Teil 1.5

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Nachdem Minho aufgestanden war, folgten weitere bis sie mit Newt alleine am Tisch saß.
Eigentlich wollte sie ihre Chance nutzen und weitere Fragen stellen um dem Chaos in ihrem Kopf wenigstens ein bisschen Sinn zu geben, aber Alby unterbrach sie, noch bevor sie die Wörter überhaupt über die Lippen bringen konnte.
Er stand in der Tür und drehte sich während seiner Wörter schon wieder um.
"Wir gehen schlafen, Frischling, komm mit."
"Yes Sir." murmelte sie bevor sie sich erhob und freudig feststellte, dass Newt ihnen folgte.
Stumm folgte sie ihrem Anführer zu den Hängematten, Newt neben ihr.
Plötzlich ertönte ein kleiner Rums und kurz darauf ein Quietschen und Knartzen, so als würde man eine Metallgabel über den Teller ziehen. Sie zuckte zusammen und spürte wie sich eine Gänsehaut auf ihrem Körper ausbreitete.
"Was-"
"Das Labyrinth verändert sich." Ein weiteres Mal erschrak sie und drehte sich herum, um denjenigen zu sehen, der gesprochen hatte.
Minho stand hinter ihr, grinste sie an und setzte sich dann zu Alby an die Spitze um den Weg fortzusetzen.
Sie verharrte kurz und rannte dann ein Stück um zu Newt aufzuholen, der emotionslos auf die Mauern starrte, wo die Sonne gerade ihre letzten Strahlen ablegte.
Das Geräusch verstummte mit einem abschließenden lauten Rums, vergleichbar mit einem Donner eines Gewitters direkt über einem.
Sie konnte nicht verhindern ein weiteres Mal zusammen zu zucken und fühlte sich wie ein Angsthase, zu mal ihr Puls um einiges höher war als noch beim Essen.

Minho drehte sich einmal zu ihr um und sah sie belustigt an, was ihr Ego so sehr beleidigte, dass es ihr Kraft gab ihre Unsicherheit zu überspielen.
Auf einmal blieb Alby stehen, sodass sie fast in ihn hinein rannte. Sie hatte nicht bemerkt, dass sie an den Matten angekommen waren.

"Wo willst du schlafen?" fragte Alby in einem Ton, der ziemlich deutlich machte, dass es ihm eigentlich egal war.
Kurz sah sie an, dann verstellte sie ihren Gesichtsausdruck in ängstlich.
"Wo schläfst du denn?" fragte sie mit leicht zitternder Stimme.
In Albys Blick veränderte sich etwas, er wurde fast schon sanft.
Dann deutete er nach links.
"Neben mir wäre noch-" sie unterbrach ihn und zeigte nach rechts, so weit weg wie möglich von wo Alby hingedeutet hatte.
"Dann möchte ich da schlafen." sagte sie und lächelte unschuldig.
Minho und Newt fingen laut an zu lachen und Alby verdrehte einmal seine Augen und verschwand zu seinem Schlafplatz.

"Gute Nacht." sagte sie noch bevor sie sich eine Decke und ein Kissen schnappte und zwischen den Jungs hindurch ging, auf der Suche nach einem freien Plätzchen.
Schließlich fand sie eine leere Matte auf dem Boden neben einer schon belegten Hängematte und schmiss ihre Sachen darauf.
Kurz starrte sie die anderen an, dann ließ sie sich auf die weiche Decke fallen und schloss ihre Augen erschöpft, bis sie ein Quietschen hörte und ihre Lider wieder aufschlug und ihren Oberkörper etwas anhob.

"Nein, oder?" fragte sie, während sie ausgerechnet Minho dabei zusah, wie er in die Hängematte neben ihr hüpfte.
"Was eine Ehre neben dem Frischling zu schlafen." sagte er sarkastisch, grinste jedoch, bevor er sich herum drehte.
"Gute Nacht."
Sie verzog nur ihr Gesicht und ließ sich genervt wieder auf das Kissen fallen.

Aber an Schlaf war nicht wirklich zu denken, obwohl sie spürte, wie erschöpft sie war, konnte sich ihr Kopf nicht beruhigen.
Zu viel hatte sie heute gelernt und zu viel blieb ein einziges Rätsel für sie.
Zu viele Fragen.
Sie stöhnte und rieb sich die Schläfe um die Kopfschmerzen verschwinden zu lassen.
Sie versuchte ihren Kopf zu leeren und wartete, bis sie in einen unruhigen Schlaf glitt.

{ Sie sah einen Mann, vielleicht Mitte dreißig und ein Mädchen, vielleicht drei oder vier. Zusammen standen sie hinter einem Drahtzaun. Das Mädchen weinte, der Mann sah sich immer wieder um.
Je öfter das Mädchen in ihr Sichtfeld strich, desto sicherer war sie sich, dass sie dieses Mädchen kannte, irgendwie mit ihr verbunden war.
Mit einem Mal öffnete sich eine Tür eines Gebäudes, was mehr aussah wie ein einzelner Metallblock.
Heraus strömten mehrere Menschen mit Masken und halb automatischen Waffen, alle auf den, vermutlich Vater, des Kindes gerichtet.
Einer vom ihnen ließ die Waffe sinken und griff nach dem Arm des Mädchens, welches schrie und weinte und versuchte sich an ihren Vater zu klammern.
Während er das Mädchen wegführte, wurde der Vater von drei weiteren Menschen bedroht.
Der Mann schrie sie an und weinte nun selbst, bevor er sich zu dem Mädchen drehte und immer wieder ihren Namen rief.
"Sienna! Sienna! SIENNA!" und plötzlich wusste sie, dass dieses Mädchen sie selbst war.
Der Mann machte eine hektische Bewegung und einer der drei schoss auf ihn.
Der Schuss kam unerwartete, war laut und zeriss etwas in ihr. }

Jemand rüttelte an ihrem Körper, was zur Folge hatte, dass sie mit weit aufgerissen Augen und Schweiß im Gesicht aus ihrem Traum gerissen wurde.
Panisch setze sie sich auf, schnappte hilflos nach Luft.
"Hey." hörte sie jemanden neben sich und drehte ihren Kopf, um direkt in Minhos Augen zu sehen.
Er musste aus seiner Hängematte zu ihr geklettert sein um sie wach zu rütteln.
"Du hast nur schlecht geträumt." sagte er und sah sie weiter an.
Sienna nahm ihn nicht wirklich war, sah immer noch den Vater vor ihrem inneren Auge.
Tränen liefen ihr die Wangen herunter, während sie versuchte die Bilder aus ihren Kopf zu löschen.
„Frischling." flüsterte Minho und schlug ihr leicht auf die Wange.
Ihre Augen fokussierten und sie starrte ihm direkt ins Gesicht.
Minho hatte seine Hand nicht von ihrer Wange gelöst und sah sie weiter an.
„Gehts?" fragte er und sie nickte leicht, wischte sich einmal grob übers Gesicht und ließ ihren Kopf sinken.
Er strich ihr ein letztes mal mit dem Daumen über die Wange und sie hob ihren Kopf.
"Ich weiß meinen Namen wieder." sagte sie schließlich leise und beobachtete wie Minho sie sanft ansah.
"Ich bin Sienna."
"Willkommen auf der Lichtung, Sienna."

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