Kapitel 35

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Als ich endlich am Friedhof ankam, sprang ich schon förmlich aus dem Auto und lief mit schnellen Schritten auf den Friedhof. Der Friedhof wurde nur von einzelnen Laternen beleuchtet, aber sonst war es stockdunkel. Ich versuchte durch die Dunkelheit irgendwo eine Person zu entdecken und als ich der breiten Weg immer weiter lang lief, erkannte ich nicht mehr weit von mir entfernt, ein Mädchen auf dem Boden sitzen.

Je näher ich dran kam, desto besser erkannte ich Abigails blondes Haar welches durch das schwache Licht der Laternen angestrahlt wurde. Als ich kurz vor ihr zum stehen kam begann mein Herz auf einmal schneller an zu schlagen.

„Abigail?" hauchte ich in die Dunkelheit. Ihr Körper zuckte einmal zusammen, sie schaute mich verweint an und starrt dann wieder auf das Grab vor ihr. „Was willst du hier?" fragte sie kalt und wischte einmal über ihre Wange, die Tränen weg. „Mit dir reden, ist bei dir alles in Ordnung?" musterte ich sie besorgt und hockt mich zu ihr runter.

Sie sah mich nicht an, sondern sah stur auf das Grab weiterhin. Vorsichtig strich ich ihr eine Haarsträhne hinters Ohr, woraufhin ich ihre verweintes Auge sah, welches schon etwas rot angeschwollen war. Aus ihrem Augenwinkel Killer wieder eine Träne die ich direkt weg strich und nahm sie dann in den Arm.

Fest drückte ich sie an meinen Körper. So als würde ich es nicht überleben, wenn ich sie nun wieder los lassen würde. Alles in mir entspannte sich und auch die Gedanken um Cami, dass ich sie nun an der Backe kleben habe, verschwanden. Ich dachte einfach nur an Abigail. Sie schniefte einmal leise und entfernte sich dann langsam wieder von mir. „Alles gut, danke" nuschelte sie und kramte in ihrer Tasche, wahrscheinlich nach einem Taschentuch.

In zwischen Zeit schweifte mein Blick zum Grabstein, woraufhin ich einmal schlucken musste. Angelina Nelson. 23. Dezember 2016 - 27. März 2017. Ich konnte nichts sagen. Es war einfach grausam. Ich hatte mich schon so oft gefragt, warum Kinder oder sogar Babys sterben müssen, sie hatten doch noch gar nicht richtig gelebt.

„Es tut noch immer so weh, wie am ersten Tag" sagte sie leise. Als ich wieder zu ihr sah, hatte sie wieder Tränen in den Augen, weshalb ich sie wieder Kindern Arm nahm. „Das glaub ich dir" nuschelte ich nur, weil ich so gar keine Ahnung hatte, wie ich damit umgehen sollte.

5, 10 oder sogar 20 Minuten vergingen, wo wir einfach schweigend auf dem Boden saßen. Ich hatte mein Arm um sie gelegt, weshalb sie sich auch an mich kuschelte. Ein Gefühl von Wärme breitet sich in mir aus und meine Mundwinkel zuckten verdächtig nach oben, als sie auf einmal von mir weg rutschte und irgendwas vor sich hin nuschelte.

Plötzlich stand sie auf und kramte wieder in ihrer Tasche rum. Stirnrunzelnd stand ich schließlich auch auf, packte meine Hände in die Hosentaschen und sah sie einfach nur an. Sie nahm ihr Handy hervor, weshalb ihr Gesicht kurze Zeit später angeleuchtet wurde und konzentrierte sah sie drauf, während sie auf ihrer Unterlippe rum knabberte.

Warum ist diese kleine Geste so heiß und sexy? Am liebsten würd ich sie jetzt einfach an mich ziehen und sie küssen. „Ich muss los" waren ihre Wort, machte auf dem Absatz kehrt und lief mit schnellen Schritten auf den Ausgang zu.

