45) Fordernd

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Ich hielt es vielleicht noch ein paar Minuten im Wohnzimmer aus, dann schnappte ich mir ein paar Kopfhörer, verband mich mit meinem Handy und lief mit voll aufgedrehter Lautstärke nach oben in mein Zimmer, um mir endlich etwas zum Anziehen herauszusuchen.

Wenigstens gelang es mir so tatsächlich, die Anwesenheit der beiden auszublenden und nur idiotisch mit dem Kopf in dem Takt der Musik mitzuwippen.

Allerdings bescherrte mir meine kleine Abwesenheit auch beinahe einen Genickbruch - Grund war der Katzenkorb.

Naja, das Teil stand ja nun auch nicht direkt auf meiner Augenhöhe, das musste man ja mal dazu sagen. Trotzdem schob ich das Ungetüm mit dem Fuß peinlich berührt an Ort und Stelle zurück, da ich den fast durch mein ganzes Zimmer geschleudert hatte.

Hoffentlich hatte das nicht zu laut gescheppert.

Nachdem ich mir dann also endlich etwas übergeworfen hatte, was nicht nur ein Handtuch war, trottete ich wieder ins Bad zurück, hing es auf, um mich dann wieder auf den Weg nach unten zu machen.

Mit meinen Kopfhörern.

Lieber wollte ich auf Nummer sicher gehen, auch wenn mich die Neugier reizte zu wissen, über was sich da so unterhalten wurde.

Nein, diesmal musste ich mich zurückhalten. Zumindestens so lange, bis ich meine Chance gewittert hatte und zuschlagen konnte. Ob das noch heute stattfinden würde, das stand in den Sternen.

Und ein Typ, der mir sehr bekannt vorkam, suchte diese gewissen Sterne anscheinend am helllichten Tag auf einen Reifen sitzend an unserer Garage.

Auf unserem Grundstück.

Ich stellte meine Tasse mit dem Kakao, den ich gerade zu meinen Lippen führen wollte, klackernd ab und betrachtete Ralph stirnrunzelnd.

 Was zur Hölle machte er da? Hatte er sich verirrt oder was? Was wollte er denn überhaupt? Und seit wann wusste er, wo wir wohnten?

Seufzend ging ich aus der Küche heraus, setzte mir unterwegs meine Kopfhörer ab, die ich auf den Schuhschrank abparkte, um mir dann den nächsten ungebetenen Gast vorzuknöpfen.

Heute war was los.

Entschlossen riss ich die Haustür auf, womit Ralph nicht gerechnet hatte. Er zuckte vor Schreck zusammen, so heftig, dass er zur Seite kippte, weil er mit seinen Händen keinen Halt fand.

Wann war dieser Typ mal nicht high?

"Achhh, Aaadraaaeeel", zog er meinen Namen wie üblich lächerlich lang, es wäre komisch, eine andere Version aus seinem Mund zu hören. "Guuut, dassss duuu miiiich geeeeseeeeeheeeen haaassst." Er sprach so langsam, es war anstrengend ihm zuzuhören, auch wenn es nur ein Satz war.

"Ralph", entgegnete ich nur. "Findest du den Weg nach Hause nicht oder was?"

Er kicherte wie ein kleines Kind vor sich hin, bis er sich fasste. "Alsooo, iiich woooollteee zuuuu Aaaaadriiiaaan. Aaaberrr Aaaadraaeeel, deeer Wiiiitz waaaar eeeecht guuuuuuut."

Mhm.

Toll.

Freut mich.

"Warte hier, ich hol ihn", lautete meine Antwort, bevor ich die Tür zuschmiss und nach oben stampfte, die Tür von Adrian fast schon gewaltsam aufmachte und mich in den Rahmen lehnte. "Ralph ist da und will irgendetwas von dir." Ich schaute nicht in das Zimmer herein, sondern den Flur herunter.

Falls ich sie bei etwas erwischt hatte.

"Ralph? Was will er denn hier?"

Das fragte ich mich schon die ganze Zeit.

Dark LoveWhere stories live. Discover now