☆Shadow - 3☆

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Das war also der Dank dafür, dass man jemanden das Leben gerettet hatte. Nichts, absolut gar nichts! Wütend tippte Jenna in ihrem Computer herum. Erst riskierte sie ihr Leben für einen Fremden und dann durfte sie sich noch den Stress von ihrem Chef antun, nur weil sie 10 Minuten zu spät aus ihrer Pause zurückgekommen war. Über die Tatsache, dass ihre Jacke ebenfalls geklaut wurde, wollte sie gar nicht erst nachdenken. Insgeheim wusste sie schon, wieso sie ihre Kraft so wenig einsetzte. Genau wegen solchen Situationen. Genervt rieb sie sich ihre Hände gegen die Augen und verweilte einen Moment in dieser Position. Sofort kam das Bild von dem Fremden blonden Mann in ihr hoch. Wie er sie angesehen hatte, versetzte ihr bei dem bloßen Gedanken alleine schon eine Gänsehaut. Ihr Gefühl sagte ihr, dass dieser jemand Böse war, obwohl sie keine Beweise hatte, aber er hatte eben diese Ausstrahlung. Jenna wollte in dem Augenblick nur das niemand stirbt und der Asiate schien im ersten Moment ganz nett zu sein. Doch hätte sie gewusst, dass sie nicht mal den leisesten Anflug eines 'Dankeschön' erntete, ja wer weiß, ob sie dann überhaupt geholfen hätte. Schließlich hat der blonde Mann sie gesehen und wenn er wirklich eine Art Bösewicht war, wer konnte ihr dann garantieren, dass er es nicht nun auf sie abgesehen hatte? Nein, so durfte sie nicht denken, wenn der Fremde gefährlich war, dann hätten die anderen beiden ihr was gesagt oder nicht? Obwohl die beiden ihr im Grunde genauso fremd waren wie der blonde Mann. Jenna versuchte nicht mehr weiter darüber nachzudenken und widmete sich ihren Aufgaben.

Nachdenklich öffnete sie wieder ihre Augen und erschrak, als jemand in ihrem Büro saß. Es war allerdings nicht irgendjemand, es war der Blonde, gekleidet in einem pechschwarzen Anzug. Der Raum um sie herum wirkte plötzlich so kalt, so verloren. Als würde die Zeit stillstehen, saß Paul an seinem Schreibtisch und rührte sich keinen Millimeter.Er hob nicht mal seinen Brustkorb, um die bereits abermals stickige Luft einzuatmen.

"Wer sind sie?" Fragte Jenna verdutzt und wieder fixierte er sie mit seinen weißen Augen."Die Frage ist eher, wer bist du?" Dabei grinste er fies. Seine Stimme, die zum Ende hin rauer wurde, umklammerte sie innerlich. Sie klang nicht menschlich, fast so, als würde Jenna diese direkt ihn ihrem Kopf hören.Als sie jedoch nichts erwiderte, stand der Fremde auf und sah sich neugierig im Raum um. Dabei schien er Paul bewusst nicht zu beachten."Du kennst mich, alle kennen mich, doch niemand hat einen Namen." Mit dem Rücken zu ihr drehte er sich langsam um. Jenna fühlte sich sofort unwohl und gleichzeitig war sie neugierig auf den Blonden.
"Ich kenne dich, dein Name ist Jenna Scott!" Ruhig sah dieser sie an. "Woher wissen sie das?" Sie versuchte ruhig zu bleiben, doch spürte sie, wie sie unter dem Tisch verkrampfte. Dabei fixierte Jenna, ohne auch nur eine Sekunde wegzusehen, den Fremden. Bei diesem formte sich nach der Frage ein süffisantes Lächeln auf den Lippen.
"Ich kenne jeden Namen, ein Blick genügt." Langsam kam der Fremde um ihren Schreibtisch gelaufen. Sofort sprang Jenna auf, um den Abstand zwischen sich zu erhöhen. Verwundert war sie, als dieser jedoch plötzlich seine Hand zu ihr hinausstreckte.

Bevor Jenna diese annahm, sah sie dem Blonden tief in die Augen. Als würde er ihr direkt in die Gedanken schauen, hatten diese eine hypnotische Wirkung auf sie, sodass Jenna nicht bemerkte, wie sie schon fast ruhig seine Hand schüttelte. Als sie die eiskalte Hand umklammerte, stellten sich ihre Nackenhaare auf und holten sie ins hier und jetzt zurück.

"Man nennt mich Andras." Sein Blick senkte sich, während Jenna mit ihrem Körper zu kämpfen hatte. Solch einen Namen hatte sie zuvor noch nie gehört. Was ihre Vermutung bestätigte.
"Sie sind kein Mensch, oder?" Wer Jenna kannte, hörte das nervöse Zittern ihrer Stimme deutlich heraus. Was der Mann mit einem verschmitzten Lächeln ebenfalls bemerkte und wieder ruhig, aber elegant um den Tisch gelaufen kam. Seitdem die Avengers gegründet wurden, musste sogar der letzte Zweifel abgelegt werden, dass es keine Außerirdischen gab. Vielleicht war der Mann ihr gegenüber nicht von dieser Welt.

"Gewiss nicht und trotzdem stamme ich von der Erde. Ihr Menschen habt mir über die Jahre viele Namen gegeben. Doch das ist nicht so wichtig. Viel mehr spielst du eine Rolle." Kalt sah er sie an, während sie spürte, wie sie nervös wurde.
"Ich spüre deinen Schmerz gemischt mit einem Hauch Verzweiflung. Du willst anerkannt werden. Zeigen, was du kannst, stimmt's?" Wieso kannte er sie so gut, konnte er wirklich Gedanken lesen? Oder fügte er das eine mit dem anderen zusammen? Trotzdem hatte er recht, weshalb Jenna mit dem Kopf nickte.
"Weißt du, ich stand mal genau wie du an derselben Stelle. Doch ich habe mich hochgearbeitet zu einer angesehenen Person, zu einer gefürchteten Person. Ich suche Leute mit besonderen Fähigkeiten, die mich bei meinem Plan unterstützen. Ich habe gesehen, was du kannst, auch wenn du noch viel lernen musst, wärst du perfekt bei mir aufgehoben. Zusammen mit dir kann ich meine Ziele vervollständigen.", erklärte Andras ruhig.

Verwirrt ließ sie die Worte auf sich wirken. Es klang verlockend, doch gleichzeitig sagte ihr Gefühl, dass es die falsche Entscheidung war.
Sie sah zu ihm auf, wollte gerade antworten, als sein Blick sich plötzlich verdunkelte."Ich muss gehen!" Schnell richtete er sich auf.
"Überlege es dir gut, denn deine Entscheidung wird über deine Zukunft bestimmen." Mit den Worten löste sich der blonde in schwarzen Rauch auf, der direkt auf Jenna angeflogen kam. Als der Rauch sie gerade berührte, schreckte sie mit dem Kopf vom Schreibtisch hervor.
Hatte sie das alles nur geträumt?Panisch sah sie zu Paul, der immer noch Gedanken verloren seine Unterlagen abarbeitete. Hatte Jenna sich die Begegnung nur eingebildet? Als sie gerade von ihrem Stuhl aufstehen wollte, bildete sich ein oranger Kreis unter ihren Füßen, der sie samt Stuhl in einen neuen Raum fallen ließ. Jedoch kein Raum, denn sie kannte. Nein, direkt vor den Füßen des Mannes mit der merkwürdigen Kette, der sie nur skeptisch von oben beäugte.

Shadow (Dr.Strange FF - Buch 1)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt