51) Egal

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Es war der legendäre späte Nachmittag vor unserer angekündigten Party und ich sah Adrian nur von links nach rechts rennen, weil er immer wieder irgendetwas vergessen hatte oder weil... keine Ahnung, die Gründe waren mir größtenteils unbekannt.

Auf alle Fälle war er mit einem aufgescheuchten Kaninchen zu vergleichen, das hakenschlagend immer wieder ein anderes Ziel anpeilte.

Und das... das machte mir dezent Angst, da er auch noch zu mir meinte, dass ich die große Musikanlage im Wohnzimmer aufbauen sollte.

Ich ahnte langsam Schlimmes.

Nämlich, dass es doch nicht nur so eine kleine, gemütliche Runde wird, sondern eine Hausparty, die mal wieder, grenzenlose Ausweitungen bekam und jede Mengen Folgen verursachen würde und eigentlich hatte ich gar nicht so eine große Lust auf das alles.

Mein Blick fiel auf die viele Deko, die alleine schon im Wohnzimmer um uns herum existierte. Mom würde uns umbringen, wenn auch nur eine Statue eine Schramme abbekommen würde. Außerdem, wenn wir schonmal beim Thema Sicherheit sind, ich musste unbedingt noch einen Raum für Arielle herrichten, in dem sie dann die ganze Zeit erstmal bleiben konnte.

Zu Arielle haben auch alle nicht schlecht geguckt, am liebsten hätte ich den Moment mit den verblüfften Gesichtern aufgenommen und das Bild in einen Bilderrahmen im Flur aufgehangen.

Meine Mom meinte schließlich nach ein paar vergangenen schweigenden Sekunden, dass ich sie behalten könnte und sie mir vertraute, dass ich mich schon um sie kümmern würde, sonst hätte ich sie nicht mitgenommen. Außerdem meinte sie, würde mir das auch mal mehr einen geregelten Alltag geben, wenn ich die Katze noch nebenbei zu versorgen hatte.

Dad hatte ihr dem allen nur zugestimmt, bevor er sich seiner Tageszeitung erneut zugewandt hatte und sich dadurch einen verständnislosen Blick von meinem Bruder einfing.

Da er nie einen Hund haben dürfte, knabberte er jetzt ordentlich an der Sache mit meinem neuen Haustier und überlegte, ob er nicht einfach irgendwo einen Welpen kaufen würde und zu meinen Eltern auch behauptete, er hätte diesen gerettet.

Ich fände diese Idee nicht schlecht, einen Hund würde ihm und seinem Gemüt bestimmt gut tun. Nur müsste er sich halt für den auch Zeit nehmen. Das würde er schon noch hinkriegen, da war ich mir sicher. Der einzige Nachteil für mich wäre an dieser Geschichte die vielen Sabberspuren, weil er unbedingt eine deutsche Dogge haben wollte.

"Adam", winkte ich ihn heran, da er gerade etwas ratlos im Raum herumstand. "Komm, lass uns das Dekozeug irgendwo anders hinbringen, wenigstens das aus dem Wohnzimmer und aus dem Flur."

Er lachte laut auf. "Oh man, das wird nochmal eine riesige Arbeit... und wo willst du das überhaupt hinbringen?"

Das war in der Tat eine gute Frage.

"Keine Ahnung, in irgendeinen Schrank oder so, da wird dann schon niemand herangehen. Und um meine Katze müssen wir uns auch noch kümmern."

Gesagt, getan.

Eifrig klemmten wir uns einige Buddhastatuen und alles andere weitere unter dem Arm und verstauten das in einen großen Schrank neben einer Kommode im Flur. Danach machten wir uns auf den Weg einen geeigneten Raum für meine Katze zu finden und richteten ihr dann alles her. Ich war gerade im Inbegriff das Zimmer zu verlassen, als mich Adam am Handgelenk festhielt.

Fragend drehte ich meinen Kopf zu ihm. "Was ist los?"

