Teil 2.6

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Die Lichter wurden schnell von der angestauchten Müdigkeit überfallen, welche durch all ihre Glieder floss, weshalb es nach einigen Minuten bereits still in ihrem Raum war.
Sienna hatte sich an Minho gekuschelt und genoss seine konsequentenlose Nähe.

Ihr Schlaf war unruhig, ihr Atem unbeständig. Es wunderte sie nicht, dass sie von Albträumen geplagt wurde. Es konnte sie nicht wirklich wundern, bei all den Sachen die sie dort draußen erlebt hatten, oder?
Doch dass, was sie am meisten störte war, dass sie ihre gute Laune und Begeisterung schneller verlor als sie überhaupt angehalten hatte.
Die Griever, die toten Lichter, Chuck, Alby, die Schlacht, der Raum voller Leichen.
All das füllte ihren Kopf.
Sie wurde zurückversetzt in den schmalen Gang, als sich der Griever auf sie und ihren Oberschenkel stürzte. Als sie mitten in sein Maul sehen konnte.
Und plötzlich tat ihre Wunde so viel mehr weh als sonst.

Sienna schreckte hoch, nachdem die Bilder in ihrem Kopf etwas zu real wurden und riss dabei die Decke von sich herunter.
Sie setzte sich ruckartig auf und hielt sich einen Augenblick lang ihren Oberschenkel und starrte auf die Hose, die den weißen Verband verdeckte.
Doch bevor sie sich vollständig beruhigen konnte, zuckte Minho neben ihr stark zusammen und irritiert sah sie zu ihm herunter. Seine Augen zuckten immer wieder und kleine Tränen verließen seine Augenwinkel.
"Sienna!" flüsterte er, aber seine Augen waren geschlossen.
"Hey!" sie stupste ihn leicht an, aber Minho reagierte nicht.
"Minho!" sie rüttelte an seinem Arm, bis sich seine Augen langsam öffneten und er verwirrt in ihre sah.
"Hey." sagte sie und wuschelte ihm durch die Haare und lächelte ihn gequält an.
Seine Sicht klarte auf und er hob seinen Arm, um seine Hand auf ihre Wange zu legen. Es schien als würde er prüfen wollen, dass sie auch wirklich real war.
Sienna schloss ihre Augen und ließ das Gewicht ihres Gesichtes in seine Handfläche fallen.
"Hi." antwortete er und lächelte sie an, während sie ihre Augen wieder öffnete.
"Alles gut?" fragte sie, während sie sich wieder neben ihn legte.
Sie spürte sein Nicken und seine Arme um ihren Körper und versuchte sich zu entspannen, aber es gelang ihr nicht.
Ihr Körper war steif und ihr Bein zuckte unermüdlich jedes Mal, wenn sie an ihre Verletzung dachte.
"Sun." flüsterte Minho leise und drückte ihr einen Kuss auf den Kopf.
"Alles ist gut." sie antwortete ihm nicht, sondern vergrub ihre Hände unter seinem T-shirt und schloss ihre Augen erneut.
Minho streichelte beruhigend ihre Rücken und strich kurz über ihren Verband am Oberschenkel und wartete geduldig, bis sie wieder schlief.

Es schien ihr nicht mal eine halbe Stunde, als sie das nächste mal hochschreckte.
Die Türen zu ihrem Schlafraum wurden lautstark geöffnet und das Frühstück wurde unsanft angekündigt.
„Ugh." brachte sie heraus und öffnete vorsichtig ein Auge, welches sie sofort wieder schloss.
„Wer kam auf die Scheiß Idee das Licht anzumachen!" maulte sie und drehte sich auf ihren Bauch, um ihr Gesicht schützend in ihr Kopfkissen zu drücken.
Minho schnipste ihr auf den Hinterkopf und stand schließlich auf.
„Thomas, bist du okay?" fragte er ihn irritiert während er sich seine Schuhe anzog.
„Ich muss mit euch reden." sagte er paranoid, was Sienna aufsehen ließ.
Sie stemmte ihren Kopf hoch.
„Was hast du herausgefunden?" fragte sie stöhnend. Sie hoffte einmal wirklich sicher zu sein, aber Thomas' Blick verriet ihr bereits, dass etwas nicht stimmte.
Sie kassierte einen Schlag auf den Hinterkopf von Minho, sodass ihr Gesicht wieder in das Kissen fiel.
„Steh auf, dann findest du's heraus."
„Du findest dich wohl lustig." brummte sie und setzte sich langsam auf.
„Du belustigst mich." sagte er trocken.
„Ich hab nichts gegen den Gebrauch von Gewalt." Sienna sah Minho an und verzog ihr Gesicht, bevor sie sich ihre Schuhe anzog.
„Beeil dich." provozierte er sie weiter, bis sie ein Kissen nach ihm warf, welches er grinsend auffing und ohne zu zögern zurückschleuderte.
„EY!" rief Sienna und fing das Kissen, welches ihr Gesicht getroffen hatte, ungeschickt auf.
Minho schob ihr unbeeindruckt die Schuhe entgegen und griff nach ihrem Knöchel um ihren linken Fuß hineinzuzwingen.
Er band ihren Schnürsenkel, während sie sich ihre braunen Locken mit einem Haargummi aus dem Gesicht zerrte.
Er stand auf und zog sie hoch. Erst da sah sie die großen Augenringe, die sein Gesicht schmückten und hielt kurz inne.

Aber Thomas hatte nur darauf gewartet, dass alle wach waren und räusperte sich.
Sie blickte zu ihm und konnte sehen wie er zögerte, wie sehr es ihn schmerzte den Lichtern die Sicherheit erneut zu nehmen und wie sehr er sich wehrte und sie seufzte.
„Komm schon, sag's einfach, der Tag versaut sich nicht von selber."
Er schüttelte nur den Kopf und begann schließlich zu erklären, was er letzte Nacht gesehen hatte.

„Da waren Körper unter den Decken und die wurden in einen Raum transportiert, zehn Liegen."
Sie zogen die Augenbrauen hoch.
„Er hat gesagt das funktioniert wie im Uhrwerk."
„Wer ist ‚er'?" fragte Minho sofort.
„Aris."
Fragezeichen bildeten sich in den Gesichtern der anderen.
„Der Junge der gestern so alleine beim Essen war."
„Das ist nicht dein Ernst." sagte Minho.
„Du weißt doch gar nicht was du gesehen hast!" Newt schien aufgedreht.
„Und Aris ist jetzt auch nicht wirklich vertrauenswürdig." meldete sich Pfanne.
„Aber das ist doch nicht normal!" versuchte Thomas sich zu rechtfertigen, aber die anderen schüttelten den Kopf.

„Tommy, es gibt hier Leute, die lange nicht mehr auf Betten geschlafen haben, frische Klamotten und warme Nächte hatten. Einige länger als andere.
Warum versuchst du mir das zu nehmen?" knallte Newt ihm an den Kopf und sah ihn wütend an.
„Ich dachte doch nur-„ versuchte Thomas, aber Newt brachte ihn mit einem einzigen Blick zum schweigen.
Und bevor noch jemand etwas neues beitragen konnte, kamen die Maskierten und öffneten den Schlafraum erneut.

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