58) Erbärmlich

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Die restliche Aufräumaktion bekam ich nur am Rande mit, ich war einfach zur sehr in Gedanken versunken.

Leider konnte ich nichtmal Cassie besonders abpassen, um sie zu fragen, was denn mit ihr losgewesen ist. Im Gegenteil, unser Abschied fiel wieder weitgehend neutral aus - wir mussten ja immer noch unsere Rolle spielen, um keinen Verdacht zu erregen. Erst recht nicht, nachdem ich Adam vorhin vor allen anderen immer wieder beteuert hatte, es wäre nichts passiert.

Also schob ich Cassie das Kleid mehr oder weniger im Geheimen zu, verpackt in einer Beuteltasche, begleitete sie noch kurz mit anderen zur Tür, ehe sie dann vollkommen weg war und nichts außer Leere und Ratlosigkeit blieb.

Unsere Eltern kamen schließlich im fliegenden Wechsel auch nach Hause an und wir lieferten ihnen die Ausrede, dass wir gestern eine gemütliche Runde hatten und deswegen Ian, Adam, Ace und Leandro noch bei uns im Wohnzimmer saßen. Der Rest ist zum Glück schon lange gegangen.

Mum zog nur die Augenbraue hoch, ihre Augen wanderten prüfend über ihre zahlreichen Dekoartikel, die ich mit Ace wieder überall verteilt hatte.

Allerdings mussten wir die Überprüfung bestanden haben, denn sie sagte nichts weiter und dampfte in die Küche ab, während Dad in den Garten spazierte und erstmal anfing, die wenigen Futzel an Rasen zu mähen.

Ziemlich erschöpft atmeten wir alle aus, nachdem sie außer Reichweite waren und doch war die Stimmung immer noch von Anspannung getrübt.

Da waren Adam und ich nicht ganz unschuldig.

Ein kleiner Teil von mir wollte ihn zur Rede stellen, warum ihm das bitte so wichtig war zu wissen, ob ich mit Cassie die Nacht verbracht hatte, der andere, deutlich größere Teil ermahnte mich, es besser nicht zutun und es dabei zu belassen.

Nachher verplapperte ich mich noch wirklich und ich hatte mit ihr ja ausgemacht, dass das erstmal unter uns bleiben sollte.

Wieder rette mich hier mein Bruder, der meinte, er würde jetzt zu KFC fahren und Mittag holen und ob jemand mitkommen will. Natürlich ließen sich das Adam und Leandro nicht entgehen und dackelten ihm begeistert hinterher.

So blieben nur Ian, Ace und ich zurück, weswegen wir uns auf mein Zimmer verkrochen, fest im Schlepptau mit meiner neuen Katze, die es sich sofort auf meinen Schoß gemütlich machte.

Während Ian und Ace die Party von gestern und heute auswerteten, scannte ich immer und immer wieder mein Zimmer ab, ob irgendein verräterisches Detail noch herumlag, aber so wie es schien, hatten Cassie und ich sehr gut aufgeräumt. Und mein Bett hatten wir hinterher auch gemacht, so könnte wirklich niemand Verdacht schöpfen.

Eigentlich.

"Adrael?"

Ians Stimme beförderte mich urplötzlich aus meinen Überlegungen in die Realität zurück. Fragend linste ich zu ihm. "Ja, was?", kam es total verpeilt von mir.

Er und Ace tauschten einen undefinierbaren Blick aus.

Na toll, wurde hier gerade das zweite Verhör eröffnet?

Ace räusperte sich und änderte seine Sitzposition, denn wie jedesmal machte er es sich auf meinen Boden gemütlich und ich fragte mich wirklich im Zuge dazu jedesmal, wie er das nur als bequem empfinden konnte. "Was läuft bei dir und Cassie jetzt eigentlich wirklich?"

Und bumm, da war das Verhör.

Es startete genau... jetzt.

Meine Finger fuhren nach wie vor ruhig durch das warme Fell von Arielle. "Was soll da laufen? Ich habe mich mit ihr gestern mal gut unterhalten können... was wahrscheinlich am Alkohol lag."

Dark LoveWo Geschichten leben. Entdecke jetzt