Er ließ mich los und fuhr sich kurz nachdenklich durch die Haare, bevor er zum Sprechen ansetzte. "Adrian hat mir vorhin erzählt, dass er unbedingt Cassie küssen will, wenn wir Dark Room spielen. Wollte dir das nur erzählen, weil er dir das, so wie du jetzt guckst, anscheinend nicht gesagt hat."

Nee, hatte er nicht.

Aber der Grund war mir bekannt, schließlich wusste er, dass ich auch heiß auf sie war und Konkurrenten nicht unbedingt mochte.

"Aha", war das Einzige, was ich von mir gab. "Na dann... gut zu wissen."

Verdammt, er hatte immer noch nicht aufgegeben... musste er sie echt unbedingt ins Bett bekommen? Konnte er nicht eine andere toll finden? Warum musste es unbedingt Cassie sein? Es gab doch noch ein Haufen anderer Mädchen, denen er hinterherlaufen und das Herz brechen konnte.

Und schon wieder war sie da, die bittere Eifersucht.

Hab dich echt... vermisst.

"Ich verstehe aber nicht, was ihr alle so an ihr findet", warf Adam mit einem Mal aufgebracht ein. "Diese kalten blauen Augen, die viel zu kurzen Haare für meinen Geschmack und immer diese Aufmüpfigkeit von ihr, das nervt doch voll." Er rümpfte die Nase, dabei schüttelte er etwas verständnislos seinen Kopf.

Angestrengt versuchte ich mich unter Kontrolle zu behalten, um ihn nicht anzuschreien, dass er sie doch gar nicht richtig kannte und nicht alles nur an Äußerlichkeiten festmachen konnte. Doch ich blieb erstaunlich ruhig, verschränkte meine Arme vor der Brust und musterte ihn mit einem Hauch von Kühle. "Du sagst es, für deinen Geschmack. Nicht für meinen." Das Gespräch war für mich an dieser Stelle beendet, gleichzeitig wusste ich nicht ganz genau, auf wen ich mehr sauer sein sollte.

Auf meinen Bruder, der es noch immer nicht bei ihr aufgeben wollte oder auf Adam, der mir diese Information gesagt hatte und dabei schamlos über sie herzog.

"Ich geh mich fertig machen, wollte noch duschen", meinte ich im Herausgehen.

"Alles klar", rief er mir leicht verwirrt hinterher. "Ich fahr nochmal schnell nach Hause und komm in einer Stunde wieder."

Von unten hörte ich das Klappern von Glasflaschen, wahrscheinlich sind Ace und Leandro gerade eingetroffen und stellten ein paar zusätzliche Bierkästen in der Küche ab. Wenn die nur wüssten, dass die heute garantiert nicht reichen werden.

Im Bad drehte ich das Radio laut auf, ließ mich von Techno- und Rocklieder einlullen, während ich mich ausgiebig duschte. Es war einfach immer wieder schön, wenn heißes Wasser den Körper herunterfloss... ich liebte dieses Gefühl. Schweren Herzens konnte ich die Wasserverschwendung auch endlich stoppen, ehe ich mir, nur wieder mit einem Handtuch um die Hüfte, meinem Gesicht zuwandte.

Diese Haare... ich bin noch immer nicht beim Friseur gewesen und das sah man dieser welligen Mähne auf meinem Kopf deutlich an.

Bad Hair Day.

Mit einem Handtuch rubbelte ich sie mir trocken, doch sie sahen danach nur noch schlimmer aus, nichtmal der Föhn, den ich später noch zur Bearbeitung hinzunahm, machte da irgendetwas besser dran.

Ich müsste Tonnen von Gel in meine Haare reinklatschen, sodass die halbwegs liegen würden, aber ich wollte nicht den ganzen Abend wie ein Lackaffe durch die Gegend laufen, sodass man dachte, ich hatte mir den Scheitel mit der Axt gekämmt oder was weiß ich.

Seufzend wandte ich mich vom Spiegel ab und machte nur eine wegwerfende Handbewegung. Egal.


Kleiner Vorgeschmack auf die Party :)

Für mich geht morgen wieder die Schule los... Leute, diese unendliche Motivation, die man da nicht verspürt... liebe sie hahah.

💖


Dark LoveWhere stories live. Discover now