komisch kommen. Lieber freute ich mich im Innern.

Jedoch zu früh.

Mein Bruder mischte sich natürlich ein, was auch sonst. Selbst das hätte ich mir auch denken können. "Ist schon gut, ich kann beide auch fahren. Ein Freund von mir hat mein Auto vorhin hergebracht", bot er Cassie zuckersüß lächelnd an. "Liv müsste mir nur ihre Adresse verraten, sonst sollte ja alles wohl klappen." Zu allem Überfluss nahm er Cassie auch noch die sichtlich schwere Tasche ab.

Wieder schmeckte ich den bittersüßen Geschmack der Eifersucht auf meiner Zunge und der wurde auch nicht weniger, als sie ihm ein dankbares Lächeln schenkte.

Ich könnte kotzen.

"Ich kann auch beide zurückbringen, hab damit kein Problem. Für dich, Adrian, wäre das ja auch voll der Umweg", mischte sich Ian mit einem Mal ein und Liv gefiel das natürlich besonders, wie ich es an ihrem Leuchten in den Augen bemerkte.

"Würdest du echt?", hakte sie begeistert nach.

Da ich einfach mit den ganzen Umstand der Situationen, den lieblichen und falschen Gehabe meines Bruders und mir mir selbst gerade absolut gar nicht im Reinen war, ließ ich das wie immer, wenn ich überkochte, allen deutlich spüren.

"Könnt ihr euch jetzt bitte mal entscheiden? Dieses super zuvorkommende und rücksichtsvolle Gehabe geht mir gerade so auf den Sack", zischte ich aufgebracht los und blieb stehen. "Immer dieses Süßholzgeraspel. Ich bin mit jeder Entscheidung zufrieden, nur, wenn ich die beiden nicht fahren muss."

Und das stimmte.

Liv würde mir mit ihrer unsicheren Art auf den Senkel gehen und Cassie... bei Cassies Nähe würde ich auch verrückt werden. Verrückter, als ich jetzt schon bin.

Nee, nee, war schon ganz gut so.

Was nicht so gut war, war Cassies verletzter, zugleich bitterböser Blick, den sie mir zuwarf und den ich natürlich ignorierte. Trotzdem hatte ich mir den redlich verdient und nicht nur einen von ihren tödlichen Blicken.

Und weil sie das selbst wusste, gab sie mir wieder Paroli. Mit zusammengekniffenen Augen starrte sie mich gereizt an. "War klar, du Egoist. Aber danke, du wärst der letzte gewesen, den ich gefragt hätte. Lieber würde ich sogar die ältere Dame dort ein paar Meter vor uns fragen, mit der ich garantiert erst morgen Zuhause bin, weil sie bestimmt nur 30km/h fährt."

Tzz, eigentlich solltest du bei niemanden mitfahren. Auch nicht bei mir. Kann sie nicht einfach den Bus nehmen?

Ich warf ihr nur ein gekünsteltes Lächeln zu. "Perfekt. Wir wollen doch anderes vermeiden, stimmts?", erwiderte ich und ich glaube, meine versteckte Botschaft kam an. Darauf drehte ich mich nach vorn zu Adam um, der uns nur mit hochgezogenen Augenbrauen verwirrt betrachtete.

"Jetzt komm mal beide herunter", warf Leandro mürrisch ein.

Ähh, nee. Auch das nicht.

"Okay", griff Ace ein, Diplomat mit Leib und Seele wie eh und je. "Ian kann ja Liv mitnehmen, schließlich wohnt er ziemlich zentral in der Stadt. Und Cassie kann von-"

"Von mir mitgenommen werden", stellte Adrian gleich klar.

Ich versuchte angestrengt, meine Augen nicht zu verdrehen.

Ace schaute meinen Bruder eine Weile ausdruckslos an, bis er seine Sprache wiederzufinden zu schien und statt ihn, lieber die Autos in der Umgebung anvisierte. "Okay. Dann machen wir das eben so."

Ich hörte noch im Hintergrund wie Leandro Adrian fragte, wo denn der Wagen nun stehen würde, aber da ich kein Bock hatte die Antwort abzuwarten und wieder stehen zu bleiben, lief ich mit Adam weiter.

"Dein Bruder macht sich an die Kleine aber ganz schön ran", bemerkte Adam amüsiert. "Mal schauen, wie schnell er sie ins Bett bekommt-"

"Gar nicht", entgegnete ich finster.

Adam schaute mich verwirrt von der Seite an. "Häh, wie gar nicht?"

"Er wird sie gar nicht ins Bett bekommen", wiederholte ich überzeugt, diesmal im ganzen Satz. "Da bin ich mir sicher."

Er zog eindeutig verwundert seine Augenbrauen zusammen. "So und warum nicht? Und weshalb bist du dir da so sicher?"

"Ich bin es einfach."

"Aber er hat bis jetzt immer das bekommen, was er wollte", argumentierte Adam widerum stirnrunzelnd. "Ich kann mir nicht vorstellen, dass es diesmal anders sein sollte. Zumal er bei ihr scheinbar echt gut auf Kurs ist."

Denkst du.

Eigentlich ist hier jemand ganz anderes fest auf Kurs und hatte sich bereits seit heute nochmals ziemlich verfahren, den falschen Kurs genommen.

Ich stieß nur ein verächtliches Lachen aus. "Sorry Adam, wenn ich das jetzt mal so sage, aber ich kenne meinen Bruder länger als du und ich weiß, dass auch manche Leute gegen sein Verhalten immun sein können."

"Und du denkst oder hoffst darauf, dass Cassandra auch gegen ihn immun ist?", hakte er skeptisch nach.

"Ich weiß es."

Jetzt war es Adam, der ungläubig loslachte. "Und was ist mit dem heutigen Tag? Er hat sich ihr dauernd angenähert und sie hat ihn nie zurückgewiesen. Wie kannst du dir nur so sicher sein, dass sie ihm nicht verfällt?"

Weil ich sie heute beinahe rumbekommen hätte.

Deswegen.

Ich erwiderte nichts darauf, sondern schmunzelte nur leise vor mich hin. "Einfach deshalb, Adam." Damit beendete ich das Gespräch und drehte mich wieder in die Richtung zu den anderen, die immer noch an dem gleichen Fleck standen wie vor ein paar Minuten auch schon.

Ernsthaft? Die hatten sich nichtmal ein Stück voranbewegt. Was machten sie denn die ganze Zeit da?

"Findet da ein Mobbingkreis statt oder was ist da los?"

Ich warf Adam einen schiefen Blick von der Seite zu, ehe ich mich wieder auf unsere Gruppe konzentrierte. Cassie stand so ein bisschen bei allen mit drinnen und die ganze Aufmerksamkeit der anderen schien nur auf sie gerichtet.

Jetzt begann ich auch langsam meine Augen zu verrenken.

Was in alles in dieser Welt...?


Danke für euer ganzes Feedback, ich liebe eure Kommentare. Und ich hätte echt nicht gedacht, dass so viele nach dieser langen Pause wieder mit dabei sind. Wow.

💖


Dark LoveWhere stories live. Discover now