40) Sahnehäubchen

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Meine Erschöpfung ließ mich Zayns Ratschlag mit Elton John vollkommen vergessen.

Anstatt mir den Plüschbären sofort vorzuknöpfen, schaffte ich es nur noch, mir meine Schuhe von den Füßen zu streifen, dann fiel ich auch schon wie ein Stein ins Bett. Vermutlich befand ich mich im Tiefschlaf, noch bevor mein Kopf das Kissen berühren konnte.

Leises Rauschen holte mich am nächsten Tag mehr oder weniger sanft aus dem Schlaf. Verwirrt blinzelte ich gegen die Sonnenstrahlen an, die durchs Fenster hereinlachten.

Sonne?

Wie lange hatte ich wohl geschlafen? Und wann war ich gestern überhaupt zurückgekehrt? Müde rieb ich mir die Augen, aber das zehrende Gefühl der Zerschlagenheit blieb natürlich. Der Ausflug zu Zayn hatte definitiv seine Spuren hinterlassen. Ich konnte nur hoffen, dass diese Spuren sich vollständig auflösten, bevor heute der nächste Ausflug startete.

Abrupt hielt ich inne.

Der Ausflug in Quinns Labor. Die finale Besprechung war für heute Vormittag angesetzt.

Einen Moment später war ich hellwach. Hektisch fuhr ich hoch, mein erster Griff galt meinem Handy, doch glücklicherweise blieb meine Panik unbegründet. Das Display zeigte erst knapp acht Uhr morgens, die Besprechung startete also erst in einer Stunde.

Ächzend ließ ich mich in das Kissen zurückfallen, schloss noch für einige Sekunden die brennenden Augen. Zwar hatte ich mir bei der Aktion gestern weder eine blutige Nase noch blutige Ohren geholt, dafür aber ein beachtliches Energiedefizit.

Das Rauschen, das mich geweckt hatte, wurde unterbrochen von lautem Poltern und Platschen. Beides drang aus dem Bad – offenbar hatte Harry sich dazu entschieden, eine Morgendusche zu nehmen und dabei mal wieder sein Duschgel fallenzulassen.

Bei der Vorstellung, wie er nun klatschnass und miesepetrig unter der Dusche stand, mit seinen langen Gliedmaßen nach dem Duschgel angelte und sich dabei einen Fluch verkniff, musste ich grinsen. Harry war definitiv eine Nummer für sich.

Was leider nichts daran änderte, dass ich ihn belügen musste, sobald er einen Schritt aus dem Bad tat.

Der Knoten in meinem Magen verstärkte sich. Bevor ich mich jedoch mit meinem schlechten Gewissen befassen konnte, zog etwas am Rande meines Blickfelds meine Aufmerksamkeit auf sich. Etwas, das im Licht der aufgehenden Sonne farbenfroh glitzerte.

Elton John. Der Plüschbär sonnte sich auf dem Fensterbrett und leuchtete dabei mit all seinem Glitzer wie eine Werbereklame. Natürlich trug er immer noch sein übliches, regenbogenfarbenes Hühnerkostüm, die Knopfaugen hinter der lächerlich großen, pinken Brille verborgen.

Elton John. Zayns Hinweis.

Abschätzend spähte ich zur Badezimmertür hinüber. Ob mir wohl genug Zeit blieb, das Kuscheltier zu inspizieren? Ohne dabei von Harry überrascht und anschließend ausgefragt zu werden?

Ein Geräusch erklang, das vom Verschluss einer Shampooflasche herrühren könnte, gefolgt von leisem Klappern und einem unterdrückten Fluch, als wäre nun auch der Deckel auf dem Boden der Dusche gelandet. Ein Indiz dafür, dass er noch ein Weilchen im Bad beschäftigt sein dürfte.

Kurz entschlossen reckte ich mich, schnappte mir Elton John vom Fensterbrett. Eine bessere Gelegenheit wie jetzt bekam ich wohl den ganzen Tag über nicht mehr. Entweder ich tat es also sofort, oder eben erst in vielen Stunden, die ich definitiv nicht mehr abwarten konnte.

Der Tipp mit Elton John stammte immerhin von Zayn höchstpersönlich und war demnach zu wertvoll, um ihn trotzig zu ignorieren. Zayn wusste eine Menge, wenn nicht sogar alles. Ich würde nach jedem Strohhalm seines Wissens greifen, wenn er ihn mir schon so einladend hinhielt.

Oblivious (Ziall)Opowieści tętniące życiem. Odkryj je teraz