Kapitel 19 - Die Schlacht um Aramesia

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Kapitel 19

Die Schlacht um Aramesia


~Mile~
13. Moja 80'024 ☼IV - Mondtal, Jeshin, Twos

Mile sah den Drachen nach. Es mussten um die fünfzig der geschuppten Giganten sein. Fünfzig, die die Rebellen verliessen. Fünfzig Draconauten, die ihrem Grafen treu waren.
»Denkst du, es war ein Fehler?«, fragte Mile und drehte sich zu seiner roten Gefährtin um, die hinter ihm stand und wie er in den Himmel gestarrt hatte. Nun senkte sie den Blick.
»Nein, ich denke, es war richtig, sie aus den Reihen der Rebellen zu verbannen«, antwortete sie, ohne zu zögern. »Man kann ihnen nicht trauen. Der Graf liess Eril ein Attentat auf Sabrina und dich inszenieren. Wer weiss, in welchen Intrigen er sonst noch die Finger im Spiel hatte ...«
Am gestrigen Abend, kurz nachdem sie die Stadt erreicht hatten und um das Mondtal herum ihre Zelte aufgestellt hatten, war eine semiontische Nachricht von Nimmerland eingetroffen. Genauer gesagt, sie hatte sich Buchstabe für Buchstabe in das Holz der Tischplatte im Sitzungszelt des Rates eingebrannt. Und ihre Botschaft war erschütternd gewesen, vor allem für Mile.
Sabrina und ihre Begleiter hatten die Nachricht verschlüsselt, doch der Rat hatte die Bedeutung schnell geknackt: Offizierin Taami Sadaf war tot, gestorben an irgendeiner mysteriösen Krankheit und Rastaban-Offizier Erylion Dolorkane hatte sich als Verräter im Auftrag des Geschuppten Grafen entpuppt.
»Ich wusste es!«, hatte Mile gesagt, doch ohne irgendeinen Stolz oder Häme. Wie gern hätte er nicht recht gehabt!
Und nun, während die Rastaban auf ihren Drachen davonflogen, musste er wieder an Sabrina denken. Wie es ihr wohl ging? Bestimmt hatte sie Angst, war einmal mehr von Freunden enttäuscht worden, sass nun auf dieser Gefängnisinsel fest ...
Der Rat hatte ihr angeboten, einen ihrer übrigen Draconauten und dessen Reittier – ein Lamier selbstverständlich – vorbeizuschicken, damit sie ihre Reise fortsetzen konnte, doch das hatten ihre Leute auf Nimmerland abgelehnt. Wie sich herausstellte, hatte Sabrina alle Verlorenen auf Nimmerland begnadigt, zudem hatte sie vor, noch weitere Freisprechungen zu erlassen, eine ganze Crew Piraten betreffend, die sie auf einem fliegenden Schiff nach Dom Askur bringen würden ... Die Rebellenführer hatten ziemlich ratlos aus der Wäsche geguckt, doch Drosselbart hatte entschieden, Sabrina machen zu lassen. Schliesslich sei sie eine Herrscherin. Dennoch hatten sie ihr eine Antwort geschickt, in der es hiess, sie solle sich in Zukunft in Sachen Begnadigungen etwas bremsen.
Mile machte sich Sorgen um seine kleine Schwester. Hoffentlich ging es ihr gut! Aber er dufte sich nicht zu sehr den Kopf über Sabrina zerbrechen, das lenkte nur ab.
Es hatte gedauert, die Draconauten der Lamier und der Rastaban zu sortieren. Ikarus hatte den ganzen Tag lang nichts anderes gemacht. Die Untertanen des Geschuppten Grafen hatte man dann ohne lange zu fackeln aus der Schwarzen Armee entlassen und zurück auf Etamin geschickt. Die Bündnisse mit den Rastaban waren unwiederbringlich zerstört.
Es waren so viele Drachen, die sie an diesem Abend verliessen. Mile versuchte erneut, sie zu zählen. Vierzig? Fünfzig? In allen Grössen, in allen Farben des Regenbogens und ihre Draconauten waren Vertreter der verschiedensten humanoiden Völker. Sie flogen in den kalten Südwesten, wo die Insel Etamin mit ihrem heissgeliebten Grafen im weiten, einsamen Ozean lag.
Es war ein grosser Verlust für die Rebellen. Die Rastaban waren ihr Ass, ihr Joker gewesen. Nur hatte die Karte sich als falsch erwiesen ... leider ...
»Wie viele Draconauten und ihre Drachen sind uns geblieben? Wie viele werden noch an unserer Seite kämpfen?«, fragte Mile frustriert.
»Ich weiss nicht«, brummte die Rote. »Fünfzehn vielleicht ...«
Mile schluckte. Das war wenig ... Naja, aber noch immer besser als nichts!
Es war ein geringer Trost, dass die Drachen ihnen am heutigen Tag ohnehin keinen Dienst erweisen konnten. Beim Angriff auf Aramesia, die Stadt mit dem dichten Wald aus Hochhäusern, würden die riesigen, feuerspuckenden Echsen mehr zerstören, als helfen. Sie wollten Aramesia zurückerobern, nicht zu Staub zerschlagen ...

Alte Fassung (2): Twos - Ein Märchen von Sommer und WinterМесто, где живут истории. Откройте их для себя