Teil 1.8

1.3K 50 5
                                    

***
Chuck brauchte insgesamt fast eine Woche um sich an die ungewöhnlichen Umstände zu gewöhnen.
Nachts konnte man ihn weinen hören und tagsüber sprach er mit niemandem außer Sienna.
Irgendwann schien aber eine Art Schalter in ihm umzuklappen.
Seine Schluchzer verstummten und er begann Kontakte zu knüpfen und Konversation außerhalb seiner Komfortzone zu führen.
Sienna mochte den Jungen echt gerne und war glücklich, dass er die Lichtung akzeptierte und das beste daraus machte.
Selbst Gally schien ihn ins Herz geschlossen zu haben.

Die letzten Sonnenstrahlen des Tages tauchten die Lichtung in ein wunderschönes orange, während Alby und ein paar andere Jungs das Lagerfeuer vorbereiteten, welches jeden Samstag um diese Zeit angezündet wurde.
Sienna und Chuck befanden sich am Waldrand und rannten lachend über den Rasen.
Sie hatte seine Schnitzfigur als eine Ratte bezeichnet und lief seitdem vor ihm davon.
Chuck lachte während er versuchte Sienna in seinen Griff zu bekommen und seine Rache in die Tat umzusetzen.
„Hilfe!" schrie sie grinsend während sie sich ein paar der Jungs näherte, die neben den Holzstämmen um das Feuer standen.
„Minho!" lachte sie außer Atem und rannte auf ihn zu.
Er streckte lächelnd seine Arme nach ihr aus und fing ihren Schwung gekonnt ab, ohne das Gespräch mit Scott zu unterbrechen.
Sienna legte ihre Stirn kurz an seine Brust und holte ein paar mal tief Luft um den Sauerstoff wieder aufzufüllen.
Als sie Chuck hören konnte, entfernte sie sich von ihm und wollte sich hinter ihm verstecken, aber Minho legte seine Hände an ihre Taille und hielt sie auf.
Sienna begann erneut zu lachen und versuchte sich zu befreien, während Minho unbekümmert mit Scott über das Essen redete.
„Jetzt bist du dran." konnte sie Chuck grinsen sehen und versuchte erneut sich aus seinem Griff zu befreien, was nur dazu führte, dass sie an Minhos Brust landete und er ihre Haare im Gesicht hatte.
Sie alle stoppten jegliche Bewegung, als Albys Stimme über die Lichtung hallte und das Buffet eröffnete.

Sie und Chuck saßen nach ihrem Essen am Lagerfeuer und spekulierten über ihre vorherigen Leben.
Er hatte sich auf einen Holzstamm gesetzt und flechtete ihre Haare mit seinen ungeschickten, kindlichen Händen.
"Vielleicht warst du ja auch Millionär." sagte er jetzt.
"Und hattest einen mega fetten Pool."
"Und du warst der Sohn des Präsidenten." konterte sie und grinste.
"Aber dann mit einer eigenen Limousine und Fahrer."
Sienna lachte.
"Muss ein stressiges Leben sein." Sie konnte Chuck grinsen sehen und rutschte zur Seite, als er mit ihren Haaren fertig war und vom Baumstamm hinunter glitt.

"Lange nicht gesehen." unterbrach Minho sie sarkastisch und ließ sich mit einem Brötchen vor ihnen ins Gras gleiten.
"Ja, war schön." antwortete Sienna leicht grinsend und spürte kurz darauf Minhos tritt an ihrem Schienbein.
"Ich hasse dich." murmelte sie und rieb sich die getroffene Stelle.
"Warum? Ich bin 𝘨𝘳𝘢𝘯𝘥𝘪𝘰𝘴." sagte er und betonte das letzte Wort besonders.
"Wer hat dir den Bullshit denn beigebracht?" fragte sie und verdrehte die Augen.
Bevor Minho antworten konnte, unterbrach Chuck ihre Konversation.

"Seid ihr zusammen oder so?"
Sienna verschluckte sich an ihrem Getränk und fing an zu Husten, bis Minho ihr auf den Rücken schlug und Chuck gleichzeitig antwortete.
"Wir heiraten nächste Woche." meinte er trocken und biss von seinem Brötchen ab.
Chuck grinste einmal über Siennas Reaktion, bevor das Thema abgehakt wurde.

