35) Es ist so weit

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Es ist so weit.

Ich hatte es nicht verhindern können - und musste nun jaulend damit leben, dass ich mit meinem Arschloch von Bruder und mit meinen Freunden ins Schwimmbad fahren würde.

Wo wir auf Cassandra und Olivia treffen werden.

Yay.

Das wird... das wird alles andere als super, es wird die absolute Katastrophe werden.

Ich kenne mich doch.

"Hast du deinen Bruder immer noch nicht umgebracht?", war das erste, was Adam von sich gab, als er mein Zimmer betrat.

Vermutlich hatte Adrian ihm die Tür aufgemacht, ich selbst hatte das Klingeln gar nicht gehört.

Vielleicht war aber auch meine Rockmusik ein Stück zu weit aufgedreht und trotzdem hat es mich noch nichtmal ansatzweise beruhigt.

Wie ein nervöses Rennpferd, das in der Startbox mit den Hufen scharrt, um endlich losrennen zu können, fühlte ich mich in mein Zimmer eingeschlossen.

Himmel nochmal, was ein Mist.

"Nee", stieß ich nur knapp aus, dabei räumte ich zum fünften Mal einen Klamottenstapel im Kleiderschrank von rechts nach links.

Ich hörte ihn hinter mir treten, seine Schritte wurden vom Fußboden fast verschluckt. "Ey, Adra, was machst du denn da? Kriegst du jetzt die Zwangsneurosen deiner Mom, ständig alles neu umzuräumen, nur, dass du dich besser fühlst? Richtest du dein Zimmer dann auch wie einen buddhistischen Tempel ein? Oder doch lieber die Spielzeugwerkstatt des Weihnachtsmannes?", machte er sich über mein Verhalten lustig.

Zum Glück erahnte er gerade nicht den tatsächlichen Grund, warum ich mich so aufführte. Oder er sprach es gar nicht erst an.

"Du spinnst doch", kommentierte ich seine waghalsigen Behauptungen trocken, konnte mir aber ein kleines Lächeln nicht verkneifen. "Nie wird es hier in meinem Zimmer so aussehen. Darauf kannst du Gift nehmen."

"Sicher?", hakte er misstrauisch nach. "Im Kleiderschrank fängt die Ordnung meistens an. Ist der unordentlich, so ist der Mensch so auch sehr unordentlich."

Kopfschüttelnd legte ich das letzte Shirt von einem zum anderen Stapel, bevor ich mich mit hochgezogenen Augenbrauen zu ihm umdrehte. "Ach... ist das so? Na wenn du das sagst", ich klopfte ihm auf die Schulter, ehe wir beide einen Schritt zurückgingen, sodass ich die Schranktüren schließen konnte.

"Sag mal... hast du denn gar nichts gepackt? Nichtmal ein Handtuch?", suchend blickte Adam sich in meinem Zimmer um.

Irritiert musterte ich ihn kurz von oben bis unten.

Warum war er heute denn so pingelig? Ist ja anstrengend. Bei diesem Verhalten wurde man verrückt.

"Wir fahren doch erst in zehn Minuten, ich brauche auch nur eine Badehose und ein Handtuch. Vielleicht noch Badelatschen, aber das wars", tat ich das schulterzuckend ab, drehte mich um und kramte hinter meiner Tür eine Sporttasche hervor.

Adam lachte amüsiert los. "Tzz, du bist gut. Aber das ist so typisch du, kurz vor Peng erstmal die Sachen packen. Was ist eigentlich mit einem Portmonee? Oder willst du dich ins Schwimmbad getarnt eintauchen?"

"Haha, witzig." Heute war er ja besonders gut gelaunt... was mich ziemlich misstrauisch stimmte. Sonst hatte er doch auch immer über irgendetwas zu meckern.

Als hätte er meine Gefanken gelesen, verfiel er tatsächlich in diese vertraute Laune zurück.

"Aber, ich meine... meine Güte, dein Bruder geht ja echt heftig an Cassandra dran", fing er mit diesem mir langsam leidigen Thema an.

Dark LoveWhere stories live. Discover now