Teil 1.11

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Ruckartig drehte sie sich herum und starrte in den dichten Wald.
"Du hast das auch gehört, oder?" fragte sie, ohne sich zu Thomas zu drehen.
"Ja..." sagte er langsam und stellte sich neben sie.
"Hallo?" rief sie.
"Wer ist da?" und mit einem mal kam jemand hinter einem Baum hervor.
"Ben?" fragte sie und in ihrer Stimme schwang Angst mit.
Der Junge wurde bereits vor einigen Tagen gestochen und es war nicht klar, ob er es schaffen würde, wieder auf die Beine zu kommen.
Fast stündlich hörte man seine Schreie und sie jagten Sienna jedes Mal wieder eine Gänsehaut den Rücken hinunter.
Sie mochte Ben und hatte durch Minho eigentlich auch viel mit ihm zu tun.
Es tat ihr unglaublich leid, dass er gestochen wurde.
"Ben?" fragte sie jetzt erneut und ihre Stimme brach, als der Junge schwer atmete und eine Art schwarze Flüssigkeit auf den Boden spuckte, bevor er urplötzlich losrannte und sich auf Thomas stürzte.
Einmal, zweimal, dreimal schlug er auf ihn ein und schrie immer wieder :"Es ist alles deine Schuld!" und "Ich habe dich gesehen!"

Sienna löste sich aus ihrer Schockstarre und stieß Ben von dem Frischling.
"Renn!" schrie sie ihn an, aber er bewegte sich keinen Millimeter.
"Thomas! RENN!" er sah von ihr zu Ben und schüttelte schließlich den Kopf.
Bevor sie antworten konnte, hatte sich Ben erneut auf ihn gestürtzt.
Sie warf sich dazwischen und spürte seine Faust in ihrem Magen.
"Lauf!" hustete sie.
"Und sag Alby bescheid!"
Ihr Arm schnellte hoch und sie wehrte einen Schlag ihres Freundes ab.
"Sienna, ich-"
"GEH!" schrie sie und spürte Bens Gewicht über sich und hörte, wie Thomas sich endlich in Bewegung setzte.
Eine Träne entwich ihrem Augenwinkel, bevor sie ausholte und ihre Faust auf sein Kinn stießen ließ.
"Es tut mir leid." flüsterte sie und trat ihm in den Bauch, bevor sie ihn von sich drückte und in Richtung Lichtung rannte.
Ben war ihr direkt auf den Fersen, sie hörte jedes Blatt, was er berührte, spürte seinen Atem in ihrem Nacken.
"Hey!" rief sie und hoffte, dass sie auf der Lichtung jemand hörte.
"HILFE!" aber bevor sie den Weg geschafft hatte, ergriff Ben ihr Tshirt und zog sie zurück.
Sie stieß gegen einen Baum und spürte, wie Blut von ihrem Oberarm tropfte.
"Shuck." flüsterte sie außer Atem und duckte sich vor Bens Schlag.
Dann griff sie mit beiden Händen nach dem Baumstamm hinter sich und katapultierte sich in die Luft, sodass sie ihre Füße in Bens Magen trat.
Sie nutzte die Zeit, die er brauchte um sich aufzurappeln und rannte erneut los.

Diesmal hatte sie bereits die Lichtung mit einem Fuß betreten, als Ben hinter ihr auf schrie und sie seine Finger an ihrem Knöchel spürte.
Sie stolperte und landete auf dem Boden.
Panisch drehte sie sich herum und robbte auf ihrem Hintern einige Meter von Ben weg, atmete schwer und versuchte genug Kraft in ihre Stimme zu bekommen um erneut zu schreien.
"Nein-" flüsterte sie, als Ben plötzlich grinste und ihr immer näher kam.
"HILFE!" rief sie aus und kroch weiter zurück.
Dann war Ben über ihr und seine Hände legten sich an ihren Hals.
"Ben-" sagte sie verzweifelt und griff nach seinen Handgelenken.
"Hör auf." bat sie ihn und spürte die Tränen in ihren Augen.
Sein Griff wurde härter und sie merkte, wie ihr die Luft wegblieb.
"Ben." sagte sie erneut, aber es war nur noch ein hauchen.
Sie zappelte und trat um sich, wusste aber, dass sie schon verloren hatte.

Doch sie meinte im Hintergrund jemanden zu hören, schaffte es aber nicht, sich genug auf das Geräusch zu konzentrieren.
Das nächste was sie wusste war, dass Ben von ihr herunter rollte und jemand bei ihr war.
Hektisch griff sie sich an die Kehle und versuchte verzweifelt Luft zu holen.
"Sun." sagte jemand hinter ihr und sofort erkannte sie ihn.
Sie holte immer wieder verzweifelt Luft, ohne das Gefühl zu haben, Sauerstoff in ihren Körper zu bekommen und griff sich panisch an ihren schmerzenden Hals.
"Hey." sagte er und kniete sich vor sie.
Seine Hand landete in ihren Haaren und vorsichtig streichelte er ihre Wange.
"Atme." sagte er leise und demonstrierte ihr das ein und ausatmen.
Langsam gewann sie die Kontrolle über sich zurück und beruhigte sich.

Sie nickte leicht, schien sich selber zu überzeugen, dass es wieder ging und atmete ein letztes mal tief ein und aus.
„Bist du okay?" Minhos Augen verrieten wir besorgt er war, was sie fast zum lächeln brachte.
„Ja." brachte sie leise hervor und beobachtete wie Minho seinen Blick senkte und erleichtert ausatmete bevor er seine Hand aus ihren Haaren zog und sich aufrichtete.
Sie griff nach seinem Arm und ließ sich hochziehen.
Sie spürte wie er ihre Taille umgriff und sie in die Richtung der anderen Lichter führte.

"Ben." sagte sie leise und blickte auf den Jungen hinunter, der von Alby, Jeff und Gally auf den Boden gedrückt wurde.
Thomas stand daneben und starrte geschockt auf das Geschehen.
„Bring sie weg." sagte Alby zu Minho nachdem er sie einige Sekunden angesehen hatte.
„Sie kann jetzt gerade nicht helfen."
Sie hasste es, dass er so sprach als würde sie ihn nicht hören und wollte ansetzten etwas zu sagen, schluckte es jedoch hinunter als Minho sie los zog.

"Wird er verbannt?" fragte Sienna und ließ sich langsam in die Hängematte gleiten.
„Wahrscheinlich."
Er ließ sich neben sie fallen und stieß dabei gegen ihren Oberarm.
"Au." sagte sie leise und griff sich an die Stelle.
Blut bedeckte ihre Finger.
"Bist du verletzt?" fragte Minho unnötiger Weise und sie stöhnte.
"Nein, ich blute normalerweise immer aus meinem Arm."
Er verdrehte die Augen.
"Lass mich helfen."

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