33) Ungeduld

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Irgendwann ging dieser Sportunterricht auch vorbei und wir drängelten uns in die immer viel zu überfüllten Kabinen. Der Geruch von Deo und Schweiß ließ meine Augen beinahe Tränen, weshalb ich entschlossen die Fenster in dem gesamten Raum aufriss.

Hier würde man sonst noch ersticken.

Oder für den Rest der Woche nichts weiter mehr riechen können, weil die Nasenschleimhäute so derbe beschädigt wurden.

Von unserer kleinen festen Clique war ich mit als erstes fertig und pflanzte mich deshalb breit auf eine Bank hin, mit meinem Collegeblock fächelte ich mir in langsamen Bewegung Luft zu. Beinahe wäre ich so in meiner Trance versunken, aber eben nur beinahe.

Meine Ohren spitzten sich spätestens, als die Wörter Nummer und Mädchen fielen.

"Moment, Moment", mischte ich mich nun in die Unterhaltung von meinen Freunden ein, die augenblicklich ihren Mund hielten. "Von wem genau brauchen wir die Nummern?"

Ace lächelte mich an. "Naja, wenn wir uns mit Liv und Cassandra treffen wollen, müssen wir wohl oder übel auch ihre Nummern haben. Kann ja sein, dass sich immer mal etwas ändert und ganz genau sicher sind wir uns ja auch noch nicht, ob wir am Samstag oder am Sonntag schwimmen gehen. So können wir ihnen auch Bescheid geben."

Es klang vollkommen logisch, was er mir dort erklärte - und trotzdem fiel ich fast aus allen Wolken.

Bitte?

Ihre Nummern haben?

Konnten wir uns nicht jetzt einfach auf einen Tag festlegen und zwar mündlich, was früher auch immer geklappt hatte und dann ist gut?

Wenn ich Cassie's Nummer habe, würde ich mich ununterbrochen beherrschen müssen, ihr nicht aus einer unkontrollierbaren Laune heraus zu schreiben. Das würde nämlich gar nicht so abwegig für mich sein.

Normalerweise nahm ich mir nunmal das, was ich wollte.

Außerdem wollte ich auch nicht, dass mein Bruder ihre Nummer hatte, sodass er sie die ganze Zeit zutexten konnte, ohne, dass ich den Überblick behalten konnte.

"Wir können ja eine Gruppe erstellen, die Nummern der beiden dort hereinstellen und so haben sie automatisch unsere", schlug Ian vor, während er seine Sportsachen wild durcheinander in seine Sporttasche stopfte.

Überfordert beobachtete ich erst, wie Ian den Reißverschluss seiner Tasche gewaltsam und etwas mühselig zuzog, dann betrachetet ich, ausgenommen Adam, diese zustimmenden Mienen der anderen.

"Muss das sein?", platzte es aus mir heraus.

Fast synchron wanderten die Augenbrauen von allen hoch.

Ich hörte ein gekünsteltes Husten an meiner rechten Seite. Adam musste sich wohl ziemlich das Lachen verkneifen.

Der Idiot stand gleich nach Adrian auf der Abschussliste.

Ace räusperte sich. "Du musst sie ja nicht einspeichern."

Darum ging es mir verdammt nochmal nicht!

"Adrael", murmelte Ian fast schon enttäuscht. "Du kommst doch aber mit ins Schwimmbad oder? Du machst doch jetzt keinen so großen Aufstand, nur weil die beiden mitkommen?"

Ich befand mich gerade in einer riesigen Zwickmühle.

Einerseits würde ich laut meine Meinung dazu herausschleudern, auf der anderen Seite wollte ich mich auch nicht verraten.

"Ach was", beruhigte Adrian Ian und kopfte ihm kumpelhaft auf die Schulter. "Adrael kommt schon mit. Er hat nur heute besonders schlechte Laune."

Aus zusammengekniffenen Augen starrte ich meinen Bruder finster an, doch als Ian seinen prüfenden Blick zu mir herüberwandern ließ, lächelte ich ihn sanft an und schluckte mit viel Überwindung meinen Ärger herunter.

Dark LoveWo Geschichten leben. Entdecke jetzt