Teil 1.23

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Sie war noch nicht bereit zu sterben.
„HILFE" schrie sie und versuchte gleichzeitig sich zu befreien, als sie sich unerwartet in Bewegung setzte.
Sie drehte ihren Körper herum und erschrak als sie direkt in das Maul des Grievers starrte.
„Meine Fresse." brachte sie heraus und verzog das Gesicht verängstigt und angeekelt.
Sie spürte wie der Griever ausholte und bereitete sich darauf vor schmerzhaft auf den Boden zu landen, doch stattdessen verringerte sich der Abstand zwischen dem Maul und ihrem eigenen Körper.
Mit einem entsetzten Schrei griff sie nach dem letzten Messer in ihrer Hosentasche und stieß es in seinen Kopf.
Das bereits bekannte Quieken erreichte ihre Ohren und der Metallarm löste sich.

Sienna starrte in die Dunkelheit und versuchte zu erahnen, wann sie den Boden erreichte um sich wenigstens etwas abzufangen.
„HILFE!" hörte sie jemanden schreien, bevor sie schließlich den Rasen erreichte und unsanft aufkam.
Ihr Kopf landete auf den Boden und traf einen Stein und sofort merkte sie, wie sie das Bewusstsein verlor.

Als sie das nächste mal auf wachte, hatte sich ihre Postion nicht verändert.

Stöhnend rappelte sie sich auf und sah sich um.
Die Lichtung war zerstört, tote Körper lagen verteilt auf dem Rasen, die Griever waren fort.
Sie hatte keine Ahnung, wie lange sie nicht bei Bewusstsein gewesen war, jedoch war der Grad der Zerstörung um einiges größer als beim letzten Mal, wo ihre Augen die Lichtung erkannten.
Sie sah nur einige Meter neben sich einen Körper liegen und stolperte zu ihm.
Sie ließ sich auf die Knie fallen und prüfte mit zitternden Händen seinen Puls, konnte durch die Dunkelheit und Kratzern auf seinem Gesicht nicht erkennen, wer es war.
Der Körper war kalt, einen Herzschlag gab es nicht.
Sienna stemmte sich hoch und drehte sich ein paar mal im Kreis.
Weder hörte noch sah sie jemanden.
„Hallo?" rief sie, betete um das Überleben der anderen.
Panik durchschoss sie, als sie keine Antwort erhielt.
Sie ging langsam hinüber zu Sam, welchem ein Arm fehlte.
Entgeistert drehte sie sich weg von ihm.
„Newt!" schrie sie erneut aus.
„Minho!"
Gestresst fuhr sie sich durch die Haare, während sie über die Lichtung lief.
Ihre Hand bedeckte Blut, was sie an die Wunde an ihrem Kopf erinnerte.
„Scheiße." murmelte sie.

Ein Schnalzen ertönte, welches ihre Aussprache maßregelte und kurz darauf wurde sie in eine feste Umarmung gezogen.
Starke Arme umschlungen ihren Rücken.
„Ich hab doch gesagt ich meine es ernst."
Seine Stimme jagte ihr einen wohligen Schauer über den Rücken und sofort legte sie ihre Arme um seinen Rücken und verkrampfte ihre Hände in seinem aufgerissenen T-Shirt.
Sie konnte nicht verhindern, dass ihr vor Erleichterung Tränen die Wangen hinunter liefen.
Sie begann zu schluchzen und vergrub ihr Gesicht in seiner Schulter und suchte Schutz bei ihm.

„Warum ist unser Leben so?" fragte sie zwischen Schluchzern.
„Ich will nicht immer Angst haben müssen, dich nicht wieder zu sehen."

Er entfernte sich von ihr und versuchte die Tränen aus ihrem Gesicht zu streichen.
„Es tut mir leid." flüsterte er und sah auf jede Verletzung ihres Körpers.
„Ich hätte dich nicht alleine lassen sollen."
„Mir gehts gut." brachte sie hervor.
Minho zog sie zurück in eine Umarmung und drückte sie an ihrem Hinterkopf noch enger zu sich heran.

In diesem Augenblick wünschte sie sich nichts mehr als ein normales Leben.
Keine Griever, kein Labyrinth, keine Lichtung.
Ein Haus, eine Familie.
Schule und Freunde.
Partys, Hausaufgaben, Stress mit der großen Schwester.
Mit dem Hund Gassi gehen, den Crush bewundern.
Eine beste Freundin wie eine Schwester.
Einen Lieblingsfilm ohne jeglichen Bezug zur Realität.
Ein normales Leben.
Stattdessen saß sie in diesem Loch der Verzweiflung fest, wusste nicht wer sie war oder wohin die gehörte.
Hatte keine Familie, sondern einen Haufen Jungs mit denen sie ihr Leben verbringen musste.
Lebte wie eine Gefangene angeschnitten und ausgeschlossen von der Außenwelt, von der wirklichen Realität.

„Minho." flüsterte sie erstickt und lehnte sich zurück um sein Gesicht besser sehen zu können.
„Bist du verletzt?" fragte sie, konnte aber keine schwerwiegenden Wunden an seinem Körper festmachen.
Er schüttelte seinen Kopf, während er sie lange ansah.
„Ich-„ setzte er an und verzog das Gesicht.
Minhos Atmung war unregelmäßig, was Sienna nervös werden ließ.
„Ach scheiß drauf." sagte er leise.

Dann beugte er sich ohne jegliche Vorwarnung zu ihr herunter und presste seine Lippen auf ihre.

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