Erst war ich verwirrt, von ihrem schnellen handeln, aber schnell faste ich mich wieder und lief ihr hinterher. „Abigail?" rief ich nach ihr, doch sie ignorierte mich und lief einfach weiter.  „Abigail?" wiederholte ich, als sie gerade durch den Ausgang lief und schließlich blieb sie vor ihrem Auto stehen. „Was?" fragte sie barsch und sah mich emotional. Wow, dass konnte sie gut, es zog sogar ein bisschen in meiner Brust, dass sie mich nicht mehr so anlächelte oder einfach glücklich war wie sonst immer.

„Ich will mit dir reden?" sagte ich und blieb vor ihr schließlich stehen. „Worüber?" verschränkte sie die Arme, wusste sie nicht, dass es pusht. „Über uns, naja eher über den Kuss" erklärte ich ihr und sah sie unsicher an. Ich war nie unsicher. Was ist los mit mir?

„Du meinst die Küsse" verbesserte sie mich, weshalb ich die augenverdrehte. „Wenn du es so meinst" meinte ich nur. „Ich meine es nicht nur, es war so, du hast Holy geküsst und Cami, aber ist doch egal, du musst dich nicht vor mir rechtfertigen. Wir sind nicht zusammen oder sonst was. Wir hatten zwar ein Date und haben uns öfters getroffen und vielleicht, dachte ich, dass da noch mehr war, aber ich habe mich geirrt, also ist doch alles gut" redete sie drauf los. Und ja. Sie hatte recht. Selbst ich dachte das da etwas mehr war, warum hab ich Holy nur geküsst? Ich könnte mich echt kopfüber von einer Klippe schubsen.

„Ich... ich weiß selber nicht, warum ich Holy geküsst habe. Es kam über mich und ich war nicht ganz da im Kopf. Ich hatte vorher nh Joint geraucht, mit welchen aus der Gang und ich weiß, dass es keine Entschuldigung ist, aber es tut mir leid und es kommt nicht wieder vor." entschuldigte ich mich und es war die Wahrheit. Drogen vertrug ich noch nie.

„Du hast recht, es ist keine Entschuldigung, aber ich verzeih dir. Was ist mit Cami? Hast du davor auch nh Joint geraucht?" fragte sie sarkastisch und verdrehte die Augen. Kurz musste ich auflachen. „Nein, sie hat mich geküsst, genau in dem Moment, wo du rein kamst. Sie steht schon länger auf mich und meinte anscheinend, es wäre gut mich in dem Moment zu küssen" verdrehte ich die Augen. Cami ist echt anstrengen, wobei sie früher, bevor wir beide 13 wurden, sogar mal echt cool drauf war und wir auch Freunde waren, auch wenn man es nicht glaubte.

„Wann verschwindet diese Olle wieder?" sah sie mich trotzig an, was ziemlich süß aussah. Grinsend kam ich ihr näher und legte dann meine Arme um ihre Taille. „Ist zwischen uns alles wieder gut?" fragte ich und suchte Blickkontakt mit ihren blauen Augen, jedoch blickte sie nur auf den Boden. „Sie mich bitte an" war meine Stimme nur ein hauchen.

Langsam blickte sie zu mir nach Oben und ein kleines Lächeln umspielte ihre Lippen. „Idiot" nuschelte sie. „Was hab ich denn jetzt gemacht?" musste ich leicht lachen. „Nix" stieg sie in mein Lachen ein.

Als wir uns wieder beruhigten, standen wir eng umschlungen da und starrten uns in die Augen. Mein Bauch kribbelte und mir war ganz warm. Ich wollte sie nie wieder los lassen. „Darf ich dich küssen?" hauchte ich und dachte kurz, dass sie es nicht gehört hatte. Doch ein kleines Nicken von ihr reichte mir, so dass ich mich vor lehnte und meine Lippen auf ihre legte.

Tut mir leid, dass so lange nicht kam, aber ich hab zurzeit ein kleines Blackout. Ich versuche die Tage weiter zu schreiben. 😋

Hab euch Lieb ❤️
Eure Josy 💕

Ryan Black Where stories live. Discover now