57) Das versprochene Drama

12.6K 842 328
                                    

Ich wusste nicht so recht, was ich von ihr hören wollte und erwarten sollte. Und trotzdem wollte ich es wissen. "Hatte das für dich gestern eine Bedeutung?", brachte ich schließlich mit erstaunlich fester Stimme hervor.

Daraufhin blickte sie mich nachdenklich an, während sie sich kurz auf ihre Lippe biss.

Und mein Herz begann zu rasen.

Es vergingen mehrere Sekunden, in denen ich mich unruhig in meinen Gedanken suhlte, bis sie endlich antwortete.

"Ich... ich weiß es nicht."

Schweigend strich ich ihr mit den Fingern über die Stirn, dann ließ ich sie weiter zu ihren Wangenknochen bis zu ihren Lippen wandern, bei denen ich widerum kurz stoppte.

Wann würde es nochmal eine Situation wie gestern oder heute mit ihr geben?

"Okay", entwich es mir ein wenig schwermütig. Das war jetzt eben ein heikler Punkt bei dieser... ehh Beziehung oder was auch immer. Ich entschied mich dazu, einfach ehrlich zu sein. "Okay. Ich finde aufjedenfall, dass es verdammt gut mit dir war."

Tief versank ich in das Dunkelblau ihrer Augen, dabei lächelten wir uns für eine Weile an, bis ich schließlich wie der Elefant im Porzellanladen die klirrende Realität auf uns niederschmettern ließ.

"Ich glaube, wir sollten jetzt wirklich mal aufstehen", mit dieser Aussage rollte ich mich von ihr herunter und begab mich auf den Weg zu meinem Schrank, um mir eine Jogginghose herauszusuchen.

"Adrael, könntest du mir bitte meine Unterwäsche geben?"

Meine Lippen kräuselten sich zu einem versauten Grinsen, ehe ich zu ihr über meine Schulter sah. "Willst du sie dir nicht einfach holen?"

Etwas genervt stöhnte sie. "Warum hält deine Nettigkeit eigentlich immer nur so kurz an, Adrael Fray?"

Ich liebte es, wenn sie meinen Namen so betonte.

"Weil es anstrengend ist, nett zu sein", gab ich, die Schultern kurz hochziehend, zu. "Und was ist daran so schlimm, wenn du dir deine Sachen selbst zusammen suchst? Ich habe eh schon alles an dir gesehen, Cassandra Steven."

"Glaub mir, das weiß ich", kam es dezent gereizt von ihr zurück. "Kannst du sie mir bitte trotzdem geben?"

Nun rollte ich genervt mit meinen Augen, dann schnappte ich mir ihre Unterwäsche. "Das mache ich jetzt aber auch nur, weil wir nicht viel Zeit haben. Sonst hättest du eben in meinem Bett", ich blieb vor der Bettkante stehen und lehnte mich selbstsicher zu ihr vor. "... sitzen bleiben müssen."

Davon sichtlich unbeeindruckt griff sie nach den Sachen in meiner Hand, allerdings hielt ich die noch immer fest umklammert.

Fand sie nicht so cool.

"Adrael", bat sie sichtlich voller Ungeduld. "Lass jetzt los."

Gleich.

"Was hältst du eigentlich von einer zweiten Runde? Ich meine, scheiss auf die Anderen, die unten warten. Die zehn Minuten haben wir jetzt auch noch. Oder ein Bisschen mehr", sprudelte es unkontrolliert aus mir heraus.

Huch.

Geschockt blieb ihr der Mund offen stehen, doch wie ich Cassie inzwischen kannte, riss sie sich schnell wieder zusammen. "Du bist ziemlich egoistisch, findest du nicht?"

Ja.

Ihr gegenüber aber befeuchtete ich nur kurz meine Lippen und sagte etwas vollkommen anderes. "Nö."

Dark LoveWhere stories live. Discover now