62) Stimmungsschwankungen

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"Yeaaaaaaahhhh, I'm gonna take Ian's boat to the old town road, I'm gonna driveeee tiiiiill I caaaan't noooo moooooreeeee...."

"Okay, hat Ace den Vodka jetzt schon komplett geplündert? Wir haben es noch nichtmal um zwölf Uhr", warf Ian ziemlich vorwurfsvoll in die Ruhe und trotzdem sah ich genau, wie seine Mundwinkel vor Belustigung zuckten.

Lachend klopfte ihm in dem Moment auch schon mein Bruder auf die Schultern. "Lass ihn doch. Er freut sich einfach und außerdem will er uns nachher seine große Liebe vorstellen, da muss man sich manchmal wohl ein bisschen Mut antrinken."

Wir stimmten alle laut in das Gelächter ein.

"Meine Güte, sieht ja hier wie eine große VIP Party aus, Ian", verkündete Leandro, der sich zu uns auf das Deck durchgekämpft hat. "Ist ja schon mega viel hier los und ihr wisst gar nicht, wie unglaublich geil das Boot im Hafen aussieht. Die ganze Beleuchtung und so - der absolute HAMMER!" Und da stürzte er schon wieder davon, ich vermutete stark, dass die Bar nun sein nächstes Ziel ist.

"Und da ist er wieder weg", kommentierte Adam neben mir trocken und nippte, seine Augen beobachteten wachsam über den Glasrand hinweg die Umgebung, an seinem Caipirinha.

Stirnrunzelnd sah ich zu ihm. "Warum benutzt du deinen Strohhalm nicht?"

Er zuckte nur grinsend mit den Schultern. "Warum sollte ich? Ich hasse die Dinger. Und außerdem sind die umweltschädlich."

Ich zog amüsiert eine Augenbraue nach oben. "Ahja. Und was ist, wenn ich dir verrate, dass Ian extra ganz besondere Strohhalme gekauft hat, die man hinterher aufessen kann?"

"Dann finde ich die Vorstellung ziemlich ranzig. Aber bitte, wer das gerne möchte."

Erneut musste ich leise lachen.

Doch dann erstickte es langsam im selben Atemzug, weil mir wieder einfiel, warum ich in den letzten Tagen eher weniger mit ihm herumgescherzt hatte.

Verdammt und meine Laune war wieder im Keller.

Anscheinend musste ich demnächst etwas mehr trinken, sodass ich einen Pegel erreichte, der mich zwar noch zurechnungsfähig machte, mich allerdings nicht zu so schnellen Stimmungsschwankungen verführte.

"Jetzt lächelt mal bitte wieder, wen habt ihr denn gerade gesehen, dass ihr so ausschaut, als hätte ich euren schlimmsten Albtraum eingeladen?" Ian, der jetzt unter anderem auch an uns Sektgläser verteilte, nahm uns kritisch unter die Lupe.

Ich winkte nur, extra für ihn lächelnd, ab. "Nööö, ich musste gerade nur an was denken. Nur noch paar Minuten und du bist achtzehn Ian, schon aufgeregt?"

Strahlend knuffte er mir gegen die Schulter. "Totaaaal. Und jetzt bitte hier oben bleiben und nirgendwo anders hinverschwinden, ja?"

Natürlich bejahten wir das beide artig und Ian war schon kurz davor, mit seinen Gläsern weiterzuziehen, als ihm Adams anderes Getränk auffiel. "Und was ist das? Adam, jetzt wird Sekt getrunken, stell das woanders hin!"

"Aber den habe ich mir gerade eben erst gemischt", protestierte Adam mit einem Schmollmund. "Ich kann das doch jetzt nicht wegschütten."

"Dann stell das erstmal außer Reichweite hin. Adrael passt drauf auf. Ich will euch alle halbwegs nüchtern haben, jedenfalls wenn wir anstoßen", ordnete Ian zwinkernd an. "Danach könnt ihr die Sau rauslassen." Er dackelte los, doch wieder schien ihm noch etwas einzufallen und er drehte sich mit einem Ruck zu uns um, die vollen Gläser auf seinem Tablett wackelten bedächtig. "Aber ihr fallt mir bitte nicht ins Wasser."

"Nein, Vater", beruhigte ihn Adam schmunzelnd. "Tun wir nicht. Wir passen auf und spielen auch nicht mit dem Feuer."

Ian streckte den Daumen seiner freien Hand in die Höhe. "Perfekt, ich bin stolz auf euch. Wartet mal bitte hier, ich bin gleich zurück." Jetzt ging er wirklich von uns weg, aber nicht ohne unterwegs unsere anderen festen Mitglieder der Clique wie Schäfchen einzusammeln, mit Sekt zu versorgen und zu uns hinzuschicken.

Dark LoveWhere stories live. Discover now