12) Sechs Dollar

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"Sag mal... warum riecht das hier in deinem Auto eigentlich so süß?"

Teilnahmslos zuckte ich mit den Schultern, während ich wieder in die Straße einbog, in der sich ihre Schule befand. "Meine Anwesenheit weißt du", witzelte ich halbherzig. "Nee du, ich wollte unbedingt mal ein neues Aftershave mit einem Vanilleduft ausprobieren."

Aus den Augenwinkeln bekam ich mit wie sie skeptisch eine Augenbraue hochzog. "Dein Körper riecht aber nicht danach. Das hätte ich jetzt sonst bemerkt."

Ich unterdrückte es gerade noch so mit den Augen zu rollen.

Sie musste aber auch immer wieder darauf hinweisen, dass wir öfter mal Sex hatten. Ich finde es ja nicht schlimm, wenn ihr das mal über die Lippen rutschte, aber nicht so oft und andauernd wie es ihr passierte.

"Wir sind da", lenkte ich davon ab und versuchte mit der letzten Kraft von ein wenig Geduld sie anzulächeln.

Ich musste in Zukunft jetzt mal einen Cut bei meinen ganzen speziellen Freundinnen setzen, ich halte deren Launen nicht mehr aus und lieber verzichte ich auf meine Bedürfnisse und Spaß, wenn ich dafür Ruhe bekam. Vielleicht wäre das auch eine gar nicht so langweilige Unternehmung mal wieder normal und der männliche Held vom Dienst zu sein.

Ihr breites Grinsen, das eindeutig in meinem Sichtfeld war, als ich mich zu ihr umdrehte, beflügelte meinen Einfall.

Eigentlich war ich sogar der Arsch vom Dienst, alle machten sich Hoffnungen und ich hatte nur das eine im Kopf.

Ach ja, läuft bei mir... würde ich mal so vorsichtig behaupten.

"Kann ich vorher noch etwas von Trinken? Ich hab voll Durst und mein Wasser heute Zuhause vergessen."

Wortlos hangelte ich nach meinem Rucksack auf der Rückbank und reichte ihr den. Sie sollte sich mal ein wenig mehr beeilen, dass ich noch rechtzeitig zur Frühstückspause in meiner Schule ankam. Vorher musste ich meinem Nachbar Ralph noch das Auto zurückbringen und wieder mein Motorrad aus der Garage schieben. Und nachher konnte ich das gleiche nochmal andersherum wiederholen, denn beim Möbelhaus brauchte ich ein Auto. Nur Ralph brauchte seins jetzt, weil er auch noch einkaufen wollte.

Der gönnte sich auch, der hatte schon so viele Fehltage wie das begonnende Schuljahr bereits hatte.

"Sag ich doch, du hast irgendetwas hier mit. Und dann auch noch Dunkin Donuts, die du nicht mit mir teilen wolltest!" Vorwurfsvoll schaute sie mich an, in einer Hand diese dumme bunte Box.

Hatte sie das recht dazu? Ich glaubte ja wohl nicht.

Ihre Hand war irgendwie auch viel größer im Vergleich zu Cassandra's. Sie sah wenigstens mit der Box in der Hand neidlich aus und nicht so wie Linda, die mit ihren riesigen Patschern diesen Pappkarton so fest umklammerte wie ihr persönliches Eigentum.

"Das sind nicht meine", antwortete ich und wollte nach der Box gereifen, doch sie ließ mich nicht daran. "Eyy, Linda. Gib die beschissenen Donuts jetzt her."

Sie schüttelte den Kopf und versuchte einen Hundeblick aufzusetzen, was ihr gründlich misslang. Man machte zwar darüber keine Witze darüber, aber ihr Gesicht sah jetzt so aus, als hätte sie einen Schlaganfall gehabt. Die komplette linke Gesichtshälfte hing herunter. "Kann ich einen davon essen?"

"Sag bloß, deine Frühstücksbox befindet sich neben deinem Wasser, was du vergessen hast?", hakte ich langsam angepisst klingend nach.

Sie lachte. "Naja, Donuts kann man doch nicht widerstehen... Genauso wie dir nicht."

Sollte ich das jetzt süß finden? Ähm nein, garantiert nicht. Es wurde echt langsam Zeit für einen Kontaktabbruch.

Ich nickte knapp. "Na sicher." Damit war sie abgelenkt, weshalb ich die Donuts zurückeroberte. Als ich die Klappe öffnete, bekam ich einen ziemlichen Schreck. Das ganze Zeug klebte nur so aneinander und war vermatscht. Durch mein in das Rucksackgestopfe und Lindas Herumgefuchtele war eine ziemliche Katatstrophe entstanden.

Dark LoveWo Geschichten leben. Entdecke jetzt