Teil 1.15

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Sienna starrte einige Sekunden den Stein an, bevor sie Finger um ihr Handgelenk spürte.
Die Lichter hatten sich aufgerappelt und verschwanden einer nach dem anderen in der Holzhütte.
Newt hatte sie ergriffen und begann sie neben sich her zu ziehen, bis sie sich losriss.
Sienna spürte wie ihre Gefühle von Wut zur Furcht wechselten.
Erneut war sie kurz davor in Tränen auszubrechen, als ihr die Realität einen Schlag in dir Magengrube verpasste, doch weinen würde ihr auch nicht weiter helfen.

Kaum hatten sie das Gebäude betreten, schlug er die Tür mit einem energischen Ruck zu.

"DIE HÜTER ZU MIR." schrie er und man merkte, wie besorgt und gleichzeitig sauer er war.
Seine engsten Freunde waren im Labyrinth eingeschlossen.
Jeff, Gally, Winston, Pfanne, und ein junger Läufer, als Vertretung für Minho, traten an Newt heran und blickten ernst zu ihm hoch.
Die anderen Lichter verdrückten sich in die Ecken und an den Rand des Raumes.
Sienna stand etwas abseits von den Hütern, beobachtete jedoch alles aufmerksam.
"Sienna, sie zu, dass du herkommt." fauchte Newt sie an und schnell hatte sie sich neben Pfanne gestellt.

"Okay, zuhören. Wir müssen Antworten finden, es kann nicht sein, dass wir drei Jahre lang im dunkeln gerannt sind und jetzt plötzlich alles Kopf steht."
"Der Frischling ist schuld." sagte Gally ruhig.
"Fresse Gally." warf ihm Sienna entgegen.
"Wir brauchen keine Schuldzuweisungen, sondern Antworten."
"Sie hat Recht." meinte Newt.
„Es macht aber kein Sinn." Gally ließ nicht locker und ignorierte ihren blonden Freund vollkommen.
„Ich habe weder die Zeit noch die Buntstifte dir das jetzt zu erklären." fauchte sie ihn an und erzielte sein Schweigen.

"Jeff, was ist mit dem Mädchen?" fuhr Newt fort.
"Schläft immernoch."
"Und die Nachricht?"
"Sie ist die letzte, für immer." wiederholte der Sani die Worte von dem Zettel, den sie mit sich führte.
"Jemand eine Ahnung, was es bedeutet?"
"Vielleicht kommt die Box nicht mehr zurück?" sagte Sienna leise und blickte Newt direkt in die Augen.
Er sah sie mit einem Ausdruck an, der ihr verriet, dass er bereits den selben Gedanken hatte.
"Dann überleben wir nicht lange." fasste Pfanne die Situation zusammen.
"Sie bringt uns alles, was wir brauchen. Decken, Essen, Trinken, Tiere, Werkzeuge."
"Wir müssen solange alles sparen was wir können, bis wir eine Lösung haben." antwortete Newt und teilte Winston, Gally und Pfanne dazu ein, eine Art Haushaltsplan zu erstellen, wie sie so lange wie möglich überleben konnten.

"Jeff, untersuch das Mädchen erneut und uh-"
er sah sich kurz um.
"Und Scott und Clint sollen dir helfen, alles vorzubereiten, falls Minho, Alby und Tommy zurückkommen sollten."

Die Namen versetzten Sienna einen Stich und ließen die Wut in ihrem Inneren zu Ruhe kommen.
Ihre Schulter sackten nach unten und ihr Blick richtete sich auf den Boden.
"Sunny." sagte Newt und sprang von dem Stuhl, auf welchen er geklettert war, um sich selber ein wenig autoritär wirken zu lassen.
"Hilf mir die Lichtung vor dem Regen zu schützen und bring alles wichtige ins Trockene."
"Okay." antwortete sie kurz und verließ das Gebäude so schnell es ging.
Sie spürte die Regentropfen auf ihrer Haut und blieb einige Sekunden einfach stehen bis ihre gesamten Klamotten durchgeweicht waren.
Dann fiel ihr ein, was Newt ihr aufgetragen hatte und sie begann damit, das Essen von den Tischen zu retten.

Zwar arbeitete sie still vor sich hin und ging davon aus, dass sie ihre Gefühle unter Kontrolle hatte, aber je länger sie auch nur an das Wort „Gefühle" dachte, desto größer wurde der Kloß in ihrem Hals.
Schon nach ein paar Minuten vermischten sich die Regentropfen auf ihren Wangen mit den kleinen Tränen die ihre Augenwinkel verließen.
Zuerst war sie noch bedacht immer wieder über ihr Gesicht zu streichen, wenn neue Tränen hinunter flossen, doch sie gab es schließlich auf.
Den Unterschied zwischen den Regentropfen und ihren Tränen waren sowieso nicht zu erkennen.
Je länger sie damit beschäftigt war, das Essen des Abendessens von einem zum anderen Ort zu bringen, desto mehr dachte sie über die Situation nach, in der sie steckte.
Minho, Thomas und Alby waren eingeschlossen im Labyrinth.
Dass sie lebend zurückkehren würden, war höchst unwahrscheinlich und trotzdem war es der einzige Gedanke der sie davon abhielt die Kontrolle zu verlieren.

"Shuck." flüsterte sie, als sie in eine aufgeweichte Banane griff und spürte wie ihre Gefühle kurz vor dem überkochen waren.
Mit all ihrer Kraft schmiss sie das Obst auf den Boden und schrie dabei einmal kurz auf.
Dann wischte sie ihre Hand an einem Tuch ab und rieb sich mit ihrem Arm übers Gesicht um die enormen Wassermassen zu verteilen und ein klares Sichtfeld zu erlangen.
Sie stütze ihre Hände auf den Tisch und atmete tief ein und aus. Gleichzeitig liefen ihr stumm die Tränen übers Gesicht und die kleine Stimme in ihrem Kopf begann, auf sie ein zu reden.

"Niemand hat bisher eine Nacht im Labyrinth überlebt. Wieso sollte es bei ihnen anders sein? Nur weil sie deine Freunde sind?"

Sienna schniefte einmal und schlug beide Hände auf den Tisch.
"Verdammte Scheiße." rief sie aus und hasste sich selbst für ihre fehlende Selbstkontrolle.

"Niemand von dreien kehrt zurück. Du weißt es doch selbst.
Ist Ben zurückgekehrt? Nein.
Warum sollten sie also überleben?
Minho, Thomas und Alby sind wahrscheinlich mitleiweilere bereits tot. Liegen irgendwo da draußen ohne Herzschlag und werden von den Grievern als Nachtisch gegessen."

"SEI STILL." schrie Sienna den Teufel in ihrem Inneren an und beförderte mit einer Handbewegung einige Teller auf den nassen Rasen.

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