Dark Love

9) Unnötige Namensspielereien

Und Leandro imitierte sie vollkomen, das hieß, er schenkte ihr auch einen Luftkuss zurück und wackelte zusätzlich mit den Fingern. "Tschüss, wie auch immer du heißt -"

Ian unterbrach das wilde Gewackel von Leandro's Fingern, indem er mit seiner Hand darauf einschlug. "Schnuffi ischt doch der Name", sagte er empört zu diesem. "Sie heischt doch Schnuffi. Schon vergeschen, Leandro?!"

Ich fasste mir ganz langsam mit der Hand an die Stirn.

"Aber sicher heißt sie Schnuffi", besänftigte mein Bruder und klopfte dem aufgebrachten Ian auf die Schulter.

Cassandra schien genauso belustigt, aber auch genervt von Ian zu sein, denn sie betrachtete ihn mit zusammengezogenen Augenbrauen kurz.

"Baby hört sich doch noch effektvoller an", steuerte Ace bei, der jetzt neben mir stand.

Hat er nicht gesagt.

Adam seufzte theatralisch. "Das ist doch so schrecklich unkreativ", ahmte er den Standartsatz von Mrs Luna, unserer Kunstlehrerin, eins zu eins nach.

Automatisch musste ich diesmal auch lächeln, weil Adam so gut andere Leute nachahmen konnte und sich ulkigerweise deren Gewohnheiten auch noch bemerkte.

"Was denkst du eigentlich, Kumpel?" Leandro grinste mich aufeinmal komisch von der Seite an, weil er mein leichtes Schmunzeln sofort bemerkt hatte. "Welchen Namen würdest du ihr geben?"

Die Aufmerksamkeit lag wieder ganz auf mir.

Und ich lenkte meine vor meinen Freund direkt auf die dunklen blauen Augen vor mir, die mich schon fast fasziniert fixierten. Ich musste mich sehr anstrengen, mich nicht in ihnen zu verlieren und hielt es dann liber für eine bessere Idee, mich von ihr wieder abzuwenden. "Sie hat doch schon einen Namen. Was soll sie jetzt mit einem Anderen?"

Ian warf mir einen ist nicht dein Ernst - Blick zu. "Na und? Ischt doch jetscht voll egal."

Ich zuckte nur mit den Schultern. "Dann ist mir jetzt auch egal, wie ihr sie nennt. Solange es nicht mein Name ist."

Ihr hasserfüllter Blick erdolchte mich regelrecht. Gut so.

Adrian verzog seine Lippen nur zu einem hinterlistigen Lächeln und ging aber nicht weiter auf meine direkte Meinung ein. "Malt euch Montag rot im Kalender an, Jungs. Da wisst ihr ihren richtigen Namen."

"Stimmt." Ian klatschte begeistert in die Hände.

Gleichzeitig schauten sie alle wieder an, wenn auch nur einen kurzen Augenblick. BIs dann Ace nach Ian's Arm griff, dieser sich an Adam festklammerte und eine Kettenreaktion auslöste.

"Auf auf, Mädels. Die zweite Runde wartet." Ace schob sich zu Cassandra lächelnd mit den anderen an ihr vorbei und verschwand die Treppe herunter.

Adrian und ich waren die letzten, die den Raum verließen.

Ich wollte sie nicht mehr angucken, das war mir zu riskant. Was Adrian hinter mir machte, bekam ich nicht mit, aber ich konnte mir gut vorstellen, dass er ihr bestimmt noch etwas zuflüsterte.

Nachdenklich lief ich die Treppe herunter in den Gedanken daran, was ich nun machen könnte. Schließlich entschied ich mich dazu mich erstmal zu Leandro zu gesellen, bevor ich wieder ein Mädchen für die Nacht ansprach. Oder die Nummer wählte, die mir schon so bereitwillig angeboten wurde.

"Naa? Du siehst ja nicht so glücklich aus", empfing er mich gleich, nachdem ich zu der kleinen Sitzecke ganz am Ende des langgestreckten Flures gelaufen bin und mich auf den anderen Stuhl fallen ließ.

Zurücklehnend baute ich zu ihm Blickkontakt auf. "Nein, ich bin heute einfach nicht in Partystimmung, also erwarte nicht zu viel."

Überrascht zog er die Augenbrauen hoch. "Wow, das ist ja mal was ganz Neues."

Ich nickte nur und antwortete darauf nichts weiter. Was sollte ich auch schon groß sagen? Lieber waren meinen Augen wieder an dem Mädchen geheftet, dass zügig die Treppe herunterlief und sich schnell einen Weg durch die Leute nach draußen in den Vorgarten bahnte.

"Sie ist heiß, oder?"

Ein Seufzen unterdrückend drehte ich mein Gesicht zu Leandro. "Naja. Geschmackssache finde ich", gab ich zurück und versuchte monoton zu klingen. Das fehlte mir noch, dass er herausfand, dass ich auf ein bestimmtes Mädchen fixiert war. Er würde mich damit sofort aufziehen, auch wenn es nicht böse gemeint war. Aber es wäre eben etwas Ungewohntes von mir.

Abwiegend bewegte er seinen Kopf. "Mhm. Stimmt schon, sie ist Geschmackssache und um ehrlich zu sein auch nicht genau mein Typ. Trotzdem ist sie heiß, findest du nicht?"

Ich biss mir auf die Zunge, sodass ich nicht sauer knurrte, er sollte gefälligst aufhören so über sie zu reden als wäre sie irgendein Objekt. Und um nicht hinterherzusetzen, dass ich sie wollte und er sich gefälligst von ihr fernhalten sollte. Genauso wie die anderen. Jedoch blieb ich schweigsam.

"Okay", dehnte er das Wort. "Ich sehe, du bist heute echt nicht gesprächig. Vielleicht solltest du auch mal langsam heute beginnen Alkohol zu trinken. Deine Laune ist ja echt nicht auszuhalten-"

Ruckartig stand ich auf und Leandro unterbrach sich selbst dadurch.

Irritiert lehnte er sich vor und stützte sich mit seinen Armen auf seinen Oberschenkeln ab. "Was du hast denn nun?"

Kurz atmete ich tief durch, bevor ich mein Gesicht zu ihm wandte und ihn herausfordernd angrinste. "Ich werde jetzt ein paasr Shots holen."

Leandro sprang auf und klopfte mir begeistert auf den Rücken. "So kenn ich dich. Dann lass uns die Küche durchsuchen. Ich habe irgendwo gesehen, dass hier richtig hartes Zeug steht und das können wir gebrauchen, um ein bisschen Spaß zu haben."

Gemeinsam liefen wir in die Küche und schon auf dem Weg bereute ich es, dass ich das nun vorhatte. Wenn wir nämlich jetzt mit Shots anfingen und das andere Zeug auch noch hinterherkippten, wusste ich jetzt schon, morgen würde mich hundertprozentig ein Filmriss erwarten. So wie immer, wenn ich meistens mit Leandro zusammmentrank, da wir auch nie ein Ende fanden. Im Umkehrschluss hieß das, wenn ich wissen wollte, was die Nacht passiert ist, dann musste ich bestimmt Adam fragen, weil er immer mit am nüchternsten blieb.

Diesmal jedoch interessierte es mich jetzt schon kein Bisschen mehr, was ich in den nächsten Stunden anstellen würde.

Verantwortungslos? Defintiv.

Spaßig? In den Momenten schon.

Notwendig? So sehr wie gerade nicht anderes.