Der Abend war lang und Sienna wurden hier und da ein paar Getränke angeboten.
Nach ihrem vierten spürte sie, wie sich langsam ihre Sicht veränderte und sie die Lichtung nur noch wie in einer Art Watte-Wolke wahrnahm.
Sie tanzte mit Chuck am Feuer und unterhielt ein paar andere Jungs, welche ihnen zujubelten und jolten, als sie Chuck eine Drehung machen ließ.
Sie lachten unbekümmert und Sienna verdrängte, dass sie ihren Körper nicht mehr so ganz wahrnehmen konnte.
„Heyy!" lachte Chuck als Sienna etwas zu Nahe an die Flammen strauchelte.
„Ich glaub ich brauch hier Hilfe!" rief er den anderen Jungs lachend zu.
„Ne!" sagte Sienna und hielt sich an ihm fest.
„Lass ihn los." Minhos belustigtet Stimme ertönte hinter ihr.
Seine Atmung in ihrem Nacken verbreitete eine Gänsehaut auf ihrem Körper.
„Tanz du mit mir!" grinste sie und ließ Chuck gehen.
Er schüttelte lächelnd den Kopf.
„Setz dich hin."
Sienna ignorierte seinen Kommentar und begann erneut zu tanzen.
Sie griff nach seinen Armen und zog ihn weiter zu den Jungs, die sie anfeuerten und ausgelassen lachten.
Minho sah sie einen Augenblick lächelnd an, bevor er reagierte und begann mit ihr zu tanzen.
Die Lichter jubelten und klatschten und sangen lautstark zu dem Song, den Scott auf seiner Gitarre spielte.
Sein aller erster Wunsch für die Box, war seine Gitarre, welche er auch bekommen hatte.
Nach ein paar Minuten wurde Sienna langsamer und hielt sich lachend an ihm fest.
Sie legte ihren Kopf an seine Brust und wartete bis ihr Kopf aufgehört hatte, sich zu drehen.
„Okay das war's." sagte Minho lachend und orderte Ben an mit Winston zu tanzen.
Er umgriff ihren Rücken und zog sie zu den zuschauendem Jungs, ließ sich dort auf den Boden sinken und zog Sienna mit sich.
Sie landete lachend auf seinem Schoß und machte es sich bequem, bis Minhos Hände vorschnellten und er ihre Hüfte umgriff um ihre Bewegung zu stoppen.
„Fang nichts an, was du nicht beenden kannst." sagte er und Siennas Mundwinkel zogen sich leicht nach oben.
„Was?" fragte sie unschuldig, aber beließ es dabei und rutschte von seinen Schoß runter und lehnte sich neben ihm an einen Baumstamm.
„Tanzen?" fragte Kyle sie und hielt ihr die Hand hin, sie war im Begriff sie zu nehmen, als Minho ihren Oberschenkel umgriff.
„Wenn sie nochmal tanzt kippt sie um." sagte er grinsend und Kyle lächelte gezwungen zurück, bevor er abzog.
„Ich teile nicht gerne." sagte er auf ihren fragenden Blick hin, bevor Alby das Lagerfeuer als beendet betitelte.

Nachdem sie alle ins Bett gegangen waren lag sie noch lange wach und dachte über sich und Minho nach.
Sie hatte immer öfter das Gefühl, dass ihr Herz schneller schlug, wenn er in ihrer Nähe war, aber bisher hatte sie es immer auf die Situation drumherum geschoben, wusste plötzlich aber nicht mehr, ob sie sich nicht selbst anlügte.
Sie seufzte und drehte sich auf die andere Seite.
Minhos Gesicht wurde von dem Mond leicht erhellt und ermöglichte es Sienna ihn unbemerkt zu betrachten.
Automatisch begann sie zu lächeln und erschrak gleichzeitig über sich selbst.
„Lass das." sagte sie leise zu sich selbst und riss sich von dem Anblick los, drehte sich auf den Rücken.
Was mache ich jetzt? fragte sie sich selber und fand keine Antwort.
Egal wie lange sie darüber nachdachte sie kam zu keiner Lösung.
Sie war sich nicht mal sicher wie sehr sie ihn wirklich mochte und ob es nicht vielleicht auch nur an ihrer Situation lag.
Vielleicht vermisste sie das Gefühl geliebt zu werden so sehr, dass sie sich selber einredete, dass sie ihn mochte.
Mehr als nur einen Freund.

„Du solltest schlafen." riss sie seine Stimme aus ihren Gedanken.
„Ich schlafe." antwortete sie leise ohne sich zu ihm zu drehen.
„Denkst du zu viel über mich nach?" sie konnte fast hören wie er grinste, fand seinen Kommentar aber nur mäßig lustig. Dafür entsprach er viel zu sehr der Wahrheit.
„Das wäre eine Verschwendung meiner Gedanken."
sagte sie und drehte ihren Körper schließlich doch in seine Richtung.
„Aua." machte Minho und griff sich theatralisch ans Herz.
„Und du? Denkst du über mich nach?" fragte Sienna und sah ihm dabei in die Augen.
Der Junge antwortete erst nicht, sondern starrte sie einfach weiter an.
„Das wäre eine Verschwendung meiner Gedanken."
sprach er ihr nach, was Sienna die Augen verdrehen ließ.
„Eine schöne Verschwendung."
„Was?" fragte sie und war sicher, sich verhört zu haben.
„Was?" Minho lächelte sie kurz an und drehte sich anschließend auf den Rücken.
Sienna stützte sich auf ihre Arme.
„Was hast du gesagt?"
„Was soll ich gesagt haben?"
„Minho." sagte Sienna und hoffte er würde sie noch einmal ansehen.
„Wir sollten schlafen." meinte er leise und streckte seine Hand um sie kurz auf ihren Kopf zu legen.
„Lass das." meinte sie und schlug sie weg, was ihn leise zum lachen brachte.
„Gute Nacht, Sun."

the gladeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt