17) Katzenbettwäsche

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Ich hätte meinem Zwillingsbruder zum zweiten Mal an diesem Tag verprügeln können und zwar auch noch so schlimm, dass er die nächsten zwei Wochen im Krankenhaus festhängen müsste. Mit Halskrause und vergipsten Bein in einem Rollstuhl verbannt.

Joclyn strahlte mich breit an, als ich, umgezogen und einigermaßen hergerichtet, unten das Wohnzimmer betrat.

Neeeeeeiiiiin.

Am liebsten hätte ich wie in einem dieser überzogenen Comedyfilme einen lauten Schrei ausgestoßen, wäre auf dem Boden zusammengesunken, um darauf gleich wieder schreiend aus dem Raum zu rennen und Hilfe zu brüllen.

Wenn ich ganz gemein gewesen wäre, hätte ich vielleicht auch vor meinem Haus die Polizei angerufen und ihnen gesagt, dass sich ein Eindringling in meinem Haus befand und das schon an unbefugtes Betreten bis hin Einbruch in fremdes Eigentum grenzte.

Ich hätte das wohl lieber mal wirklich machen sollen.

Stattdessen lächelte ich sie nur kurz an, in der Hoffnung, dass mein Lächeln nicht zu gequält und aufgesetzt wirkte.

"Hiii, Adrael", flötete sie da auch schon. Glücklicherweise blieb sie auf dem Stück Sofa sitzen und fiel mir nicht noch als Sahnenhäubchen zu dieser Situation um den Hals.

Angestrengt unterdrückte ich eine genervte Tonlage. "Hey, Joclyn." Aus den Augenwinkeln bemerkte ich, wie Adrian hinter mir im Flur in die Küche weghuschte. Machte der sich jetzt etwa gekonnt aus dem Staub, um mich mit der alleine zu lassen? "Warte mal kurz hier", sagte ich an sie gewandt, wartete ihre Reaktion gar nicht weiter ab und ging ebenfalls in die Küche.

Mein Bruder goss sich gerade ein Glas Milch ein, dabei schaute er mich schuldbewusst an. "Tut mir leid", flüsterte er.

Böse funkelte ich ihn an, während ich näher an ihn heranging, um in ebenso gesenkter Lautstärke zu reden. "Meine Güte, du weißt doch ganz genau, dass sie mich schon letzten Samstag so genervt hat, vorallem weil sie auch noch dachte, dass wir nach einmal herumknutschen zusammen wären. Was zur Hölle macht sie denn hier?!"

"Anscheinend hast du ihr noch nicht gut genug klar gemacht, dass ihr nicht zusammen seid, denn sie hatte gerade geklingelt als du noch oben im Bett warst und mich gebeten zu ihrem Freund  zu lassen."

Ich verzog bei dem Wort Freund  angewidert das Gesicht, um mir dann nachträglich verständnislos mit meiner Hand über mein Gesicht zu gehen. Langsam atmete ich schließlich aus. "Und warum hast du sie erst hier hereingelassen?"

"Weil sie kurz vor dem Heulen war, als ich sie abwimmeln wollte." Er trank einen Schluck von seiner Milch und hatte nach dem Absetzen seines Glases einen Milchbart.

Manchmal fragte ich mich doch tatsächlich in wie weit reif mein Bruder im Kopf eigentlich war. Nicht nur seine Essgewohnheiten und die Verunstaltungen danach, nein, er ließ sich manchmal wie ein Kleinkind von jedem und alles beeinflussen und blickte bei schon den einfachsten versuchten Manipulationen nicht durch.

"Meine Fresse, dann nehmen wir sie halt ins Möbelhaus mit", sprach ich das Offentsichtliche aus, denn ich hatte gerade keinen Bock auf Drama.

Ich wollte jetzt einfach mein Bett kaufen und von mir aus halt mit dieser Trulla.

Einige Minuten später als ich hinter dem Steuer saß und aus unserer Wohngegend raste, versuchte ich mir einen Plan im Kopf zurechtzulegen, wie ich Joclyn ohne direkter Konfrontation loswerden konnte.

Ach, ich stelle sie eben einfach in der Abteilung der Schränke ab und sage, sie soll sich nicht eher vom Fleck rühren, bis ich wieder auftauchte. Damit mir niemand den Schrank wegnahm, weil ich im Internet gelesen hatte, dass es nur noch diesen aufgebauten Schrank gab und der Rest erst nachgeliefert werden musste. Jedenfalls sollte sie da eben stehen bleiben, ich ging mit dem Vorwand einen Mitarbeiter zu suchen weg, kehre dann aber nicht zurück.

Dark LoveWhere stories live. Discover now